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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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hatte auf dem Zettel nicht erwähnt, wo er anzutreffen war, doch die Dusters traten an diesem Abend im Chuck’s in der 50. Straße auf, und Chess ging davon aus, dass er dort zu finden sein würde. Die Mortons würden noch ein wenig warten müssen. Sie würden ihr schließlich nicht die Wohnungstür aufbrechen und ihr schwere körperliche Schmerzen zufügen, wenn Chess wieder nicht käme. Terrible dafür umso mehr.
    Sie hatte sich eine saubere Jeans, ein halb durchsichtiges Top und Stiefel mit hohen Absätzen angezogen, steckte sich noch ihr Messer ein - das sie zurückbekommen hatte, nachdem Lex sie sechs Blocks von ihrer Wohnung entfernt aus dem Tunnel geführt hatte -, außerdem einen Zwanziger und ihre Schlüssel.
    Schon fast aus der Tür, kehrte sie noch einmal um und nahm auch einen kleinen Beutel Asafötida mit. Es war dumm von ihr gewesen, gestern Abend ohne aus dem Haus zu gehen. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen.
    Es war natürlich ebenfalls dumm gewesen, Lex auch nur ein Wort zu glauben und mit ihm diesen Tunnel zu betreten. Es war dumm gewesen, sich auf diese ganze Sache einzulassen. Mann, so ziemlich alles, was sie in den vergangenen Tagen getan hatte, war dumm gewesen.
    Doch daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Und es würde ihr bestimmt noch was einfallen, wie sie zwei Drogendealern und ihren diversen Schergen Sand in die Augen streuen konnte. Wahrscheinlich im Auto. Die besten Ideen kamen ihr oft im Auto.
    Ihre Absätze klackten wohlklingend übers Pflaster, als sie um die Ecke zur 50. Straße bog. Am Straßenrand standen die üblichen Verdächtigen mit hochgezogenen Schultern in der Novemberkälte: Rockabilly-Punks wie Terrible, mit ihren Schmalztollen und  Bowlinghemden, ein paar Oldschool-Kids wie Lex mit Stachelfrisur und Ketten mit Vorhängeschlössern um den Hals, ja sogar ein paar Lounge Lizards in Sharkskin-Jacketts und Leisetretern. Die Mädels waren meist wie Chess gekleidet. Bei den Punks war es wie bei den Vögeln: Die Männchen waren in der Regel prachtvoller als die Weibchen.
    Die Dusters hatten noch nicht angefangen zu spielen, und daher standen alle draußen rum und tranken was. Chess schnorrte sich eine Kippe von einem Retro-Skater - er trug sogar ein Lance-Mountain-T-Shirt, das den Versuch, es zu waschen, vermutlich nicht überstanden hätte -, verschränkte die Arme vor der Brust und hielt unter den Leuten Ausschau nach Terrible. Sie wollte das schnell hinter sich bringen.
    Doch er schien nicht da zu sein. Die meisten Gesichter kamen ihr bekannt vor, aber seins war nicht darunter. Sie ging stirnrunzelnd einmal um den ganzen Pulk herum. Wenn er nicht hier war, musste sie zu Bump gehen, und lieber wollte sie den Auftritt sehen.
    An die seitliche Außenmauer des Klubs gelehnt, schmuste ein Pärchen. Chess sah ihnen einen Moment lang zu, wofür sie sich genierte, aber sie konnte den Blick einfach nicht abwenden.
    Die Frau war ein zierliches Ding, platinblond, trug einen Minirock und Schuhe mit Plateausohlen, die aussahen, als wären sie schwerer als sie selbst. Ihre dünnen Beine hatte sie dem Typ um die Taille geschlungen, und die zarten weißen Arme um den Rücken. Ihr Gesicht konnte Chess nicht sehen: Es war fast vollkommen unter den Händen des Typs verborgen, der so zart ihre Wangen umfasste, als fürchtete er, ihr andernfalls die Knochen zu brechen. Chess konnte sich nicht erinnern, jemals so angefasst worden zu sein. Blanker Neid stieg in ihr auf.
    Das Mädchen streichelte dem Typ den Nacken und fuhr ihm dann mit den Fingern ins Haar. Er schob die Hüften vor, presste das Mädchen an die Mauer und senkte den Kopf, um ihr den Hals zu küssen. Dadurch fiel Licht auf seine wulstige Augenbrauenpartie und die krumme Nase.
    Es war Terrible.
    Chess schoss die Hitze ins Gesicht. Ja, es war eindeutig Terrible. Jetzt verstand sie auch, weshalb er rot geworden war, als sie ihn mit seinen Koteletten aufgezogen hatte. Sie war nie davon ausgegangen, dass er sich überhaupt für Frauen interessierte. Er war ihr immer vollkommen asexuell vorgekommen, als jemand, der viel lieber prügelte als poppte. Doch das war dumm gewesen. Er war schließlich ein Mann.
    Ihr selbst waren Drogen meistens wichtiger als Sex, aber eigentlich konnte sie sich für beides begeistern. Warum er also nicht auch?
    Sie nahm noch einen energischen Zug aus der Zigarette und wandte sich ab, um sich unter die Leute zu mischen, bis er wieder ansprechbar wäre. Dabei blieb sie mit dem Absatz an einer

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