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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Wieso hab ich bloß -« Er schlug mit der flachen Hand an die Wand, sodass sie buchstäblich erbebte. Dann stützte er sich mit beiden Händen dagegen und sah zu Boden.
    »Hat er dir wehgetan?«
    »Was?«
    »Hat er - hat er dir wehgetan?« Er sah sie an. Sein Gesicht war fleckig vor Wut, seine Augen schwarze Löcher.
    »Nein.«
    Er nickte und nickte dann noch mal, als könnte er sich dadurch überzeugen. »Okay. Okay.«
    »Mir geht's gut.«
    Nun, zumindest ihre Sorgen, wie sie ihm wieder unter die Augen treten sollte, hatten sich damit erledigt. Die Anspannung löste sich. Vielleicht hätte sie sich bei Doyle bedanken sollen.
    »Okay.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und über den Nacken. »Und wo ist Brain?«
    Sie führte ihn zum Bett, und ihr schlechtes Gewissen bremste ihre Schritte. Brains Tod war ihr Versagen, da gab es kein Vertun. Sie hatte Doyle hereingelassen, hatte ihm sogar den Namen des Jungen genannt. Sie hatte nicht ausdauernd genug nach Brain gesucht, hatte zeitweilig sogar überhaupt nicht mehr an ihn gedacht. Klar, sie hatte gerade viel um die Ohren, aber dennoch ... Er war noch ein Kind gewesen, und jetzt war er tot. Und sie hätte ihn retten können.
    Terrible blieb vor dem Bett stehen. »Die Runen da - sperren die auch seine Seele ein?«
    »Nein. Die sind ganz willkürlich. Die sind nicht mal alle aus demselben Alphabet. Ich glaube, das soll eine Art Visitenkarte sein. Als ob das nötig wäre.«
    »Der arme Junge.« Er schüttelte den Kopf. »Hast du eine Idee, wer das getan haben könnte? Wer aus der Kirche, meine ich?«
    »Ja, hab ich. Ich glaube, es war Doyle.«
    Terrible blähte die Nasenlöcher.
    »Ich hab heut Morgen drüber nachgedacht. Brain war neulich hier, und als Doyle reinkam, ist er abgehauen. Ich hab mir weiter nichts dabei gedacht, ich dachte nur, es hätte ihn vielleicht nervös gemacht, dass ihn jemand bei mir gesehen hat, aber jetzt denke ich anders darüber. Doyle hat übrigens in meiner Wohnung herumgeschnüffelt, eines Abends, als ich mal das Zimmer verlassen hab. Und er war es auch, der mir als Erster von dem Traumdieb erzählt hat. Er sagte, ein paar unserer Kollegen hätten ihn gesehen, und er wollte mich danach fragen. Angeblich wollte er mit mir und ein paar anderen zum Großältesten gehen und ihm berichten, was vor sich geht.«
    »Und du glaubst, er hat dir da nur was vorgemacht und wollte nur rausfinden, was du weißt?«
    »Ja, im Grunde schon.«
    Terrible schloss Brain die Augen. »Der arme Junge«, sagte er noch einmal und hob dann wieder den Blick. »Also, das ist der Plan für heute: Bump wartet im Kühlhaus auf uns, wo er den Toten aufbewahrt. Der alte Earl ist meist so ab drei im Pfeifenraum in der Fünfundzwanzigsten, also fahren wir da anschließend hin. Dann zur Kirche, mal sehn, mit wem wir da reden können. Hat der Scheißkerl dir irgendwelche Namen genannt? Andere Leute, die den Traumdieb gesehen haben?«
    Sie nickte.
    »Gut. Dann sprechen wir mit denen. Vielleicht schaust du auch noch bei den Ältesten rein und erzählst ihnen ’n bisschen was. Okay?«
    Auf dem Wecker neben ihrem Bett war es kurz nach zwei. »Und was ist mit Brain?«
    »Bump hat Leute, die sich um so was kümmern. Aber du solltest dir vielleicht neues Bettzeug kaufen.«
    »Ja, so weit war ich auch schon.« Ihr schossen Tränen in die Augen, die davon zu brennen begannen, und sie wandte sich ab, damit er es nicht sah. Warum ausgerechnet bei ihr zu Hause? Sie wusste nicht, ob sie sich hier jemals wieder sicher fühlen würde. Nicht einmal die magischen Wehre, die sie an den Türen angebracht hatte, hatten die Eindringlinge fernhalten können - eigentlich klar, denn Lamaru oder Mitarbeiter der Kirche wussten, wie man so etwas lahmlegte.
    Ihr kleines, spartanisch eingerichtetes Schlafzimmer mit den schlichten grauen Wänden und der wasserfleckigen Decke war ihr noch nie so kalt vorgekommen. Neues Bettzeug, von wegen. Ein neues Bett würde sie kaufen müssen. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich jemals wieder da hinzulegen, wo Brain jetzt lag.
    Sie räusperte sich. Ihr war bewusst, dass Terrible sie beobachtete, sie war aber nicht willens, es sich anmerken zu lassen. Die Anspannung, von der sie schon geglaubt hatte, sie hätte sich in Luft aufgelöst, ballte sich nun wieder um sie beide zusammen. Was er wohl dachte?
    »Wir sollten dann mal gehen«, sagte sie schließlich. »Ich zieh mich nur kurz um, okay?«
    Er nickte. »Mach das doch in einem anderen Zimmer. Ich bleib hier bei

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