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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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und ging dann hinüber, wobei sie sich große Mühe gab, den Blick nur auf seine Haut zu richten und nicht auf die Partien, wo von der Haut nichts mehr übrig war.
    »Was siehst du, meine Liebe?«, fragte Bump, der trotz allem einen entspannten Eindruck machte. »Meinst du hexi-hexi?«
    Ich meine eher kotzi-kotzi, dachte Chess. Sie hielt sich die Hand vor Mund und Nase und bückte sich, um sich die Sache genauer anzusehen.
    Das Feststellen der Todesursache gehörte nicht zu den Aufgaben des Debunkers. In diesem Fall jedoch war auf den ersten Blick klar, woran dieser Mann gestorben war.
    »Ein Ritualmord«, sagte sie. »Sie haben ihm ...« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf den verstümmelten Unterleib des Toten und sah die Männer wie aufs Stichwort erbleichen. »Sie haben sie wahrscheinlich verbrannt. Von wegen Machtzentrum und so. Und seht ihr die Einritzungen an den Handgelenken? Das sind Runen.«
    »Und was besagen die?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist schwarze Magie. Das ist für unsereins tabu. Aber diese Wunden kann er sich nicht selbst zugefügt haben, und - ah!«
    Alle wichen gleichzeitig zurück, als das Herz des Toten einen langsamen, glucksenden Schlag tat.
    »Der ist ja gar nicht tot! Der -«, schrie Bump, doch Chess schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Nacktes Entsetzen packte sie, denn jetzt erst sah sie die Rune, die in das Herz des Toten geritzt war: Sie sah genauso aus wie eine auf dem Amulett in der Holzschatulle bei ihr daheim.
    »Er ist tot. Aber seine Seele ist noch da drin eingesperrt.«

13
    »Es gibt natürlich keinen Beweis, dass ein sauberes, gut
    geführtes Haus tendenziell auch sicher und geisterfrei ist,
    aber weshalb ein Risiko eingehen?«
    Ratschläge für die Damenwelt, von Mrs. Increase
    »Ich versteh nich, was die Seele mit dem Herzen zu tun haben soll.« Terrible wechselte auf die Ausfahrtspur des Highways. Er brachte Chess nach Hause, und sie konnte es kaum erwarten, endlich in ihren vier Wänden zu sein. Der Gedanke an diesen Mann - Bump hatte ihn als Slipknot identifiziert, einen im Finanzdistrikt tätigen Taschendieb - und die Vorstellung, welchen Horror er in seinen letzten Stunden durchgemacht hatte und welche Demütigungen seine Seele selbst jetzt noch erdulden musste ... und sie konnte nicht einmal etwas unternehmen, um ihm beizustehen! Sie rieb sich die Stirn, als könnte sie das alles einfach ausradieren.
    »Streng genommen nichts. Aber solange der Körper noch lebendig ist, kann die Seele ihn nicht verlassen.«
    »Dann ist er also nicht tot.«
    »Doch, er ist tot. Seine Seele ist eingesperrt. Sein Körper lebt nicht aus eigener Kraft. Der Zauber ist es, der ihn körperlich am Leben erhält, damit er von eben dieser Seele gespeist werden kann.«
    Terrible dachte einen Moment lang darüber nach. »Sie wirken also einen Zauber und nutzen dazu sein Blut und seine Eingeweide. Dann sperren sie seine Seele ein, damit sie die Magie speist. Und die Magie wiederum hält den Körper am Leben. So eine Art Kreislauf?«
    »Genau«, sagte sie, erstaunt, dass er das so schnell begriffen hatte.
    »Und du kannst ihm nicht helfen? Ist es nicht das, was du normalerweise machst?«
    »Normalerweise würden wir jetzt ein Ritual abhalten, um seine Seele zu befreien. Eine Austreibung.«
    »Ihn also in die Stadt fortschicken?«
    »Genau.« Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz hin und her. »Aber das können wir in diesem Fall nicht machen, da wir nicht wissen, was für ein Zauber das ist.«
    »Beendet das nicht den Zauber, wenn ihr die Seele austreibt?«
    »Das weiß man nicht.« Sie hatte an diesem Tag schon so viel geraucht, dass ihr die Zungenspitze brannte, aber das hielt sie nicht davon ab, sich noch eine anzustecken. »Wenn ich dieses Amulett entschlüsseln könnte, wenn ich herausfinden könnte, wozu dieser Zauber dienen soll, wüsste ich möglicherweise, wie man ihn beenden kann. Aber so ... Wenn man die Seele herauslösen würde, könnte das den Zauber brechen, aber der Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Jemand anderes könnte in den Zauber hineingesogen werden.«
    »Jemand wie du.«
    »Ja.«
    Es wäre ja beinahe so gekommen. Nie hatte sie eine solche Dunkelheit gespürt und nie einen solchen Sog. Was dort in Chester geschehen war, war viel schlimmer als eine simple Geistererscheinung. Und dank ihrer bescheuerten Neugier hatte sie es geschafft, sich noch tiefer in diesen ganze Schlamassel zu verwickeln. Das Amulett hatte von ihrem Blut gekostet. Sie hatte es

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