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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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ihm.«
    »Danke.« Sie öffnete den Wandschrank, nahm ein dunkelrotes Oberteil und eine Jeans heraus und ging dann zur Kommode. Obwohl sie sich ein wenig dumm dabei vorkam, stellte sie sich so, dass er nicht sehen konnte, wie sie einen Slip und einen BH auf das zusammengefaltete Oberteil legte und dann die Jeans darüber breitete.
    »Wo hast du denn überhaupt übernachtet? Hier ja wohl nich - und bei Doyle ja wohl auch nich.«
    »Äh. Nee. Ich hab mir ’n Hotelzimmer genommen.« Sie sah sich kurz zu ihm um, doch er blickte nicht in ihre Richtung, sondern starrte aus dem schmalen Fenster.
    »Gute Idee. Hey, kennst du die Leute, die da wohnen?«
    »Was für Leute?«
    »In dem Haus auf der anderen Straßenseite. Ich kann direkt bei denen in die Wohnung gucken. Das Fenster hier ist ja echt ziemlich schmal, da können sie wahrscheinlich nichts sehen, aber ... Wie steht's denn mit den anderen Fenstern? Zum Beispiel im Wohnzimmer? Glaubst du, da kann man reingucken?«
    »Äh ... keine Ahnung.«
    Er trat beiseite, als sie zu ihm kam, und überließ ihr den Platz am Fenster. Vielleicht wollte er ihr auch einfach nicht allzu nahe kommen.
    Er hatte Recht. Wenn drüben die Vorhänge aufgezogen waren, konnte man in die Fenster reinsehen. Aus dem Grund, den er schon genannt hatte, hatte sie sich nie darum gekümmert, ob man auch bei ihr hineinsehen konnte. Das Fenster war schmal, die Mauer dick, und sie verbrachte ohnehin nicht viel Zeit in diesem Zimmer, hielt sich dort nur zum An- und Ausziehen und Schlafen auf. Andere Leute brachte sie nicht hierher. Und schon gar keine Männer. Die durften manchmal in ihre Wohnung, aber ins Schlafzimmer: Nie.
    »Ich glaub, ich hab gestern Abend die Vorhänge im Wohnzimmer offen gelassen. Und jetzt sind sie zugezogen.«
    »Und was ist mit dem großen Buntglasfenster? Kann da einer durchsehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wir fragen trotzdem, okay? Ich hab auch über das Blut auf deinem Fußboden nachgedacht. Nach dem Einbruch. Da war anschließend kein Blut auf dem Flur oder so. Nur in deiner Wohnung. Das ist doch merkwürdig, gar keine Blutspuren. Und da hab ich mir gedacht, vielleicht haben die hier ganz in der Nähe einen Unterschlupf, und von da haben sie einen rübergeschickt, der den Flur sauber machen sollte. Aber weshalb hat der dann nich auch das Blut in deiner Wohnung weggemacht? Vielleicht ist dieses Blut irgendwie magisch oder so? Oder das sollte eine Warnung sein?«
    Ach du Scheiße. Wieso konnte er nicht dieses eine Mal tatsächlich dumm sein? Lex Männer mussten die Leichen in Plastikfolie gewickelt haben.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass es magisch wäre«, sagte sie und wählte ihre Worte mit Bedacht. »Vielleicht wurden sie beim Saubermachen gestört.«
    »Ein Grund mehr, sich mal umzuhören, nich wahr?«
    Sie nickte und sah ihn an. Er stand ganz nah an der Wand. »Hör mal, Chess ...«
    Mist. »Hey, ich sollte mich wohl entschuldigen«, sagte sie, ehe er fortfahren konnte. »Ich war gestern Abend wohl ziemlich zugedröhnt, kann mich kaum noch an was erinnern. Hab ich ... hab ich mich irgendwie seltsam benommen, als wir uns begegnet sind? Wir sind uns doch begegnet, oder?«
    In seinem Gesicht regte sich nichts. Dann blickte er zu Boden und schüttelte den Kopf. »Nee. Nee, du warst okay. Mach dir keine Sorgen, ja?«
    »Danke.«
    Beklommenes Schweigen. Chess fühlte sich klebrig, als hätte sich ihre Falschheit in eine dünne Schmutzschicht verwandelt, die nun ihren ganzen Körper überzog. »Ich zieh mich dann mal an«, sagte sie und ging.
    Sie schlüpfte in das Oberteil, griff zum Telefon und rief den Ältesten Griffin an. Während es klingelte, hoffte sie, dass er persönlich drangehen würde.
    Doch stattdessen meldete sich Randy Duncan.
    »Chessie, wie geht's dir?«
    Sie runzelte die Stirn. Wieso ging er in Griffins Büro ans Telefon? »Gut, Randy. Was gibt’s Neues?«
    »Ich hab grad mit dem Ältesten Griffin gesprochen. Über ... über die seltsamen Dinge, die in letzter Zeit vor sich gehen.«
    »Seltsame Dinge?«
    Schweigen. »Du hast noch nicht davon gehört?«
    »Nein.«
    »Irgendwelche Leute sind heut Nacht ins Gebäude eingebrochen. Na ja, nicht richtig eingebrochen, aber es ist ihnen jedenfalls gelungen, runter auf den Bahnsteig zu gelangen und da die ganzen Sicherungen rauszunehmen. Der Fahrstuhl, der Zug - alles war stillgelegt. Es sieht sogar so aus, als hätten sie sich an den Toren zur Stadt zu schaffen gemacht, als hätten sie versucht, da einzudringen.

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