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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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stand, schien er sich weitgehend zu beruhigen.
    »Danke. Sehr anständig von Ihnen«, sagte er mit nur leichtem Widerstreben.
    Impulsiv streckte Kyle ihm die Hand entgegen. »Ich heiße Kyle, und es war wirklich ein Versehen.«
    Eine Sekunde lang starrte der hünenhafte Kerl auf die dargebotene Hand, als hätte er diese Geste noch nie zuvor gesehen. Vielleicht stimmte das sogar; auf den unterschiedlichen Welten herrschten teils sehr verschiedene Sitten. Doch dann nahm er die Hand und drückte sie fest … sehr fest.
    »Jim.«
    Kyle widerstand der Versuchung, eine Grimasse zu schneiden und seine gequetschten Finger aus dem Klammergriff zu winden; stattdessen brachte er ein Lächeln zuwege, als er seine Hand zurückzog und sie außer Sichtweite unter die Theke schob, wo er die Finger unbeobachtet krümmen und strecken konnte.
    »Seid ihr zwei als Touristen hier, oder gehört ihr einer Schiffscrew an?«, erkundigte sich Jim.
    Kyle und Drevers tauschten einen schnellen, warnenden Blick. »Ein bisschen von beidem«, antwortete Drevers.
    »Wir haben gespart, weil wir wussten, dass das Schiff Frysworld anlaufen würde«, improvisierte Kyle hastig.
    Jim gab einen grunzenden Laut von sich und schwenkte sein Glas. »Sehr vernünftig.«
    »Und was ist mit dir? Crew oder Tourist?«
    Der Hüne lehnte sich zurück. »Letzteres, nehme ich an. Von Beruf bin ich Soldat.«
    »Söldner, meinst du wohl«, warf Drevers in leicht abfälligem Ton ein, jedenfalls kam es Kyle so vor, aber ihr neuer Freund schien es nicht zu bemerken.
    »Wenn man so will. Hab kürzlich ziemlich viel Geld gemacht und suchte einen Ort, um ein bisschen Dampf abzulassen. Über Frysworld hatte ich viel gehört, und deshalb …« Er zuckte mit den Schultern. »Jetzt bin ich endlich hier und frage mich, ob es tatsächlich eine so gute Idee war. Schätze, ich reise bald wieder ab und suche mir irgendwo ein bisschen gemeine, schmutzige, durch und durch echte Action. Alles hier erscheint mir so … ich weiß auch nicht, so unwirklich.«
    Seltsam: In Kyles Augen gehörte gerade das Gefühl der Irrealität zu den größten Reizen, die den einzigartigen Zauber dieser Welt ausmachten.
    Drevers gab einen Lacher von sich, der wegen seiner Betrunkenheit überlaut rauskam. »Natürlich ist das hier unwirklich«, schwadronierte er, warf die Schultern zurück und gestikulierte weit ausholend mit einem Arm. »Frysworld ist das größte Hurenhaus und die schlimmste Drogenhöhle im ganzen Universum. Wie könnte so was überhaupt real sein?«
    »Hey, Großmaul«, tönte eine Stimme an Drevers anderer Seite, »du lästerst über meine Heimat. Manche von uns wollen gar nicht woanders leben. Vielleicht hältst du lieber mal deine Klappe, aber zuerst musst du dich natürlich entschuldigen.«
    Ein untersetzter, aber muskulöser Mann stand dort und funkelte Drevers zornig an, der völlig unbekümmert wirkte.
    Kyle blickte erschrocken hoch; sein Schiffskamerad lächelte und sagte dann: »Nein, entschuldigen werde ich mich ganz bestimmt nicht. Und du tust mir leid, wenn du in dieser vulgären, schrillen Posse einer Welt leben musst, die auf einen dampfenden Scheißhaufen gebaut wurde.«
    Darauf folgte ein Augenblick, in dem die Zeit stillzustehen schien, doch Kyle genügte der Moment, um sich zu wünschen, er könne diese Worte auslöschen, Drevers davon überzeugen, sie zurückzunehmen, bis der Neuankömmling einfach zuschlug; der Boxhieb, eine harte Gerade, landete direkt auf Drevers Kiefer, schleuderte ihn von seinem Barhocker und gegen Kyle, der seinen geprügelten Crewkameraden instinktiv auffing.
    Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es im gesamten Raum totenstill, als ob viele der Gäste diesen Augenblick zum Luftholen brauchten, um sich auf das Kommende vorzubereiten, denn gleich danach brach die Hölle los.
    Während der nächsten Minuten verlor Kyle den Überblick über die exakte Reihenfolge der Ereignisse, weil pausenlos eines zum anderen kam, als die Situation eskalierte. Er merkte, dass Drevers sich auf die Füße rappelte und einen Wutschrei ausstieß, ehe er sich auf den Mann stürzte, der ihn niedergeschlagen hatte; dass ihr neuer Kumpel Jim von seinem Hocker hochschnellte und mit jemandem rang – irgendeinem Unbekannten, der mindestens genauso groß war wie er. Von fern hörte er Gebrüll und das Kreischen einer Frau, während rings um ihn her eine raufende, zappelnde Masse aus Armen und Leibern tobte. Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf einen hoch

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