Geisterlicht: Roman (German Edition)
…«
Es gelang Fiona nicht, ihren Satz zu beenden, ihre Diskussion mit Aidan hatte sie von den Feuerbällen in Catrionas Händen abgelenkt. Diese waren wieder gewachsen und nun noch größer als zuvor. Einen davon schleuderte Catriona nun in Aidans Richtung.
Fiona versuchte, sich vor ihn zu werfen, aber sie war nicht schnell genug. Die Feuerkugel traf ihn am Kopf und Aidan sank in sich zusammen wie eine Stoffpuppe, so, als sei von einer Sekunde auf die andere alles Leben aus ihm gewichen.
Vor Entsetzen wurden Fionas Knie weich. Aus ihrer Kehle kam ein lauter, schmerzlicher Schrei. Hatte Catriona ihn getötet? War es ihr nicht gelungen, Aidan zu beschützen?
Die Wut, die nun in ihr aufstieg, war genau so rotglühend wie der zweite Feuerball, den Catriona immer noch in der Hand hielt. Fiona streckte nun ebenfalls ihre Hände vor und richtete all ihren Zorn, ihren Schmerz und die Kraft ihrer Liebe auf ihre Fingerspitzen. Die Kugeln, die dort wuchsen, waren doppelt so groß wie Catrionas und viel heller. Um die glühenden Bälle herum flirrte die Luft vor Hitze. Das rote Licht im Raum war nun so hell, dass Fiona die senkrechte Falte über Catrionas Nasenwurzel erkennen konnte.
Der Wind schien schwächer zu werden. Er pfiff nicht mehr so laut durch das kleine Zimmer und ließ die Tür, die er wieder und wieder gegen die Wand geschlagen hatte, nicht mehr in den Angeln kreischen.
»Hör mir jetzt zu, Catriona! Sonst werfe ich dir das hier an den Kopf!«
Es fiel Fiona unendlich schwer, sich auf die rot leuchtende Gestalt zu konzentrieren, während alles in ihr danach schrie, sich um Aidan zu kümmern und herauszufinden, ob er überhaupt noch lebte.
Catriona öffnete den Mund und stieß ein hohes irres Kichern hervor, das gar nicht zu dem jungen, schönen Antlitz passte, welches sie immer noch besaß. »Du kannst mir nichts tun!«, rief sie mit schriller Stimme. »Du wirst mir nichts tun!«
»Ich werde tun, was nötig ist, um Aidan zu retten.« Fiona wandte für keine Sekunde den Blick von den glühenden Augen ab. Sie wusste, wenn sie zuließ, dass Catriona den zweiten Feuerball auf den am Boden liegenden Aidan schleuderte, würde ihm nicht mehr zu helfen sein.
»Du dummes Ding! Ich bin es, die dich retten wird! Er wird dir das Herz brechen oder dir sogar das Leben nehmen!«
Catriona bewegte sich ein kleines Stück zur Seite, so dass Fiona nicht mehr zwischen ihr und dem bewusstlosen Aidan stand. Offenbar wollte sie die Kugel werfen.
Mit einem wütenden Aufschrei schleuderte Fiona den Feuerball in ihrer rechten Hand auf Catrionas Kopf. Das Geschoss zog eine Leuchtspur durch den Raum und traf den Geist an der Stirn. Die graue Gestalt fuhr mit einem grellen Aufschrei zurück, und die zweite Kugel, die sie noch in der Hand hielt, fiel zu Boden. Hohe Flammen umzüngelten Catriona, aber sie blieb aufrecht stehen. Fiona beschloss, ihre Schrecksekunde zu nutzen.
»Arthur hat dich nicht verraten, Catriona, es war Martha! Sie wusste, dass ihr …«
Doch ihre Urahnin schüttelte nur den Kopf, schaute zur Decke und murmelte etwas vor sich hin. Sie schien nicht zu hören, was Fiona sagte, während der Wind wieder lauter heulte und nun sämtliche Fensterflügel hin- und herwarf.
Dennoch hörte Fiona das leise Stöhnen hinter sich. Aidan! Er lebte! Sie drehte sich um und sah, dass er auf allen vieren vollkommen benommen über den Boden kroch, verfolgt von der Funken sprühenden Kugel, die Catriona aus der Hand gefallen war und nun hinter ihm herrollte. Ein oder zwei Mal berührte sie seine Finger, und er zog die Hand mit einem Schrei zurück.
Fiona lief zu ihm, heftete ihren Blick auf den Feuerball und versuchte, durch ihre Gedankenkraft die Kugel aufzuhalten. Gleichzeitig bemühte sie sich, Aidan vom Boden hochzuziehen. Hinter ihr brüllte Catriona unverständliche Worte und Sätze gegen den tosenden Sturm an. Rings um das kleine Haus zuckten Blitze und ein ohrenbetäubender Donner grollte über den Himmel.
Dann ging um Fiona herum die Welt unter. Nichts schien mehr an seinem Platz zu sein. Die Wände des Häuschens verschwanden, das Dach flog davon, und über ihr war plötzlich der nachtschwarze Himmel, zerschnitten von grellen Lichtzacken. Wind und Regen peitschten ihr ins Gesicht und um sie herum tanzten rote und blaue Lichter.
Aidan war in all dem Chaos das Einzige, woran sie sich festhalten konnte. Er umschlang sie mit beiden Armen, zog sie mit sich zu Boden und warf sich über sie, so dass die durch die Luft
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