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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Und ich dachte ... na egal.«
    »Nein, was? Was dachtest du?«
    »Hast du in letzter Zeit irgendwas Seltsames gesehen? Ich meine ... einen Geist, aber einen sehr starken?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Nein. Wieso?«
    »Ich hab bloß von so was gehört, und ... Hast du Doyle in letzter Zeit mal gesehen?«
    »Wieso?« Nicht sehr originell, aber es funktionierte.
    »Ich glaube, da geht irgendwas vor sich. Mit Doyle. Ich glaube, ich habe ihn gestern Abend gesehen, so gegen zehn, wie er über den Rasen lief. Ich glaube, da war jemand hinter ihm her, Chessie. Jemand, der ihm was antun wollte, der vielleicht uns allen was antun will. Ich mach mir Sorgen um ihn, weißt du. Er kommt mir in letzter Zeit sehr nervös vor. Und ich dachte, du wüsstest vielleicht, woran das liegen könnte.«
    »Tut mir leid, Randy, aber ich hab mit Doyle echt nicht viel zu tun.«
    Sie hörte ihn am anderen Ende der Leitung tief durchatmen. »Na gut, hör zu. Wenn du ihn mal sprichst, oder wenn du ihn siehst, könntest du ihm dann bitte sagen, dass ich ihn suche? Aber sag ihm nicht, wieso. Ich will ihm nur helfen, ich meine: Wenn wir alle mehr zusammenhalten würden, könnten wir echt viel mehr erreichen. Und ich habe dem Ältesten Griffin alles erzählt, was ich weiß, und er sieht das genauso.«
    Typisch Randy. Als Nächstes würde er ihr noch verklickern wollen, dass die Liebe der wahre Motor des ganzen Universums sei. Was für ein unglaublicher Einfaltspinsel er doch war.
    Sie beendete das Gespräch und setzte sich auf die Couch. Dann hatte Randy den Traumdieb also ebenfalls gesehen. Er hatte es nicht direkt gesagt, aber das musste es wohl bedeuten. Und er hatte Doyle gesehen, genau um die Zeit, da der Überfall auf sie stattgefunden hatte.
    Es hätte ihr eigentlich schwerfallen müssen zu glauben, dass Doyle zu so etwas imstande war. Doch es fiel ihr gar nicht schwer. Doyle hielt sich für etwas Besseres, hielt sich für klüger, attraktiver und fähiger. Es war diese Arroganz, die sie anfangs so zu ihm hingezogen hatte, nicht wahr? Das intuitive Gefühl, dass ihm alle anderen im Grunde scheißegal waren und er sich ausschließlich für sich selbst interessierte - und dass er schon deshalb keinen Druck auf sie ausüben würde. War der Gedanke so abwegig, dass sich dieser Egozentriker mit den Lamaru einlassen könnte?
    Wenn ihr Leben sie eines gelehrt hatte, dann dies: Man konnte nie wissen, was in den Menschen wirklich vor sich ging. Menschen waren Scheißviecher. Der einzige Unterschied zwischen Menschen und Tieren war der, dass Menschen das Bedürfnis verspürten, das zu verbergen.
    Deshalb hatte sie es Doyle nicht so ganz abgekauft, als er mit einem Mal aufgetaucht war und mit seinem Süßholzgeraspel angefangen hatte. Es war eine Sache, mit jemandem ins Bett zu gehen, weil man Lust dazu hatte. Es war aber etwas ganz anderes, mit irgendwelchem Bullshit dazu gebracht zu werden.
    Ach, Doyle ... Sie schüttelte den Kopf. Es war so gut zu wissen, dass die Beziehung zu ihm vollkommen belanglos gewesen war. Sie hatte ja vielleicht einiges getan, was ihr im Nachhinein peinlich war, aber was den Charakter dieser Beziehung anging hatte sie sich nie vertan.

27
    »Dass es keinen Gott gibt, ist eine Tatsache und also
    die Wahrheit. Dass es die Seele gibt, ist ebenfalls eine
    Tatsache und also die Wahrheit. Dass die Seele beschützt
    werden muss und dass sie von Skrupellosen missbraucht
    werden kann, ist eine entsetzliche Tatsache, und die Kirche
    verdammt all jene, die solches versuchen.«
    Das Buch der Wahrheit, »Regeln«, Artikel 154
    Knapp eine Stunde später folgte sie Terrible über das braune, struppige Gras entlang einer Reihe baufälliger, garagenartiger Lagerschuppen. Vom anderen Ende her tönte der stete Schlag einer Trommel. Viele Bands mieteten sich an solchen Orten Proberäume, zumal in Downside, wo die Nachbarn auf eine Ruhestörung eher mit Fäusten und Messern als mit Telefonanrufen reagierten.
    An ihrem Ziel angelangt, versperrte ihr Terribles breites Kreuz die Sicht ins Innere des Schuppens, doch die daraus hervorströmende kalte Luft traf sie noch vor dem Eingang.
    Bump hatte den Schuppen offenbar umbauen lassen. Die Wände waren mit stumpfen Stahlplatten verkleidet, unterbrochen von den Drahtgitterfronten großer Tiefkühlschränke. Terrible hatte von einem »Kühlhaus« gesprochen, aber Chess hatte sich etwas anderes darunter vorgestellt. Ihre dünne Strickjacke war dem nicht gewachsen. Es wäre nett von ihm gewesen,

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