Geisterhauch (German Edition)
einem Ziegelstein erschlagen.«
»Was haben Sie denn zu ihr gesagt?«, fragte ich laut. Inzwischen war mir völlig egal, welchen Eindruck ich machte.
Sein bitterer Blick schwenkte zu mir zurück. »Dass ich Polizist bin und sie jetzt festnehme.«
»Heilige Scheiße«, sagte ich aufgeregt. »Im Ernst? Sie waren ein Bulle? Verdeckte Ermittlung und so?«
Er nickte, aber Liedell holte entsetzt Luft und schlug sich die Hände vor den Mund. »Nein, ich wusste nicht, dass er von der Polizei war. Ich dachte, er ist ein Obdachloser und nicht ganz richtig im Kopf. Er war völlig verdreckt. Ich dachte, er lügt mich an, um Geld zu schinden. Sie wissen ja, wie die sind.« Sie stand kurz vor einer Panik. Unter anderen Umständen hätte ich mich darüber sicher amüsiert. »Sie sind nicht von der Polizei«, sagte sie zu uns. »Sie können mir gar nichts.«
In dem Moment bremste Onkel Bob seinen SUV vor dem Haus, gefolgt von zwei Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht. Sein Timing verblüffte mich.
»Nein«, sagte ich, noch immer platt. »Aber er.« Ich deutete mit dem Daumen über die Schulter auf Ubie, auch bekannt als Kometenmann. Er kam angezischt, ein Mann mit einer Mission, mit Feuer unterm Hintern, mit Hämorrhoiden.
»Carrie Liedell?«, fragte er, als er an uns vorbeisauste.
Sie nickte geistesabwesend. Wahrscheinlich sah sie gerade ihr ganzes Leben an sich vorbeiziehen.
»Ich verhafte Sie wegen Mordes an Officer Zeke Brandt. Haben Sie etwas in den Taschen?«, fragte er, bevor er sie umdrehte und filzte. Einer von der Streife zitierte die Miranda-Rechte, während Liedell hemmungslos zu flennen anfing.
»Ich wusste doch nicht, dass er Polizist ist«, beteuerte sie schluchzend. »Ich dachte, er lügt.«
Nachdem der Uniformierte sie abgeführt hatte, drehte Ubie sich mit düsterer Miene zu mir um. »Officer Brandt wurde seit drei Jahren vermisst. Niemand wusste, was passiert war. Er ermittelte gegen einen Drogenring, der Obdachlose als Dealer benutzte.«
»Aber woher wusstest du …?«, fragte ich wie vor den Kopf geschlagen.
»Swopes hat mir erzählt, in welchem Fall du ermittelst und dass du ihn dafür eingespannt hast, während er dich eigentlich beschatten sollte.«
Ich schoss Garrett einen bösen Blick zu. »Ist denn gar nichts mehr heilig?«
Er zuckte die Achseln.
»Ich nehme an, Sie sind mit dem kleinen Problem fertig geworden?«, fragte Ubie ihn.
»Ich habe jetzt einen Mann weniger, aber ich werde schon zurechtkommen«, sagte Garrett.
»Moment mal.« Ich hob die Hand, um mir eine Auszeit zu nehmen. »Woher wusstest du, dass Carrie Liedell euren Kollegen umgebracht hat?«
Onkel Bob trat näher an mich heran, damit ihn niemand hörte. »Als Swopes mir von deinem toten Obdachlosen in Cookies weißem Taurus erzählte, fiel mir ein, dass während der Ermittlung nach Brandts Verschwinden auf einem Überwachungsvideo, das wir von einer Videothek in der Nähe bekamen, etwas zu sehen gewesen war, das nach Fahrerflucht aussah. Aber die Aufnahme war so körnig und das Geschehen immer nur am Rand zu sehen, dass wir nichts damit anfangen konnten. Jetzt haben wir das Band noch mal hervorgekramt und geschlossen, dass es vermutlich unser Mann war, da er sich an dem Abend von der Videothek aus gemeldet hatte. Wir haben die Aufnahme vergrößern lassen und das Nummernschild des Wagens entziffern können.«
Ubie schüttelte Garrett die Hand. »Gute Arbeit«, sagte er und gab dann Cookie die Hand. »Gut gemacht. Tut mir leid wegen Ihres Wagens. Wir werden ihn nicht lange dabehalten.«
Sie sah ihn nur groß an, noch völlig sprachlos.
Dann wandte er sich mir zu. »Sind wir wieder Freunde?«
»Kommt nicht infrage. Und wenn du der letzte von Hämorrhoiden geplagte Superbulle auf Erden wärst.«
Er kicherte. »Ich hab keine Hämorrhoiden.« Dann bückte sich der Verräter und küsste mich auf die Wange. »Der Kollege hat mir viel bedeutet, Liebes«, flüsterte er. »Ich danke dir.«
Als Onkel Bob zu seinem SUV getippelt war, stand Cookie noch immer mit offenem Mund da. »Ist das gerade wirklich passiert? Ich meine, das haut mich glatt um. Ich dachte immer, Vorschullehrerinnen sind nette Menschen.«
»Wenn wir nur lange genug im Geschäft bleiben, Cook, werden wir feststellen, dass es in jedem Körbchen faule Äpfel gibt.« Grinsend versetzte ich ihr einen Rippenstoß. »Verstehst du? Lehrerin? Äpfel?«
Sie klopfte mir auf die Schulter, ohne mich auch nur anzusehen, dann ging sie zum Jeep.
»Ich bin dir einen
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