Geisterjagd
Malcolm Kaufmans wahrem Charakter in seinem Partial, um zumindest in dieser Hinsicht für authentisches Verhalten zu sorgen.
Der Vortrag am vergangenen Abend war buchstäblich an ihm vorbeigerauscht, er hatte sich gefühlt wie in einem dichten Nebel. In Gedanken beschäftigte er sich mit den Verwicklungen, die die mögliche Rückkehr der The Sun Seeker nach sich ziehen würde, und er überlegte, wie er am nächsten Morgen die Bilder bearbeiten konnte. Seltsamerweise war seine Rede dadurch umso besser gelaufen, zumindest nach den ersten Reaktionen zu urteilen. Als die Zuhörer hinterher zu ihm kamen, um ihm die Hand zu schütteln und ihre Glückwünsche auszusprechen, schienen sie ehrlich beeindruckt zu sein, wenn auch, in einigen Fällen, ein wenig überrascht. Im Geist machte er sich eine Notiz; sollte ihm in der Zukunft noch einmal eine ähnlich unangenehme Verpflichtung drohen, musste er unmittelbar davor eine Enthüllung von enormer Tragweite arrangieren, die ihn von seiner Nervosität ablenkte.
Immer wieder wurde Philips Blick von dem schwarzen Kästchen angezogen. Sich Jenners Durchlauf im Simulator anzusehen, war ein Fehler gewesen. Sicher, er hatte die Abwechslung gebraucht, aber der Besuch hatte eine alte Lust Wiederaufleben lassen, wie einen Juckreiz, gegen den er seit Tagen ankämpfte, um sich nicht an der betreffenden Stelle zu kratzen. Die Schachtel hatte er in voller Absicht so platziert, dass er sie dauernd sehen musste; eine kalkulierte Provokation, um seine Standfestigkeit zu prüfen, weil er zu dem Zeitpunkt, als er das Kästchen dort ablegte, sicher war, dass er der Versuchung würde widerstehen können. Doch jetzt hatte es den Anschein, als hätte er sich zu viel zugetraut, denn sein Appetit drohte, sich zu einer leidenschaftlichen Gier zu steigern.
Auf eine entsprechende Frage hin hätte Philip vehement abgestritten, dass er die Pilotenschüler um ihre Ausbildung beneidete. Doch obwohl sie sich der heiklen Prozedur unterziehen mussten, sich Software in den Schädel implantieren zu lassen, sehnte er sich in seinem tiefsten Inneren danach, die unglaubliche Bewusstseinserweiterung auszukosten, die jeder dieser Piloten erfuhr, wenn man ihn an seine AI anschloss, und die mit Worten kaum zu beschreiben war.
Darin lag Philips größte Enttäuschung. Er sehnte sich verzweifelt nach der Erfahrung, wie sich diese supermenschliche Verbindung anfühlte, verzehrte sich so sehr danach, dass ihm diese Begierde zuweilen regelrecht körperliche Schmerzen bereitete. Der kleinste Fortschritt, den das Projekt machte, war dann für ihn eine anwachsende Tortur. Aber glücklicherweise kam dies nicht ständig vor. Im Großen und Ganzen hatte er gelernt, mit seiner Unzufriedenheit zu leben, und sie hatte ihn ganz sicherlich nicht daran gehindert, sich dem Projekt mit Leib und Seele zu verschreiben. Und das war gut so, denn letzten Endes war er die treibende Kraft hinter dem Unterfangen. Trotzdem machte er sich in einer Hinsicht keine Illusionen. Wenn sie endlich ihr Ziel erreichten -wenn, und nicht falls –, würde der süße Erfolg von einem bitteren Beigeschmack begleitet. Mitunter hegte Philip den Verdacht, dass sein Wunsch, die Mensch/AI-Verbindung selbst zu erleben, ihm nur deshalb so stark zusetzte, weil sie ihm verwehrt war, wo er doch fast alles haben konnte, wonach sein Herz begehrte. Aber er hatte dieses Argument analysiert und es verworfen. Die schlichte Wahrheit bestand darin, dass er glaubte, die Vereinigung mit einer anderen Form hochentwickelter Intelligenz sei der Gipfel intellektueller Errungenschaften, möglicherweise sogar die Krönung der menschlichen Existenz; und er schien dazu verdammt zu sein, nur als Zuschauer fungieren zu dürfen, derweil andere dieses Nonplusultra ausschöpften. Ihm war es lediglich vergönnt, sich im Abglanz des Triumphs zu sonnen, weil er diesen Prozess ermöglicht hatte.
Ihr Verständnis der damit zusammenhängenden Prinzipien wuchs beinahe täglich, und das befähigte Philip, weiterzumachen, seine widerstreitenden Gelüste zu zügeln und das Projekt voranzutreiben. Er musste daran glauben, dass sie eines Tages einen Weg finden würden, der es selbst Menschen wie ihm erlaubte, die Euphorie dieser Verschmelzung zu erfahren, egal, wie unwahrscheinlich dies derzeit anmutete.
Das Gehirn ist ein empfindliches Organ, und obwohl man sich rühmte, buchstäblich all seine Geheimnisse zu kennen, blieb es ein fragiles, anfälliges Konstrukt. Ungeachtet der modernsten
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