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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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Polizisten durch die Hintertür. »Wir sind hier«, rief ich. Mein Angreifer zappelte inzwischen wie ein Fisch auf dem Trocknen. Er versuchte, von den Kisten aufzustehen und gleichzeitig die Stichwunde zuzuhalten.
    Vorsichtig kamen zwei Polizisten in die Küche und peilten, ehe mir einer zu Hilfe kam die Lage. Der andere forderte Verstärkung und einen Rettungswagen an.
    »Dieser Mann hat versucht, mich zu erstechen«, sagte ich aufgebracht zu dem Polizisten. Ich kannte ihn nicht. Er war jung, wahrscheinlich ein Frischling.
    Er blickte kurz über die Schulter, während er meinen Vater von Klebeband befreite. »Wie’s aussieht, haben Sie gewonnen«, meinte er zwinkernd.
    »Ja, habe ich«, sagte ich mit stolzgeschwellter Brust, dann guckte ich Fish-Man an. »Kannst es ja noch mal mit einem richtig spitzen Messer versuchen.« Der andere Polizist hatte ihm inzwischen Handschellen angelegt und drückte ein Küchenhandtuch auf seine Wunde. Ich hoffte, dass der Kerl nicht verblutete. Bisher war noch nie ein Mensch von meiner Hand gestorben.
    Der Frischling zog das letzte Stück Klebeband ab.
    »Es tut mir so leid, Schatz«, sagte mein Dad mit heiserer Stimme.
    Ich zog ihn in meine Arme, während der Polizist sich daranmachte, ihm die übrigen Fesseln zu lösen. Er war völlig mit Klebeband verschnürt. Dad und ich zitterten am ganzen Leib und hatten Tränen in den Augen.
    »Bist du verletzt?«, fragte ich gerade, als Onkel Bob mit einigen Sanitätern hereinkam.
    »Leland«, sagte er und kniete sich neben seinen Bruder. Nach einem langen, kalten Blick auf Fish-Man sagte er: »Wir haben kein Zeichen bekommen.«
    »Was für ein Zeichen?«, fragte ich einigermaßen argwöhnisch.
    Mein Dad blickte zu Boden, während Ubie erklärte: »Caruso hat deinen Vater seit zwei Wochen bedroht, was eindeutig gegen seine Bewährung verstößt. Wir hatten Männer postiert, aber für den Fall, dass er hier aufkreuzt, ein Signal vereinbart.«
    »Er hat mich leider überrascht«, sagte Dad in sarkastischem Ton.
    »Ja, das stimmt«, bekräftigte ich, »mich hat er auch total überrascht.«
    »Ich wusste, dass du das überlebst«, sagte Dad, als er die Arme freibekam, dann sah er mich halb misstrauisch, halb ehrfürchtig an. »Wie hast du das gemacht?«
    Ich wandte mich leicht verunsichert an Ubie. »Was meinst du?«
    »Wie du dich bewegt hast«, erklärte er mit dünner Stimme. »Es sah … unmenschlich aus.«
    »Okay, besorgen wir ihm erst mal was zu trinken, ja?«, sagte Onkel Bob zu dem jungen Kollegen.
    »Sofort, Sir«, sagte der, warf aber noch einen stirnrunzelnden Blick auf mich, ehe er hinausging. Na großartig. Mich hielt sowieso schon die halbe Polizei für eine Verrückte. Höchste Zeit, auch noch die andere Hälfte einzuweihen.
    »Leland«, schimpfte Ubie, während er ihm auf einen Stuhl half, »du kannst solche Sachen doch nicht vor anderen Leuten sagen.«
    »Du hast es nicht miterlebt«, rechtfertigte sich Dad, und plötzlich fühlte ich mich wieder wie das hässliche Entlein. Ich hatte geglaubt, diese Rolle in der Familie vor Jahren abgestreift zu haben. Offenbar ein Irrtum. »Sie hat sich bewegt wie …«
    »… wie ein gut geschulter Privatdetektiv?«, bot Ubie an.
    Dad blinzelte, versuchte, sich etwas anderem zuzuwenden, doch sein Blick glitt unwillkürlich zu mir zurück, mit tausend unausgesprochenen Fragen.
    Die Sanitäter hatten Fish-Man mit schnellen, präzisen Handgriffen auf eine Rollbahre gelegt und schoben ihn nun nach draußen. Viel Blut konnte er nicht mehr in sich haben. Ein weiteres Team von Sanitätern kam herein und umringte Dad und mich. Erst als sich einer an Danger und Will Robinson zu schaffen machte, fiel mir auf, dass ich eine lange Schnittwunde an der Brust hatte. Die hatte ich mir wohl zugezogen, als ich mich duckte, während die Messerspitze in meine Haut drang. Beim nächsten Mal würde ich mich jedenfalls nicht mehr mit einem Messer im Leib ducken.
    »Das muss genäht werden«, meinte der Sanitäter.
    Zum Glück gelang es Cookie, durch die Polizeiabsperrung zu dringen, sodass sie mich ins Krankenhaus fahren konnte. Wieso hatte Dad gewusst, dass ich das überlebe? Wie hatte er das gemeint? Bei seinem angstvollen Gesicht, als ich angegriffen wurde, wäre ich nie auf die Idee gekommen, er könnte so etwas annehmen. Doch es war die Art, wie er das sagte, so als wäre er lange vor dem Vorfall zu seiner Überzeugung gelangt. Und dann dieser Blick. So hatte er mich noch nie angesehen. Es erinnerte mich fatal

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