Geisterjagd
sich langsam auf ihn zu. Er schaute wieder hin, und dieses Mal entdeckte er den Hund. Das Rudel musste auf dem Boden liegen, entweder in einer tiefen Reifenspur, oder es verbarg sich einfach im Gras. Diese Töle war jedoch aufgestanden und hatte ihre Deckung verlassen. Leyton sah ein gelbbraunes Fell, lange Beine und einen spindeldürren Körper. Nicht die übliche Sorte Wachhund, so viel war sicher, und der Hund näherte sich ihm zögernd, als treibe ihn eher die Neugier an und nicht so sehr der ernsthafte Versuch, ihn abzufangen. Dennoch verdunkelte sich im Visor die Farbe des Punkts in Richtung Rot, als der Hund näher kam. Leyton glaubte nicht so recht, dass dies eine Bedrohung darstellte, trotzdem hielt er seine Waffe für alle Fälle schussbereit. Das Tier machte halt und stand einfach nur da, mit vorgerecketem Hals und erhobenem Kopf, und prüfte schnüffelnd den Wind. Leyton entspannte sich, als der Hund keine Anstalten machte, ihm zu folgen. Wie vorhergesehen, war das Tier bloß neugierig und nicht etwa angriffslustig. Nachdem er daran vorbeigegangen war, ohne dass eine Reaktion erfolgte, rutschte der Punkt wieder in den gelben Bereich.
Dann hörte er hinter sich das zischende Geräusch einer schallgedämpften Waffe, und der vorwitzige gelbe Punkt erlosch. Er fluchte und fragte sich, ob er hier der Einzige war, der Wert darauf legte, nicht entdeckt zu werden, aber er wollte es nicht riskieren, das Funksystem zu benutzen, und marschierte weiter, in der Hoffnung, die anderen Hunde würden nicht näher kommen. Und dass die Soldaten nicht allzu schießwütig waren!
Zu Leytons Erleichterung trollte sich der Rest des Rudels, was in ihm den Verdacht aufkeimen ließ, auf die Hunde sei nicht zum ersten Mal geschossen worden. Vielleicht vertrieben sich die Sicherheitskräfte des Raumhafens die Zeit damit, die Tiere als lebende Zielscheiben zu benutzen, wenn es ihnen zu langweilig wurde, was an diesem trostlosen Ort sicher die meiste Zeit der Fall war.
Vor ihm ragte nun der Rumpf eines ausrangierten Shuttles auf, dessen Heck schwarze Brandspuren aufwies, die seiner Einschätzung nach entweder von einem fatalen Triebwerkschaden stammten, oder das Schiff war schwer unter Beschuss geraten. Beides war gleichermaßen möglich. So gut es ging, hielt sich Leyton in der Deckung des Wracks, während er zügig die Gebäude ansteuerte. Ihr eingeplanter Weg führte sie durch einen ungenutzten Bereich des Raumhafens, doch als er sich den Hangars und Terminals näherte, ließ sich eine Begegnung mit Einheimischen nicht vermeiden. Shimmer-Anzüge waren ja gut und schön, aber sie entfalteten ihre optimale Wirkung erst dann, wenn der Träger sich nicht bewegte. Leyton vergrößerte seine Chancen, nicht entdeckt zu werden, indem er jede nur erdenkliche Deckung nutzte, die die Umgebung bot.
Nun tauchten rote Punkte auf. In den Gebäuden hinter dem Shuttle. Nicht viele – um diese Stunde war nur eine Minimalbesatzung anwesend; keine Anzeichen dafür, dass jemand Patrouille ging. Wahrscheinlich handelte es sich bloß um die durchschnittlichen holtanischen Angestellten, die das taten, womit Holtaner sich so beschäftigten. Warum auch sollte man sich an einem Ort wie diesem großartig Gedanken um Sicherheit machen? Am verschmorten Rumpf des Shuttles legte Leyton eine Pause ein und gönnte sich einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu orientieren. Zwei Betonblöcke, einer hässlicher als der andere, und jeder enthielt eine Handvoll roter Punkte. Sein Weg verlief zwischen diesen beiden Blöcken. Er trabte los, an den Gebäuden vorbei, blieb jedoch an der hinteren Ecke stehen, damit das Hauptteam zu ihm aufschließen konnte. Nichts verstellte ihm nun den Blick auf das Kontrollzentrum: noch so ein hässlicher Kasten, fünf Stockwerke hoch. Von seiner Position aus über einen breiten Zugangsweg zu erreichen. Die grünen Punkte kamen näher, obwohl zwei beim Shuttle blieben, wahrscheinlich, um ihnen notfalls beim Rückzug Deckung zu geben. Ein cleverer Zug. Leytons Respekt für Black wuchs.
In dem Zielgebäude zeigten sich ein halbes Dutzend rote Punkte, alle bis auf zwei befanden sich im Hauptraum, den sie nun anpeilten. Einer der beiden schien seine Stellung nicht zu verändern, während der andere sich bewegte. Das Kontrollzentrum war das einzige Gebäude, bei dem sich aufgrund seiner Relevanz vermutlich eine Bewachung lohnte, ganz gleich, für wie theoretisch man einen Anschlag erachtete. Bei den Personen in dem Raum
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