Geisterlicht: Roman (German Edition)
öffnete sich die Küchentür, Aidan trat ein, und sie war einer Ohnmacht nahe.
»Du kannst doch wenigstens noch mit uns essen«, sagte er soeben zu Fiona, die ihm folgte.
»Dann verpasse ich den Anfang.«
»Der Film läuft sicher morgen auch noch.«
Enttäuscht wurde Dawn klar, dass er offenbar nicht mit ihr allein sein wollte. Was wahrscheinlich nur daran lag, dass er bisher ausnahmslos schlechte Erfahrungen in der Liebe gemacht hatte. Doch das würde sich nun ändern. Alles würde gut werden, für sie und für ihn.
»Fiona möchte den Film unbedingt sehen, und sie hat erst vor einer halben Stunde festgestellt, dass er nur heute läuft«, erklärte sie hastig, während ihre Schwester blass und unschlüssig in der Tür stand.
»Welcher Film ist es denn?«, erkundigte Aidan sich interessiert.
Fiona schaute über seine Schulter hilfesuchend Dawn an, die ihren Blick stumm erwiderte. Wie hatten sie nur vergessen können, nachzusehen, welche Filme heute Abend liefen?
»Ach, nichts für Männer! Ein Liebesfilm.«
Bevor Aidan etwas erwidern konnte, war Fiona schon im Flur verschwunden. Gleich darauf hörte Dawn die Haustür zuschlagen, und wenig später war das Stottern zu vernehmen, mit dem der Motor des alten Citroens anzuspringen pflegte. Immerhin schien Fiona dieses Mal der Trick gelungen zu sein, der das Auto zum Fahren brachte. Am Ende hätte Aidan sich sonst noch verpflichtet gefühlt, sie zum Kino zu begleiten.
Dawn stieß sich von der Tischkante ab, stellte erleichtert fest, dass ihre zittrigen Beine sie trugen, und ging auf Aidan zu. Er stand in der Küchentür und starrte verblüfft in den Flur, durch den Fiona so schnell verschwunden war.
»Deine Schwester ist doch nicht etwa meinetwegen so hastig aufgebrochen?« Fragend schaute er Dawn an.
»Natürlich nicht. Sie wollte ins Kino.«
Wahrscheinlich hätten sie sich eine bessere Ausrede für Fionas Abwesenheit an diesem Abend ausdenken sollen, aber ihnen war nichts anderes eingefallen. Schließlich wusste Aidan ja, dass Fiona fremd in diesem Dorf und in diesem Land war und niemanden kannte, den sie hätte besuchen können. Wer hätte aber auch ahnen sollen, dass er sich so sehr für Fionas Pläne interessieren würde?
»Möglichweise dachte sie, dass sie stört. Dass wir lieber allein sein wollen«, gab sie zu bedenken und kam sich ziemlich kühn vor, weil sie diese Andeutung machte, die ja nicht weit von der Wahrheit entfernt war.
Aidan trat ans Fenster und schaute hinaus auf die Straße. »Was ist, wenn sie wieder mit dem Wagen liegenbleibt? War er inzwischen in der Werkstatt?«
»Das war wirklich nicht nötig. Ich habe nie Probleme mit ihm.« Dawn schmeckte noch einmal den Gemüseeintopf ab und salzte etwas nach. Irgendwann mal hatte Aidan erwähnt, dass er Suppen liebte. Vorsichtshalber hatte sie auch ein paar Stängel vom Liebeskraut in das Gericht getan, um die Wirkung des Tees zu unterstützen. Schaden konnte es sicher nicht. Schließlich atmete sie tief durch, drehte sich um und sah Aidan quer durch die Küche in die Augen.
»Ich dachte, wir trinken vor dem Essen eine Tasse Kräutertee. Das soll sehr gesund sein. Verdauungsfördernd und so.«
»Warum nicht?« Er nickte und setzte sich an den Tisch. Dabei sah er seltsam abwesend aus, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders.
Dawn griff nach der Kanne und beeilte sich, seine Tasse mit Damiana-Tee zu füllen. Auch ihre eigene Tasse goss sie bis zum Rand voll.
Während sie an dem leicht bitteren, aromatischen Tee nippte, ließ sie Aidan nicht aus den Augen. Er schien Durst zu haben, denn er leerte seine Tasse in nur einem Zug fast zur Hälfte.
Da nahm sie ebenfalls einen kräftigen Schluck. Als sie hinterher Aidan wieder anschaute, erwiderte er lächelnd ihren Blick. Ihr Herz schien fast ihre Brust zu sprengen. Sie öffnete den Mund, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er mit lauter rosigen Wölkchen gefüllt.
Dawn nahm allen Mut zusammen, streckte den Arm über den Tisch und legte ihre Fingerspitzen auf Aidans Handrücken.
Während sie sich dem Haus näherte, stellte Fiona verwundert fest, dass sämtliche Fenster dunkel waren. Es war kurz vor elf, und da am nächsten Morgen keine Schule war, lag Dawn wahrscheinlich noch nicht im Bett. Ohnehin war es eher unwahrscheinlich, dass sie nicht aufgeblieben war, um Fiona vom Verlauf des Abends zu erzählen.
Sie hatten abgemacht, dass Fiona frühestens um halb elf zurückkam. Der Actionfilm, der in
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