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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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Scheiterhaufen brachte. Man schnitt sie einfach. Oder tratschte über sie, wie es Mrs Connor tat.
    An diesem Abend war es jedoch von Vorteil, dass sie ungestört an ihrem kleinen Tisch an der hinteren Wand des Pubs sitzen konnten. Dawn vergaß, die Stimme zu senken, als sie aufgeregt fragte:
    »Und weshalb hat Catriona die MacNaughtons verflucht?«
    Fiona legte den Zeigefinger an die Lippen, um ihre Schwester zu erinnern, dass sie leise sprechen musste. Zum Glück waren die Männer an der Theke gerade in lautes Gelächter ausgebrochen, so dass wahrscheinlich niemand Dawns Worte verstanden hatte.
    »Ich weiß nicht, warum Catriona diesen Fluch ausgesprochen hat. Ich nehme an, um sich an Arthur für irgendetwas zu rächen.« Fiona senkte den Blick auf ihren Teller, schnitt ein Stück von ihrer Lammkeule ab und achtete darauf, dass nicht allzu viel Minzsoße daran war, denn den Geschmack fand sie doch etwas gewöhnungsbedürftig. Nun würde Dawn sie zweifellos fragen, worum es in dem Fluch ging.
    Und genau das tat sie auch.
    Entschlossen schaute Fiona ihrer Schwester in die Augen. »Catriona hat Arthur MacNaughton und all seine männlichen Nachkommen verflucht, niemals lieben zu können. Sie können sich flüchtig verlieben und auch Leidenschaft empfinden, aber niemals aus tiefstem Herzen lieben.«
    »Dawn schob ihren Teller von sich. Offenbar war ihr der Appetit vergangen. »Glaubst du, dass der Fluch funktioniert?«
    Fiona zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. »In den alten Aufzeichnungen werden mehrere unglückliche Ehen von Arthurs Söhnen und Enkeln beschrieben. Einer wurde von seiner Frau während eines Streits in den Loch Sinclair gestoßen. Sie liebte ihn sehr und konnte nicht ertragen, dass er ihr gegenüber stets kühl und unnahbar blieb. Er stürzte unglücklich auf den Rand des Bootsstegs, wurde ohnmächtig und ertrank. Arthurs eigene Ehe endete damit, dass seine Frau und er in unterschiedlichen Teilen der Burg lebten, offenbar weil einer die Gegenwart des anderen nicht ertragen konnte.«
    Dawn biss sich auf die Unterlippe. »Glaubst du, Aidan weiß von dem Fluch?«
    Wieder zuckte Fiona mit den Schultern. »Eher nicht. Solche Geschichten geraten oft im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Aidan sagte mir, er habe nie in die alten Bücher geschaut, die im Turmzimmer stehen. Selbst wenn er von dem Fluch wüsste, würde er nicht daran glauben. Er hat mir heute erzählt, dass er Erzählungen über Hexen und Zauberei für reine Erfindung hält.«
    »Das ist gut«, stellte Dawn zufrieden fest. Langsam färbten sich ihre Wangen wieder rosig. »Einen Fluch kann man brechen, weißt du. Und es ist besser, wenn er nichts davon weiß, weil er sich dann nicht in Gedanken daran klammert, ohnehin niemals mit einer Frau glücklich werden zu können.«
    Fiona schwieg. Wahrscheinlich war Dawn der Meinung, sie, die älteste Schwester, konnte und sollte diesen Fluch einfach mal so zum Verschwinden bringen. Rasch wechselte sie das Thema und erzählte Dawn von dem Eintrag über Catriona, den sie im Sterberegister der Kirche gefunden hatte. Diese reagierte gebührend wütend und traurig, als sie erfuhr, dass Catriona nicht auf dem Friedhof beigesetzt worden war. Dann erklärte sie energisch, man müsse herausfinden, was genau geschehen war, um Catriona helfen zu können.
    »Ich nehme an, du hast längst noch nicht alle Bücher im Turmzimmer der Burg durchgesehen.« Dawns Blick funkelte hoffnungsvoll. »Sobald ich Zeit habe, helfe ich dir dabei. Leider haben wir zurzeit ständig Konferenzen. Und demnächst ist auch noch Elternabend. In zwei Wochen feiern wir in der Schule das Herbstfest, was bedeutet, dass ich mit meiner Klasse ein Theaterstück einüben muss. Normalerweise mache ich das gern, aber gerade jetzt …« Sie seufzte tief.
    »Hast du eigentlich Probleme mit den Eltern deiner Schüler?«, wechselte Fiona erneut das Thema. »Ich meine… merken sie, dass du anders bist?«
    Dawn zog die Stirn kraus, als hätte sie darüber noch nie nachgedacht. »Meine Schüler lieben mich, und sie lernen viel bei mir«, erklärte sie schließlich. »Da ist es mir eigentlich egal, ob ihre Eltern es komisch finden, dass Lillybeth oft nach dem Unterricht in der alten Eiche vor der Schule auf mich wartet.«
    Obwohl Fiona spürte, dass es ihrer Schwester nicht wirklich egal war, was die Leute im Dorf und die Eltern ihrer Schüler über sie dachten, ließ sie die Sache auf sich beruhen. Vorerst hatten sie genügend andere

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