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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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Kurses, und leichte Vibrationen oder die Wahrnehmung einer Bewegung seien kein Grund zur Sorge.
    Die Sorgen konnten die Menschen Sam und Denni überlassen, die ihre Monitore angespannt beobachteten und die schwerfällige Reaktion des wuchtigen Konstrukts auf die versuchte Nachjustierung analysierten.
    »Das reicht nicht«, brummte Denni schließlich und sprach damit aus, was beide immer klarer erkannten. Zu wenig, zu spät. Die Verzögerung, die eingetreten war, während sie dem Teil des Codes nachjagten, den der Bürgermeister besaß, hatte offenbar den Ausschlag gegeben. Dionese IV begann bereits, gierig an ihrer fragilen Heimat zu saugen. »Wir sind zu weit vom Kurs abgeglitten, jetzt sind die Treibwerke nicht stark genug, um uns zurückzubringen.«
    Im Laufe der Jahre war die Raumstation hinsichtlich ihrer Ausmaße und Komplexität erweitert worden; beide Faktoren zusammen hatten sie bis fast auf das Doppelte ihrer ursprünglichen Masse anwachsen lassen. Die Maschinen wurden zwar sorgfältig gewartet, man hatte sie jedoch niemals hochgerüstet. Ein Upgrade hatte man nicht für erforderlich erachtet. Immerhin waren sie noch leistungsstark genug, um die Station im Falle einer geringfügigen Kursveränderung in den korrekten Orbit zurückzulavieren. Konstantes Monitoring gewährleistete, dass man nie mehr von ihnen verlangen würde. Es sei denn in einem Notfall, klar; und der war jetzt eingetreten.
    »Wir sind im Arsch!«, stöhnte Sam.
    Als jemand vor ein paar Jahren einmal vorgeschlagen hatte, New Paris in einen geostationären Orbit zu bewegen, war Sam strikt dagegen gewesen. Nicht aus irgendeinem konkreten Grund, den er hätte vorbringen können, nur aus Prinzip – er hatte das Gefühl, ein solcher Schritt könnte irgendwie den Status quo durcheinanderbringen. Gewiss, er konnte die Argumente, die diesen Vorschlag stützten, nachvollziehen; wenn die Station immer am selben Ort über dem Planeten schwebte, ließ sich eine permanente Verbindung zur Oberfläche herstellen, ein kommerzieller Lift, der zwischen New Paris und Dionese IV verkehrte. Schließlich hatte der Planet ihnen stets als ihre Hauptressource gedient, und man konnte nicht leugnen, dass eine solche Ankoppelung den Transport der Güter von der Oberfläche zur Station wesentlich vereinfachen würde. Trotzdem hatte ein Instinkt ihm gesagt, dass das Ganze nicht richtig sei. Zum Glück hatten viele andere Leute seine Ansicht geteilt, und ungeachtet der starken Befürwortung bestimmter Kreise wurde der Vorschlag abgelehnt.
    Jetzt bekam Sam zum ersten Mal einen Grund, dies zu bedauern.
    »Was gäbe ich für einen funktionstüchtigen Lift!«, sagte er in erster Linie zu sich selbst. Ein derartiges Transportmittel hätte es viel einfacher gemacht, die Evakuierung der gesamten Station zu planen.
    Die Bemerkung mochte eher rhetorisch gewesen sein, aber offenbar hatte er lauter gesprochen als gewollt. »Der würde auch nicht viel nützen«, kommentierte Denni. »Den hätten wir doch als Erstes verloren, als wir aus dem Orbit gestoßen wurden – er wäre in Stücke gerissen worden.«
    »Ja, ich weiß.« Sam seufzte. »Ich hänge nur Tagträumen nach.«
    »Schön, dass du für so was noch Zeit hast.«
    Natürlich hatte keiner von ihnen auch nur einen Augenblick zu verplempern. Die Planung einer Notevakuierung von knapp dreizehntausend Menschen aus der gefährdeten Station hielt sie mehr als beschäftigt. Nach Sams Berechnungen würden sie etwas über drei Tage brauchen, um alle herauszuholen, wenn sie jedes verfügbare Schiff requirierten und diese dann nonstop vom Deck zur Planetenoberfläche hin und her pendeln ließen. Aber auch nur unter der Voraussetzung, dass alles glattlief und keine wie auch immer gearteten Pannen auftraten. Das Problem war nur, wenn Dennis Kalkulationen korrekt waren – und er hatte keinen Grund, an ihrer Richtigkeit zu zweifeln –, blieben ihnen weniger als zweiundeinhalb Tage, ehe die Dinge hier oben verdammt brenzlig wurden.
    Die grausame Realität sah so aus, dass über zweitausend Bewohner von New Paris es nicht schaffen würden, wenn sie nicht irgendein kleines Wunder bewirkten. Deshalb beschäftigte Sam sich nun fieberhaft damit, nach Beständen von Raumanzügen, Sauerstoff, Raketenschlitten zu forschen – nach allem, das es möglichst vielen Menschen ermöglichen konnte, außerhalb der Station zu überleben, bis ein Schiff kommen und sie abholen würde.
    Es stand verdammt schlecht.
    Jenner sah zu, wie die Energie innerhalb

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