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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Kante im Pflaster hängen und zerrte sich das Fußgelenk. Sie fiel nicht hin, aber das Schaben ihres Schuhs über den Asphalt und der leise Aufschrei, den sie nicht ganz unterdrücken konnte, waren auffällig genug.
    Einige Leute sahen sich zu ihr um. Darunter auch Terrible. »Chess! Wo warst du denn? Ich hab stundenlang vor deiner Haustür auf dich gewartet!«
    Die kleine Blonde warf Chess einen selbstgefälligen, hasserfüllten Blick zu. Drecksfotze. Die sollte mal besser aufpassen, dass sie nicht mit Terrible zum siamesischen Zwilling verschmolz, wenn sie sich weiter so an ihn presste.
    »Ich bin bei der Arbeit aufgehalten worden«, gelang es ihr zu erwidern. »Tut mir leid. Ich hatte keine Handynummer von dir.«
    »Ja, okay, erinnere mich dran, dass ich sie dir gebe.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Schlange, die sich vor dem Eingang bildete. Die Band machte sich offenbar für den Auftritt bereit. »Kommst du mit rein?«
    »Äh, ja, wollt ich eigentlich schon. Was trinken und so.«
    Sie hatte sich schon so manche unbehagliche Situation mit Terrible vorgestellt, aber bestimmt keine, wo sie ihn gerade beim Trockensex an einer Gebäudemauer ertappte. Das mit dem Sex war ihr egal, und es war nun beileibe nicht so, dass sie gern an Stelle der Platinblonden gewesen wäre ... Es war bloß ... sehr seltsam, so als hätte sie einen Ältesten in der Kapelle mit einer Goody erwischt.
    Er machte sie mit der jungen Frau bekannt - sie hieß Amy -, und dann standen sie noch einen Moment lang beklommen beieinander, ehe sie sich zum Eingang begaben. Terrible musste nirgends Eintritt zahlen, denn man wusste, wer er war. Chess zahlte ebenfalls nirgends Eintritt, dafür sorgten schon ihre Tattoos.
    Drinnen im Klub drängten sich die schwitzenden Leiber. Im Schein der rötlichen EXIT-Neonschilder und der bunten, hin und her schwenkenden Bühnenscheinwerfer wirkten sie wie ein blutrünstiger Fackelmob. Chess versuchte, sich zum Tresen durchzukämpfen, gab es aber auf, nachdem man ihr drei Mal mit voller Wucht auf die Zehen getreten war. Großartig. Die Hand tat ihr immer noch weh, ihr Fußgelenk war angeschlagen, und jetzt hatte sie auch noch gequetschte Zehen.
    Durch eine Menschenmenge zu dringen war für Terrible kein Problem. Er schob sich einfach voran, wie ein Schneepflug, und binnen Sekunden bemerkten die Leute, wer er war und machten ihm ganz von selber Platz. Er brachte Chess und Amy in einer Sitznische am anderen Ende des Saals unter und ging dann Getränke holen. Er fragte nicht nach ihren Wünschen. Bier war die einzige Option.
    »Chess! Hey! Hab ich mir doch gedacht, dass ich dich hier treffe!«, brüllte ihr jemand ins rechte Ohr, dass sie vor Schreck zusammenzuckte. Und ihr Unbehagen nahm nicht ab, als sie sah, wer es war.
    »Was machst du denn hier, Doyle?«
    »Ich mag diese Band.«
    »Ich hab dich aber noch nie bei einem Konzert von ihnen gesehen.«
    »Das muss nicht heißen, dass ich nie auf einem war.«
    »Die spielen aber nur in Downside, soweit ich weiß. Kommst du öfter hierher?«
    Eines musste sie zugeben: Er sah fast aus, als gehörte er dazu. Er trug das obligatorische Schwarz — von den Stiefeln über die Jeans bis zum leichten Anorak.
    »Nur manchmal. Ich dachte, du und ich, wir könnten mal was zusammen unternehmen.«
    »Da hast du falsch gedacht.«
    Terrible kam mit Bierflaschen in den Pranken zurück. Er sagte kein Wort, pflanzte sich nur neben Chess auf und sah Doyle mit hochgezogener Augenbraue an.
    Doyle streckte ihm eine Hand entgegen. »Hallo.«
    Terrible rührte sich nicht. Doyle stand noch einen Moment lang mit ausgestreckter Hand da, ehe er sie schließlich wieder in die Tasche steckte. Nicht einmal das Rotlicht konnte die Farbe kaschieren, die ihm ins Gesicht schoss.
    Terrible reichte ihr ein Bier. »Alles klar, Chess?«
    War sie so leicht zu durchschauen? »Ja, alles bestens.«
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Doyle und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Es ist wichtig.«
    Er wollte offenkundig nicht locker lassen, bis sie nicht miteinander gesprochen hätten, und daher seufzte Chess und erhob sich. »Also gut, fünf Minuten.«

10
    »Es gibt vieles, was die Menschen nicht begreifen können.
    Die Kirche begreift es für sie.«
    Das Buch der Wahrheit, »Veraxis«, Artikel 2
    Doyle führte sie unangenehm nah an die Stelle, wo sie Terrible und Amy entdeckt hatte, in den Schatten des Gebäudes hinein. »Wie läuft’s denn so bei deinem neuen Fall?«
    »Um mich das zu fragen, hast du

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