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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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Intelligenz einzugehen, stark erhöhte, war ein echter Durchbruch, gerade als das Projekt in einer besonders kritischen Phase steckte. Die genauen Einzelheiten, wie es zu dieser Entdeckung kam und welcher der Piloten zwischen den einzelnen Trainingsläufen diese Droge genossen hatte, hielt man absichtlich geheim. Seitdem hatte man Syntheaven ständig verbessert und so abgewandelt, dass ein paar der unangenehmsten Nebenwirkungen verschwanden, wie zum Beispiel der Kontrollverlust über die Schließmuskeln, der bei häufigem Genuss oftmals zu unfreiwilligem Harn- und Stuhlabgang führte und nicht zuletzt auch die scheußlichen neuronalen Implikationen, während die bewusstseinserweiternden Eigenschaften verstärkt wurden. Leider hatte man nicht ausmerzen können, dass das Zeug in hohem Maße süchtig machte, und aus diesem Grund befand sich die zweite Droge in Philips kostbarem schwarzen Kästchen. Ein maßgeschneidertes Narkotikum, speziell entwickelt, um dem Suchtpotenzial von Syntheaven entgegenzuwirken.
    Zwei Reihen kleiner Plexiglasfläschchen nahmen die untere Hälfte des eigens dafür geformten Innenraums ein, jedes Röhrchen in einer separaten Aussparung. Symbolisch trugen die Syntheaven-Ampullen die Farbe des Teufels, Rot, wohingegen die mit dem Hemmstoff grün waren – die Farbe von Gras, von gesundem Pflanzenwuchs, die Farbe der Natur schlechthin. Neben den farbkodierten Ampullen lag der mattgraue, längliche Applikator, mit dem man sich eine unter hohem Druck stehende Dosis des eingefüllten Narkkotikums durch die Haut direkt in die Blutbahn spritzen konnte.
    Seine Finger streichelten leicht den Applikator, griffen jedoch nach dem anderen Objekt in dem Kästchen, ein zusammengefallenes Netz aus Metalldrähten und Perlen, unter dem zwei Augenklappen ruhten, die auf bizarre Weise an Piraten erinnerten. Seltsam passend angesichts der Tatsache, dass in den offiziellen Aufzeichnungen von Kaufman Industries stand, diese Ausrüstung hätte man vernichtet, weil sie veraltet gewesen sei.
    Er hob das zart aussehende Netz aus seinem Gehäuse, und sofort nahm es eine starrere Form an – eine schüsselförmige Glocke aus Drähten mit den beiden Augenklappen an einer Seite. Vorsichtig stülpte er sich diese Kuppel aus Maschen halb über den Kopf, wobei zwei bedeutend größere Perlen neben seinen Ohren baumelten und die Augenklappen auf seiner Stirn ruhten. Schon jetzt, wie immer an diesem Punkt, fühlte er sich, als ob sein Bewusstsein sich bereits erweiterte, obwohl er wusste, dass dies auf einer Selbsttäuschung beruhte. Ohne das Syntheaven und ohne die Glocke vollständig über den Kopf zu ziehen, verbanden sich die Knoten des Netzes nicht mit bestimmten Stellen seines Gehirns, und dieses frühe, primitive Produkt des Projekts konnte keinerlei Wirkung erzielen. Doch das Gefühl hielt sich hartnäckig, wie um ihn zu erinnern, dass er erst in die Dunkelheit hineinspringen durfte, wenn alles bereit war.
    Mit übertriebener Behutsamkeit nahm er den Applikator, steckte eine der roten Ampullen hinein und drückte das Gerät an seinen Hals. Es gab kein Geräusch, um anzuzeigen, dass das Narkotikum gespritzt wurde, und es tat nicht weh; lediglich ein kaltes Kribbeln verriet ihm, dass die Dosis verabreicht worden war.
    Rasch legte Philip den Applikator beiseite, stülpte sich das Kopfteil zur Gänze über, platzierte die Ohrenstöpsel und Augenklappen und lehnte sich nach hinten, wobei der Sessel sich umgehend seinen neuen Erfordernissen anpasste.
    Phil, bist du da?, dachte er mehr, als dass er es sagte.
    Ja, ich bin hier, antwortete sein Partial; woraufhin er beruhigt losließ und eine andere Welt betrat.
    Der Apartmentblock, den Philip den größten Teil des Jahres sein Zuhause nannte, gehörte zu den exklusivsten und begehrenswertesten Wohnanlagen der Stadt. Infolgedessen verfügte er über ein ausgeklügeltes Computersystem zur Überwachung des Mikroklimas, der Sicherheitsarrangements, des Personaleinsatzes, des Abfallrecyclings, sowie der Wartungs- und Lieferpläne – aller banalen administrativen und technischen Details, die das Gebäude zu einer funktionierenden Einheit machten.
    Das System hatte kein Ichbewusstsein, war keine Artifizielle Intelligenz, aber dennoch ein höchst komplexes Gebilde. Obwohl das, was er hier erlebte, mittels einer Prototyp-Ausrüstung, die selbst wenn sie eine AI gewesen wäre, nicht sonderlich viel zu bieten hatte und bei Weitem nicht an den echten Vorgang heranreichte, durchrieselte

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