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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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Stammzellentechnologie, die es ermöglichte, die erforderlichen Implantate mit einem Film aus organischem Material zu beschichten, welches man aus den körpereigenen Zellen des Empfängers gezüchtet hatte, gingen immer noch vierzig Prozent solcher Operationen schief, mitunter mit tödlichen Folgen. Das Einpflanzen der bionischen Verstärker konnte das Gehirn traumatisieren, ganz gleich, welche Vorsichtsmaßnahmen man traf, und noch hatte man keine Methode gefunden, um dies völlig zu verhüten. Dafür hatte man mittlerweile gelernt, festzustellen, welches Gehirn die Optimierer höchstwahrscheinlich abstoßen würde. Leider gehörte seines dazu.
    Deshalb war es ihm selbst verwehrt, die Verbindung von organischem und artifiziellem Geist zu erfahren, wenngleich sich mittlerweile sein gesamtes Lebenswerk auf die Schaffung dieser Möglichkeit konzentrierte; dieser Umstand frustrierte ihn mehr, als er jemals vor anderen zugeben würde, und daraus entsprang sein neuestes Hobby, sein verbotener Genuss. Nein, wenn nicht wie durch ein Wunder irgendeine Weiterentwicklung dieser Technologie erfolgte, würde Philip die absolute Offenbarung einer Mensch/AI-Verschmelzung niemals zuteilwerden; aber er war imstande, sich annähernd in diese Situation zu versetzen, einen verlockenden Blick auf das ultimative Ziel zu werfen – wobei er nicht einmal das Zweitbeste erlebte, sondern lediglich etwas, das mehrere Stufen unter dem echten, dem wahren Zustand lag, aber das war immerhin besser als nichts. Als typischer Pragmatiker fand Philip sich damit ab, dass er nicht näher an seinen persönlichen Heiligen Gral herankommen konnte, und dennoch erwies sich selbst diese blasse Imitation als ein schleichendes Suchtmittel.
    Philip wusste, dass sein unbeirrbares Streben nach einem Traum, dessen Ursprünge bei seinem Vater lagen, den er sich jedoch schon seit Langem zu eigen gemacht hatte, für viele ein Quell großer Belustigung darstellte. Aber Kaufman Industries war sowohl finanziell als auch von der Technik her souverän genug, um jeden kleinen Makel, den die Reputation der Firma dadurch erleiden konnte, abzuwehren. Als die Zeit verging und KI immer noch zur Avantgarde der Antriebs- und Systemdesigner gehörte, trotz der Investitionen in das laufende Projekt, stufte man diese Sache als eine Art liebenswerter Marotte ein – etwas, worüber Konkurrenten nachsichtig lächeln konnten, wenn es sonst kaum etwas zu lachen gab. Philip hatte längst eingesehen, dass die meisten Leuten das Projekt als seinen Versuch betrachteten, den einzigen Schandfleck in Malcolm Kaufmans ansonsten glänzender Bilanz zu tilgen – seinen größten gefühlten Misserfolg: die The Sun Seeker.
    Und vielleicht steckte ja auch ein Körnchen Wahrheit darin, doch wenn ja, dann war das noch längst nicht alles.
    Philips Vater war während des Kriegs geboren worden, in eine Zeit, als jedes Territorium der Menschen in einem nicht enden wollenden Konflikt gefangen war, der sämtliche Ressourcen und jedwede Aufmerksamkeit für sich allein in Anspruch nahm. Als Malcolm heranwuchs, konnten sich, wenn überhaupt, nur noch wenige Leute daran erinnern, worum es in dem Krieg ging, er gehörte einfach mit zum Leben. KI war emsig mit dem Entwerfen und Entwickeln neuer Kriegsschiffe beschäftigt gewesen, wie es sich später herausstellte, für die Gewinnerseite. Obwohl beide Kriegsparteien von sich behaupteten, sie hätten gesiegt, als der Zwist schließlich schwerfällig ins Stocken geriet, beherrschte lediglich eine Seite die »Vereinigte Regierung« – die United League of Worlds. Zu dieser Zeit besaß jedes neue Schiff, das die Werft verließ und in den Krieg geschickt wurde, Triebwerke aus der Produktion von Kaufman Industries. Konkurrenten überlebten, indem sie die Handvoll Handels- und privater Schiffe ausrüsteten, die gelegentlich immer noch in Auftrag gegeben wurden, aber für das Militär war nur das Beste gerade gut genug, und das Beste hieß KI-Triebwerke.
    Trotzdem glaubte Malcolm mit vollem Herzen daran, dass die Nachwelt sich nicht wegen des Kaufman-Antriebs an ihn erinnern würde, sondern weil er das Schiff The Sun Seeker konstruiert hatte, sein Lieblingsprojekt, das er als die wahre Revolution auf dem Gebiet des interstellaren Reisens betrachtete.
    Ein von einer Artifiziellen Intelligenz gesteuertes Schiff wäre schneller, wendiger und leistungsstärker als jedes andere zuvor. Wenn das Konzept aufging und es funktionierte, konnte das die Innovation bedeuten, durch

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