Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
Vom Netzwerk:
am Ufer des Loch Sinclair. Ihr Fahrrad hatte sie ins Gras gelegt. Sie war immer noch außer Atem von der Fahrt. Angestrengt starrte sie in die Dunkelheit, konnte die Insel in der Mitte des Sees aber nicht erkennen. Da ihr Auto unweit des Ufers stand, lag der Gedanke nah, dass Fiona irgendwo hier in der Nähe war. Und Lillybeth murmelte in Dawns Kopf etwas von der Insel vor sich hin, wenn sie auch vage blieb und sich immer noch nicht richtig erinnern konnte.
    Früher hatte an dem kleinen Steg immer ein Boot gelegen. Selbst während der Jahre, als niemand in der Burg gewohnt hatte. Daran erinnerte sie sich deshalb, weil sie manchmal im Sommer mit ihrer Mutter hierhergefahren war, um am Wasser zu sitzen.
    Einmal war der Verwalter von Sinclair Castle vorbeigekommen und sie hatten sich ertappt gefühlt, weil das Land um den See zum Besitz der MacNaughtons gehörte, auch wenn jedermann wusste, dass der Laird und seine Frau seit einiger Zeit in der Stadt lebten. Aber der freundliche Mann hatte ihnen erklärt, dass die Burgherren schon früher den Bewohnern der umliegenden Dörfer Zutritt zum Loch Sinclair gewährt hatten und sicher nichts gegen ihr kleines Picknick einzuwenden hätten. Dann war er in das Boot gestiegen, um auf der Insel nach dem Rechten zu sehen. »Die Insel wiederum war nie für die Allgemeinheit bestimmt«, hatte er noch hinzugefügt.
    »Bist du sicher, dass Fiona dort drüben ist?«, fragte Dawn nun die Räbin auf ihrer Schulter.
    Kann sein, kann auch nicht sein. Ich erinnere mich nicht. Alles ist verschwommen.
    Lillybeth’ Stimme hallte in Dawns Kopf unglücklich wider. Sie krächzte leise vor sich hin, dann schwang sie sich plötzlich in die Luft und flog hinaus aufs Wasser. Schon nach wenigen Flügelschlägen war sie in der Dunkelheit verschwunden.
    Suchend schaute Dawn sich um. Ohne Boot kam sie nicht auf die Insel hinüber. Und jeder hier in der Gegend wusste, dass es gefährlich war, im Loch Sinclair zu schwimmen.
    Aidan! Er würde ihr helfen. Wenn sie im Moment auch keine Ahnung hatte, wie sie ihm die ganze Geschichte erklären sollte.
    Rasch hob Dawn ihr Fahrrad vom Boden auf und strampelte den schmalen Weg entlang, der vom See zum Burgtor führte. Keuchend vor Anstrengung kam sie dort an, legte den Finger auf den Klingelknopf und ließ ihn dort liegen. Erst nach mehreren Minuten begriff sie, dass Aidan ihr nicht öffnen würde. Er war ebenfalls verschwunden.
    Nackt, immer noch ein wenig erhitzt und mit einem warmen Summen im ganzen Körper lag Fiona eng an den schlafenden Aidan geschmiegt unter der weichen Wolldecke. Sie wandte den Kopf zur Seite, berührte seine Schulter mit den Lippen und lächelte still vor sich hin.
    Ihr war klar, dass er durch die wunderbaren Augenblicke, die sie miteinander geteilt hatten, nicht von Catrionas Fluch befreit war. Er hatte ihr seine Zärtlichkeit und Leidenschaft geschenkt, doch er hatte ihr nicht gesagt, dass er sie liebte. Dennoch war sie glücklich, weil sie nun sicher wusste, dass Aidan der Mann war, für den es sich lohnte, zu kämpfen. Wenn sie die Insel unversehrt wieder verlassen hatten und sie Dawn durch den Zauber von ihrer quälenden Sehnsucht nach Aidan befreit hatte, würde sie sicher auch einen Weg finden, ihn von dem Fluch zu erlösen.
    Fiona, mein Kind.
    Die Stimme war sanft und melodisch wie ein leises Lied, das jemand in der Ferne sang. Erstaunt wandte Fiona den Kopf, doch das Zimmer war dunkel, und sie spürte deutlich, dass niemand im Raum war. Hatte sie sich die Worte nur eingebildet? War sie eingeschlafen, ohne es zu bemerken?
    Mein Kind, mein liebes Kind. Ich habe dich so vermisst.
    Dieses Mal vernahm sie die Stimme ganz deutlich. Fiona richtete sich auf und starrte so angestrengt in die Schwärze, dass ihre Augen brannten.
    Du kannst mich nicht sehen, aber ich bin hier, bei dir. Ich bin gekommen, um dir zu helfen.
    Die Worte waren in ihrem Kopf, aber sie bildete sie sich nicht ein. Sie hörte sie in ihren Gedanken, so wie sie auchl Lillybeth hörte. »Mama«, flüsterte sie. Tränen kühlten das Brennen in ihren Augen.
    Ich liebe dich Fiona, ich habe dich immer geliebt. Ebenso wie deine Schwester.
    Die Stimme in ihrem Kopf klang eindringlich. Fiona unterdrückte ein Schluchzen. Ich weiß, Mama. Jetzt weiß ich es. Sie musste nicht sprechen, um von ihrer Mutter gehört zu werden. Es reichte, ihr ihre Gedanken zu schicken.
    Es ist schön, dich zusammen mit Aidan zu sehen. Ihr seid füreinander bestimmt. Deshalb habe ich dafür gesorgt,

Weitere Kostenlose Bücher