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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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blieb.
    »Nein, hat es nicht.«
    Er nickte. »Terrible, du begleitest die Dame und lässt sie nicht aus den Augen.«
    Terrible schüttelte den Kopf. »Lass ihr ein bisschen Privatsphäre, Bump. Sie wird schon nich weglaufen - nich bei diesem Geist, der hinter ihr her ist.«
    Chess wurde von nagenden Gewissensbissen gepackt. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Ich hab hier überall Männer postiert, ja? Sag ihnen, dass ich gesagt hab, dass sie dich durchlassen sollen.«
    Sie nickte und ging zum Rand des Rollfelds, wobei sie sich Mühe gab, in einem solchen Tempo zu gehen, dass es schnell und zielstrebig aussah, aber nicht so, als würde sie sich jeden Augenblick in die Hose machen. Ihr brannte das Gesicht.
    Schartiger Draht kerbte sich ihr in die Hände, und das bei ihrer ohnehin lädierten Rechten. Das Sahnetüpfelchen an diesem Tag: Rost, in ihre Brandwunde gerieben. Nachdem sie den Zaun überwunden hatte, holte sie ihre Wasserflasche hervor und goss sich daraus etwas über die Handfläche, aber es war zu dunkel, um zu erkennen, ob das irgendwas brachte. Am besten dachte sie nicht mehr daran und besann sich auf die vor ihr liegende Aufgabe.
    Gut eine Minute lang stand sie da und sah sich unsicher um. Sie war sich bewusst, wie schutzlos sie sich gemacht hatte, indem sie aus Terribles und Bumps Sichtfeld herausgetreten war. Wenn Lex im Zuge seines Plans, die Wiedereröffnung des Flugplatzes zu verhindern, nun vorhatte, sie originellerweise ein zweites Mal zu verschleppen, so hatte sie sich ihm soeben auf dem sprichwörtlichen Silbertablett dargeboten.
    Außer dem rauschenden Wind war nichts zu hören. Die Häuser lagen in Dunkelheit, sahen im fahlen Mondschein geradezu verlassen aus. Die Bewohner schliefen wahrscheinlich alle schon. Chess rann der Schweiß den Rücken hinab. Sie schliefen alle. Sie konnte förmlich spüren, wie sie schliefen, wie sie sich unruhig in ihren zerwühlten und verschwitzten Betten hin- und herwälzten, während ihre Träume in Energie für jenes Wesen verwandelt wurde, gegen das sie kämpfte. Und zwar ganz allein.
    Lex ergriff ihre Hand. Sie schreckte zurück und schlug instinktiv nach ihm, doch er duckte sich. Sein leises Lachen streichelte ihre Haut. »So schreckhaft, Tülpi?«
    »Was willst du, Lex? Das ist kein sehr günstiger Moment.«
    »Ach ja?« Seine Hände legten sich um ihre Taille, und er zog sie an sich. Unwillkürlich erbebte sie und schloss die Augen, als sie seine Zähne ganz zärtlich an ihrer Kehle spürte. »Scheint mir aber doch ein günstiger Moment zu sein.«
    Mit einer Willensanstrengung löste sie sich von ihm. »Nein, ist es nicht. Ich hab ihnen erzählt, dass ich auf die Toilette müsste, und jetzt erwarten sie, dass ich gleich wiederkomme. Also: Was gibt’s?«
    »Wie du willst. Ich hoffe, du hast unsere Abmachung nicht vergessen.«
    »Nein, die hab ich nicht vergessen. Aber hier geht es nicht um die Geister. Hier geht es um den Traumdieb, und der kann jederzeit wieder hier auftauchen, also -«
    »Bump wird aber von dir erwarten, dass du die Sache endgültig regelst. Was wirst du ihm sagen, wenn er Fragen stellt?«
    »Ich dachte, das kümmert dich nicht.«
    »Vielleicht ja doch. Ein kleines bisschen.«
    »Du hast gesagt, du hättest irgendwelche Informationen für mich.«
    Er sah sie eine ganze Weile mit ausdrucksloser Miene an. »Ja, die hab ich tatsächlich. Ich hab mal selber ein paar Nachforschungen angestellt, Tülpi. Hab heute welche von meinen Leuten hierher geschickt, und die haben die Lamaru gesehen. Die wissen Bescheid, klar? Die wissen, was läuft.«
    »Das wissen sie schon die ganze Zeit. Die Typen, die bei mir eingebrochen sind und -«
    »Nee nee, das mein’ ich nicht. Klar, die kennen dich, die wissen, wo du wohnst. Aber die wissen auch, was hier abgehen soll. Die wissen, was du hier heute Nacht abziehen willst. Hier wird’s so richtig übel zur Sache gehen, also bring das hinter dich, und dann nichts wie weg hier. Lauf zum Tunnel, ich treff dich da.«
    »Weshalb?«
    »Hm?«
    »Weshalb? Was ist, wenn ich die Geister heute Nacht letztendlich doch von hier vertreibe? Was dann? Wartest du dann trotzdem auf mich, oder was? Was wirst du dann mit mir machen?«
    Selbst im schummrigen Mondschein konnte sie sein Lächeln erkennen. »Aaach, Tülpi. Das solltest du doch wissen, was ich mit dir mache. So ’n bisschen kennst du mich doch mittlerweile.«
    »Das meine ich nicht.« Es kostete sie große Willenskraft zu verhindern, dass ihre Stimme bebte.
    Er küsste

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