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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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der Liste weiter nach oben an die Spitze.
    Philip erlebte diese Realität nicht in irgendeinem körperlichen Sinn. Es gab weder ein Avatar noch eine andere Entsprechung seiner selbst, nichts, worauf sich sein Bewusstsein konzentrieren und behaupten konnte: »Das bin ich«. Es war eher so, dass er alles, was sich in der Einflusssphäre des Computers befand, unverzüglich aufrufen konnte, oder vielleicht genauer ausgedrückt: Er vermochte seinen Geist dorthin zu lenken. Es war, als berühre er bereits alles an jeder nur möglichen Stelle, und brauchte seine Aufmerksamkeit lediglich auf einen bestimmten Punkt zu richten. Da der Computer sämtliche Aspekte des Gebäudes beherrschte, eröffnete er ihm Einblicke in die Bewohner, in ihre Apartments und ihre Computer, die im Hinblick auf alle täglich anfallenden Erfordernisse zwangsläufig mit den Systemen des Gebäudes kommunizierten. Er hätte sein Bewusstsein sogar über das Gebäude hinaus nach draußen ausdehnen können, aber er widerstand der Verlockung, da er die Grenzen des Systems kannte und Angst hatte, sich zu übernehmen. Außerdem gab es hier genug, womit er sich beschäftigen konnte.
    Im Moment galt sein besonderes Interesse einem Mann namens Pelloy McGovern, der in seinen PC ein Sicherheitssystem installiert hatte, auf das ein Regierungsministerium hätte stolz sein können. Manche Leute hätten dies als Warnung aufgefasst, die Finger davon zu lassen. Für Philip war es eine Herausforderung.
    Während kürzlich erfolgter Besuche hatte er sich mit McGoverns Abwehrmechanismen vertraut gemacht. Sein erster Versuch, sie konkret zu durchbrechen, war verdammt nervenzermürbend gewesen, obwohl er wusste, dass alles nur eine Frage der Wahrnehmung war. Egal, wie beeindruckend diese Schutzprogramme auch sein mochten, sie gestatteten immer noch eine Kommunikation mit der Außenwelt, ließen es zu, dass Informationen über sie hinweg ein und aus strömten, und kamen nur ins Spiel, wenn etwas als Bedrohung oder fremdartig wahrgenommen wurde. Philip musste lediglich dafür sorgen, dass sie ihn als einen Impuls einstuften, den sie laut ihrer Konfiguration akzeptieren durften, denn dann präsentierten sie sich ihm nicht als undurchdringliche Mauer, sondern eher wie ein poröses Netz.
    Auf seine Tarnung vertrauend, hatte er sein Bewusstsein in Richtung dieser Barriere gelenkt. Noch nie zuvor hatte er versucht, in ein derart kompliziertes System einzudringen, deshalb blieb er wachsam und machte sich auf alles gefasst.
    Doch letzten Endes rutschte er einfach durch die Verteidigungswälle hindurch, ohne auch nur die geringste Reaktion hervorzurufen.
    Im Inneren des Systems entdeckte er einen wahren Schatz an verschlüsselten Informationen und gesperrten Dateien. Bei jenem ersten Besuch hatte er sie lediglich studiert, sich so eingehend wie möglich mit der Struktur von McGoverns Aufzeichnungen vertraut gemacht und eine Entscheidung getroffen, mit welchen Dateien er sich zuerst befassen wollte. Nun kehrte er zurück, in der Absicht, sie zu entschlüsseln und festzustellen, welche Geheimnisse sie verbargen.
    Die Geheimnisse selbst interessierten ihn nicht im Geringsten, es war die Herausforderung, die ihn reizte, und obendrein der Kick, etwas Illegales zu tun und ungestraft davonzukommen. Das Problem war, dass er tatsächlich nicht erwischt worden war und sich nur zu gern verleiten ließ, die Grenzen immer ein Stückchen weiter zu verschieben. Als Folge davon hielt Philip sich mittlerweile für unangreifbar; eine Falle, in die er in seinem Berufsleben niemals getappt wäre.
    Als er dann begann, den Code zu einem besonders verführerischen Datenpaket aufzudröseln, und der Alarm ausgelöst wurde, traf es ihn völlig unvorbereitet. Es gab kein Geräusch, es glich eher einer Stimmung des Aufwachens rings um ihn her, ihm dämmerte die Erkenntnis, dass etwas hier seine Anwesenheit bemerkt hatte. Zu spät sagte sich Philip, dass er dieses Mal sein Glück vielleicht überstrapaziert hatte. Sofort brach er seine Tätigkeit ab und flüchtete. Bildete er es sich nur ein, oder leisteten die Abwehrmechanismen seinem Fortgehen wesentlich mehr Widerstand als seinem Eindringen? Wenn ja, dann leisteten sie zu wenig und griffen zu spät ein, denn es war ihm bereits erfolgreich geglückt, sein Bewusstsein aus McGoverns Systemen herauszuziehen.
    Trotzdem war es noch nicht vorbei. Etwas berührte ihn – kalt unerbittlich und tödlich, und er wusste, was immer das war, es nahm die Verfolgung auf. Ein

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