Geisterlicht: Roman (German Edition)
dass du den Tee für euch beide kochst. Aber es wäre wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen.
Ein leises, sanftes Lachen strich wie mit Samthandschuhen über die Innenseite von Fionas Stirn. Erstaunt hob sie den Kopf, obwohl sie in der undurchdringlichen Dunkelheit immer noch nichts sah.
Du warst das, Mama? Ich dachte, Catriona …
Das leise Lachen verstummte.
O nein, sie nicht. Sie will Aidan töten. Um sich an seiner Familie zu rächen, aber vor allem, weil sie weiß, dass du ihn liebst. Sie glaubt, er werde dich verraten, so wie Arthur sie damals verraten hat. Deshalb bin ich gekommen, um dir zu helfen. Ich habe nicht viel Zeit …
»Catriona will Aidan töten?«, rief Fiona angstvoll in den dunklen Raum. Neben ihr regte Aidan sich, murmelte im Schlaf etwas vor sich hin, drehte sich um und atmete ruhig weiter.
Ja. Du musst es verhindern. Und du kannst es auch. Mit deiner Zauberkraft.
Fiona schluckte angestrengt.
Ich kann nicht gut zaubern! Ich weiß nicht, wie …
Doch die Stimme ihrer Mutter unterbrach sie jäh.
Du kannst es! Deine Kräfte sind viel stärker, als du ahnst. Es gibt aber noch etwas, was du tun musst. Du musst Catriona die Wahrheit sagen, damit sie endlich ihre Ruhe findet.
Fiona richtete sich im Bett auf.
Mama, ich weiß, dass Catriona und Arthur sich noch getroffen haben, als er schon mit Martha verheiratet war. Aber wieso hat er sie dann verraten?
Während sie auf die Antwort ihrer Mutter wartete, hielt Fiona die Luft an, um nur keines der Worte zu versäumen, die die Stimme in ihrem Kopf flüsterte.
Er hat sie nicht verraten. Es war Martha. Sie hatte kein Interesse an seiner Liebe, aber sie wollte auch nicht, dass er sie einer anderen Frau schenkte. Als sie herausfand, dass er Catriona immer noch liebte und sie heimlich traf, fälschte sie ein Dokument, in dem Arthur seine Geliebte der Hexerei bezichtigte. Dann mischte Martha giftige Kräuter in Arthurs Essen, so dass es den Anschein hatte, als hätte Catriona ihn aus Eifersucht und gekränktem Stolz verhext. Wochenlang musste er halb bewusstlos das Krankenbett hüten. Als er endlich wieder genas, war Catriona längst auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden. Sie starb in dem Glauben, dass es Arthur war, der sie und ihre Liebe verraten hatte. Deshalb verfluchte sie ihn in ihren letzten Minuten und mit ihm all seine Nachkommen. Doch Arthur war unschuldig, mein Kind. Er hat sein Leben lang um sie getrauert. Das musst du Catriona sagen. Sag es ihr. Sag es ihr.
Noreens Stimme war immer leiser und leiser geworden, die Worte waren immer schneller aufeinandergefolgt, und die letzten Sätze verhallten, als würde sie sich bereits rasch entfernen.
Such unter der schottischen Kiefer. Ich liebe dich, mein Kind.
Die letzten Worte kamen aus weiter Ferne zu ihr. Dann war alles still. Noreen war fort, und Fiona fühlte sich gleichzeitig getröstet und schrecklich einsam. Doch dann spürte sie wieder die Wärme neben sich und wusste, sie war nicht allein. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, dass sie und Aidan füreinander bestimmt waren. Und jetzt wusste sie auch, was Catriona plante, und dass sie sie von ihrem grausamen Vorhaben abbringen konnte, indem sie ihr erzählte, was damals wirklich geschehen war.
Wenn es nur endlich hell werden würde! Die undurchdringliche Finsternis machte ihr noch mehr Angst, als sie ohnehin schon hatte. Fiona versuchte, ihre Furcht zu unterdrücken, indem sie im Kopf die Ereignisse ordnete, die sie nach und nach in Erfahrung gebracht hatte.
Offenbar war Catriona genau dann als Geist wieder aufgetaucht, als Noreen und Dawn auf dem alten Grundbesitz der Abercrombies das lange unbewohnte Haus renoviert und bezogen hatten. Wenig später war auch Aidan aus Edingburgh in die Burg seiner Vorfahren zurückgekehrt. Er glich Arthur wie ein Zwillingsbruder. Sicher hatte Catriona bemerkt, dass Dawn sich in Aidan verliebt hatte, doch sie hatte es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht für gefährlich gehalten, weil dieser ihre Zuneigung nicht erwiderte und sich nur freundschaftlich für Dawn interessierte. Und dann war Fiona aufgetaucht, die Catriona so sehr ähnelte.
Sie verliebte sich ebenfalls in Aidan – und ihr gegenüber blieb er nicht gleichgültig. Er konnte sie wegen des Fluchs zwar nicht wirklich lieben, aber er spürte dennoch, dass sie füreinander bestimmt waren. Er fühlte die Anziehung, die Leidenschaft und die Zärtlichkeit, die zwischen ihnen beiden im Nu entstand. Das hatte zu Catrionas Rachegelüsten noch
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