Geisterjagd
verfügte über sein Wissen und konnte auf die nicht unbeträchtliche Computerleistung des Gebäudes zurückgreifen – notfalls war es ihm möglich, sich das komplette Potenzial zunutze zu machen – und dennoch … Würde es ausreichen?
»Wie hoch entwickelt ist die Drohne, Phil?«
»Das Niveau ist ziemlich beeindruckend, aber von einer Technologie, wie sie das Militär einsetzt, kann nicht die Rede sein.«
»Kannst du sie zerstören?«
»Ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen.«
»Du vielleicht. Schließlich schwitzt du nicht.« Nervös blickte er zur Tür, die gleich seit dem Entdecken der Infiltration fest verschlossen und sicher verriegelt worden war.
»Wie lange wird das voraussichtlich dauern, Phil?«
»Noch ungefähr eine Minute.«
»Schön, lass dir ruhig Zeit. Ich meine, immerhin steht zwischen mir und dem sofortigen Tod eine ganze Tür.«
»Geduld.«
Zuweilen fragte er sich, ob Phil ein bisschen zu viele seiner eigenen weniger liebenswerten Charaktereigenschaften enthielt: Arroganz zum Beispiel. Vielleicht hätte er sein Partial schon längst einmal gründlich überholen sollen.
Seine Aufmerksamkeit kehrte zu dem Bild zurück, das immer noch vor ihm projiziert wurde; es zeigte das Vorrücken des Mechanismus in dem kurzen Korridor, als er sich dem Schlafzimmer näherte. Philip fand es schon ein wenig unheimlich, dieselbe Tür gleichzeitig von beiden Seiten zu sehen.
Die Drohne gelangte an das Ende des Flurs und hielt an. Erneut setzte sie ihren Laser ein. Die Schlafzimmertür war an drei Stellen verriegelt – oben, unten und in der Mitte. Anstatt drei verschiedene Angriffe zu starten, attackierte die Drohne genau die Mitte der Tür, anscheinend in der Absicht, wieder eine runde Scheibe auszufräsen, wie bei dem Panoramafenster. Die Tür bestand aus mehreren Schichten Karbonfaser-Nanoröhren, die einen Kern aus Stahllegierung ummantelten; Türen dieses Modells installierte man als innerste Schranke zur Brücke auf Sternenschiffen, und sie war wesentlich widerstandsfähiger als das Fenster aus verstärktem Glas. Vermutlich war diese Drohne mit einem großen Energievorrat ausgestattet, aber das musste sie auch sein, um sich durch diese Barriere zu schneiden. Was würde zuerst nachgeben, die Tür oder die Energie? Der analytische Teil von Philips Verstand wartete fasziniert auf den Ausgang dieses Wettkampfs, während sich auf der anderen Seite seine Besorgnis allmählich in Furcht verwandelte, vor allen Dingen, als ein Punkt an der Seite der Tür, an der er sich befand, zu glühen und zu qualmen begann. Langsam entwickelte sich der Punkt zu einer Kurve.
Jetzt schenkte Philip dem projizierten Bild keine Beachtung mehr, sondern glotzte nur noch auf den schwarzen Bogen, der stetig zu einer Sichelform heranwuchs. Er wusste, dass es in dem Schlafzimmer nichts gab, womit man so etwas hätte stoppen können, aber er konnte auch nicht einfach so dastehen und nichts tun; deshalb fing er an, Schubladen zu öffnen auf der Suchen nach irgendetwas, das sich als Waffe zweckentfremden ließe. Er prüfte die Komm-Einheit und inspizierte die Kristallstatuette daneben, auf einen Geistesblitz hoffend. Sinnlos das Ganze, doch immerhin besser, als bloß zuzusehen, wie sich die eingebrannte Linie ausbreitete.
Als er sich wieder traute, hinzuschauen, war der Kreis etwas mehr als zur Hälfte komplett.
»Komm schon, Phil!«
»Ich bin da.«
»Das wurde aber auch Zeit!« Jetzt, wo er wusste, dass die Hauptgefahr eingedämmt werden konnte, wandten sich Philips Gedanken eventuellen sekundären Bedrohungen zu. »Was ist, wenn eine Reservefrequenz eingerichtet wurde, auf die der Attentäter zurückgreifen kann?«
»Möglich wäre es, aber die könnte nicht so kompliziert sein wie diese Sequenz, außerdem beabsichtige ich, den Attentätern genug Feedback zurückzuschleudern, um ihre Augen und Ohren bluten zu lassen.«
Philip nickte; sein Verstand akzeptierte das, suchte jedoch weiter nach anderen Verwicklungen.
»Sie könnten die Drohne darauf programmiert haben, eigenständig zu handeln, falls die Transmissionen unterbrochen werden.«
»Sicher, aber diese Dinger sind so konstruiert, dass sie per Fernsteuerung gelenkt werden. Ausgehend von der ein wenig zweifelhaften Prämisse, dass nur der menschliche Geist flexibel genug ist, um mit unerwarteten Konditionen und Situationen fertigzuwerden, die eine Aufklärungsdrohne wahrscheinlich antreffen wird. Deshalb müsste jedes Back-up-Programm ziemlich simpel sein und
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