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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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wirkte, wenn jemand anderes als sie es fand, sah sie keine andere Möglichkeit, als Aidans Hilfe anzunehmen. Sonst würde sie womöglich tagelang damit beschäftigt sein, die Insel abzusuchen.
    »Die Blätter sind an den Rändern gefiedert, ungefähr so lang wie ein Finger und auch in etwa so schmal.« Sie streckte ihm ihre Hände entgegen.
    »So schmal also«, stellte er nachdenklich fest und strich mit der Fingerkuppe zärtlich an ihrem Zeigefinger entlang. Als hätte er sie mit seiner Berührung verbrannt, zuckte sie zurück.
    »Es wäre nett, wenn du die Pflanze nicht anfasst, falls du eine findest, sondern mich rufst.«
    »Entschuldigung.« Er schaute sie ein wenig spöttisch an, als hätte sie mit ihren Worten nicht das Kraut gemeint, sondern ihre Finger, die er berührt hatte.
    »Ich meine ja nur …« Verlegen wich sie seinem Blick aus und verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken. »Die Pflanze ist sehr empfindlich. Man muss sie sehr vorsichtig pflücken, um sie noch verwerten zu können.«
    »Wie heißt sie überhaupt?« Aidan bückte sich nach einem grünen Fleck zu seinen Füßen und richtete sich kopfschüttelnd wieder auf.
    »Ich kenne den lateinischen Namen nicht«, erklärte Fiona wahrheitsgemäß.
    »Aber wenn du gelesen hast, dass sie Dawn helfen könnte, muss da doch auch irgendeine Bezeichnung stehen.« Aidan schien die unangenehme Eigenschaft zu haben, immer dann nicht lockerzulassen, wenn es Fiona peinlich war, ihm eine Antwort zu geben.
    »Es wird das Liebeskraut genannt«, gestand sie widerstrebend. »Aber ungefähr ein Dutzend oder noch mehr Kräuter tragen im Volksmund diesen Namen. In Dawns Garten wächst zum Beispiel auch eins. Ein anderes.« Jetzt würde er sie sicher gleich fragen, weshalb sie Dawns wie auch immer geartete Beschwerden ausgerechnet mit einem Liebeskraut heilen wollte…
    Doch Aidan schien plötzlich abgelenkt. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er den Strand entlang. »Das Boot!«, rief er und kletterte im Nu auf einen mannshohen Felsen.
    Fiona beschattete ihre Augen mit der Hand, konnte das Boot aber nirgendwo entdecken.
    »Es ist weg!« Neben ihr sprang Aidan wieder auf den Boden. »Das verstehe ich nicht! Ich hatte es so weit hinauf aufs Land gezogen, dass es auf keinen Fall abgetrieben werden konnte.«
    »Offensichtlich doch.« Fiona runzelte die Stirn. Waren Geister in der Lage, Gegenstände zu bewegen? Auch wenn sie so zart und schmal waren wie Catriona? Sie hatte keine Ahnung. »Vielleicht ist das Wasser gestiegen«, schlug sie vage vor.
    Aidan würdigte diese wahrscheinlich vollkommen absurde Idee keiner Antwort, sondern setzte sich in Richtung der Stelle in Bewegung, wo sie das Boot zurückgelassen hatten. Wenige Minuten später standen sie nebeneinander am Ufer und starrten auf einen braunen Fleck, der weit entfernt auf dem See schaukelte.
    »Könnte man … Könntest du an Land schwimmen?«, erkundigte Fiona sich nach langem Schweigen schüchtern.
    Ohne zu zögern, schüttelte er den Kopf. »Es gibt in der Nähe der Insel gefährliche Strudel, die einen Menschen in die Tiefe ziehen können.«
    »Aber wie sollen wir dann wieder von hier wegkommen?« Von einer Sekunde auf die andere war das düstere Unbehagen wieder da. Wenn es tatsächlich Catriona gewesen war, die dafür gesorgt hatte, dass das Boot fort war, was hatte sie dann noch mit ihnen vor?
    Aidan, der nichts von ihren Ängsten ahnte, blieb gelassen. »Weiß Dawn, wo du bist?«, erkundigte er sich ruhig.
    »Nein. Und dieses Mal ist mir nicht mal Lillybeth gefolgt. Sie hat wohl Dawn in die Schule begleitet. Jedenfalls habe ich sie heute Morgen nicht gesehen, als ich zum See fuhr. Wenn sie wüsste, wo ich bin, würde sie vielleicht Dawn hierherführen.« Momentan interessierte es sie nicht, ob es für Aidan verrückt klang, wenn sie so über einen Vogel sprach.
    Er schien ihre Bemerkung aber für ganz normal zu halten. »Vielleicht bemerkt jemand, dass das Boot nicht mehr am Steg liegt«, überlegte er laut. »Mrs Innes weiß, dass wir zur Insel wollten. Aber die ist längst wieder bei sich zu Hause. Allerdings kommt sie morgen früh wieder. Wenn sie dann feststellt, dass ich nicht da bin, wird sie sich sicher ihre Gedanken machen.«
    »Willst du damit etwa sagen, dass wir über Nacht hierbleiben müssen?« Fiona spürte, wie erneut Übelkeit in ihr aufstieg, die dieses Mal so heftig war, dass sie ihr den Atem nahm. »Wir können nicht in dem Sommerhäuschen übernachten!«
    »Es entspricht

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