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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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sie und hielt dabei ihre Taille so eng umschlungen, dass sie sich zurückbeugen musste. Das war zu viel für ihre strapazierten Nerven, und die Kombination aus Speed, Adrenalin und leidenschaftlichem Verlangen sorgte dafür, dass sie weiche Knie bekam und sich auf eine Art und Weise an ihn klammerte, die ihr sehr peinlich gewesen wäre, wenn sie nicht ganz energisch so getan hätte, als würde das hier gar nicht geschehen.
    »Ich glaub an dich«, sagte er schließlich. »Du bist ja nicht dumm. Du wirst dir schon irgendwas einfallen lassen.«
    »Du bist mir echt eine große Hilfe.«
    »Ich hab dir doch gesagt: Ich bin eher nicht so der hilfreiche Typ.«
    Sie schnaubte und wandte sich wieder zum Zaun um. In spätestens einer Minute würden sie jemanden losschicken, der nach ihr suchen sollte, wenn sie das nicht schon getan hatten. »Das merk ich mir.«
    »Also gut.« Sie stellte ihre Tasche neben den aufgebahrten Slipknot auf den Boden und stemmte die Hände in die Hüften. Eine leichte Benommenheit machte sich in ihrem Kopf breit, doch sie zwang sich, das zu ignorieren. Sie durfte das hier nicht verbocken. Ihr Leben stand jetzt auf dem Spiel, und das gleich in mehrfacher Weise. »Es ist von größter Wichtigkeit, dass keiner von euch einschläft. Womit wir es hier zu tun haben ... dieses Wesen speist sich aus Schlaf oder hat zumindest die Fähigkeit, das zu tun. Er kann euch müde und schläfrig machen. Also: Was immer ihr tun müsst, um wach zu bleiben - tut es!«
    Sie nickten, bis auf Bump und Terrible allesamt brave Soldaten. Bump stand ein wenig abseits, und die Diamanten an seinen Fingern funkelten im Mondschein. Und Terrible ... Der schaute nur zu und wartete ab, und die Anspannung seines Körpers war nicht zu übersehen.
    »Und außerdem glaube ich, dass die Leute, die mit dieser ganzen Sache angefangen haben, heute Nacht hier eventuell auftauchen könnten. Nichts darf meinen Zirkel durchbrechen. Falls der Zirkel durchbrochen wird, während ich schon mit dem Ritual begonnen habe, haben wir ein Problem, und damit meine ich: ein echtes Problem. Ihr müsst also alle anderen davon fernhalten, okay? Kommt bitte her, ich will euch vorher noch markieren. Das könnte nützen.«
    Mit dem neuen Stück schwarze Kreide, das sie an diesem Nachmittag gekauft hatte, dauerte es nur ein paar Minuten, ihnen allen die nötigen Symbole auf die Stirn zu malen. Anschließend sahen sie aus wie das Ensemble einer grotesken Revue, und Chess erwartete fast, dass sie gleich anfangen würden zu tanzen.
    »Und jetzt ausschwärmen und aufpassen!«, befahl Bump. »Und wer einpennt, stirbt. Klar? Eingepennt wird nicht!«
    Das Gras raschelte unter ihren Füßen, als sie auseinandergingen, aber Chess sah nicht mehr hin. Vielmehr blickte sie kurz auf ihren Kompass, kniete sich dann hin, baute ihren Rutenhalter auf und legte ihre übrigen Utensilien drum herum. Dann zog sie mit den Füßen ein Septagramm, einen siebenzackigen Stern, in den Erdboden und platzierte an den Endpunkten jeweils eine Kerze. Das Septagramm würde zusätzliche Energie und zusätzlichen Schutz spenden. Sie hatte dieses Symbol bisher nur ein einziges Mal genutzt, aber es hatte während ihrer Ausbildung zum ganz normalen Lehrplan gehört, und manche Debunker nutzten es ständig.
    Als sie damit fertig war und sich umsah, erwartete sie schon halb, Ereshdiran mit gebleckten Zähnen auftauchen zu sehen. Doch stattdessen sah sie nur die Rücken von Bumps Männern, die in einiger Entfernung wie befohlen Wache schoben.
    Und Terrible. Sie schenkte ihm ein Lächeln, und er erwiderte es mit knappem Nicken. Er war jetzt im Dienst, hatte keine Zeit für solchen Firlefanz wie freundliche Umgangsformen. Oder er war einfach nur nervös. Schließlich hatte er schon mit dem Traumdieb zu tun gehabt, hatte den toten Randy gesehen und erlebt, wie das ganze Haus gebebt hatte. Er wusste besser als die anderen, was auf sie zukommen konnte. Und da waren die Lamaru noch nicht inbegriffen, die hier jederzeit in bekannter Zahl auflaufen konnten, um ihnen eine Schlacht zu liefern.
    Doch das war nicht Chess’ Angelegenheit. Zumindest nicht, wenn sie Glück hatte. Es standen zwar nur ein gutes Dutzend Männer zur Verteidigung des Zirkels da, aber die waren zweifellos knallharte Kerle.
    Mit der Kreide malte sie sich weitere Zeichen auf Stirn und Wangen und übermalte auch die Umrisse einiger ihrer Tätowierungen, um sie zu aktivieren. Nie zuvor hatte sie mit all dem einen solchen Aufwand

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