Geisterschiff
auch nicht besser«, ergänzte Varenia. »Die Funkti o nen sind alle noch da, aber wenn man versucht, sie zu aktivieren, pa s siert nichts.«
» Wenn wir wenigstens die Kommunikation aktivieren kön n ten, dann könnten wir versuchen, Hilfe zu holen«, sagte Lucy.
Gedankenverloren hantierte sie an der zentralen Kommandoko n sole. Spielerisch gab sie den Kurs auf den dritten Planeten des Sy s tems ein. Sie rechnete natürlich nicht damit, dass diese Spielerei funktionieren würde. Tat sie auch nicht. Stattdessen gab es plötzlich ein Geräusch, das wie ein leises Zischen klang. Dann passierten u r plötzlich Tausende Dinge gleichzeitig. Es begann, zu surren und zu piepsen. Die Bildschirme leuchteten auf. Es waren sicher mehr als fünfzig. Die Notbeleuchtung wurde heller, bis die übliche Lich t stärke erreicht war, mit der no r malerweise ein imperianisches Kriegsschiff beleuchtet war.
» Was ist passiert?«, rief Varenia erschrocken.
» Ich hab nur ein bisschen an der Hauptkonsole gespielt«, verte i digte Lucy sich automatisch. Sie war genauso erschrocken wie die a n deren.
» Du hast das Schiff aufgeweckt. Alle Funktionen sind wieder a k tiv«, sagte Trixi ehrfurchtsvoll.
» Auch die Waffensysteme?«, fragte Gurian knurrend.
» Ja die Waffensysteme fahren auch gerade hoch«, sagte Trixi. Ihre virtuellen Finger huschten über die Konsole. Sie schien alle Instr u mente gleichzeitig kontrollieren zu wollen.
» Und das interne Verteidigungssystem gegen Eindringlinge auch«, fügte Lars zerknirscht hinzu.
» Aber das wird euch nichts tun. Ihr seid doch schließlich Gä s te, die in friedlicher Absicht gekommen sind«, sagte plötzlich eine unbekan n te Stimme.
Alle sechs Jugendlichen starrten erschrocken zur Tür des Ko m mandoraums. Dort stand ein Mann, der etwa doppelt so alt wirkte wie Lucy. Er trug eine für imperianische Verhältnisse etwas altm o disch aussehende Uniform der Kriegsmarine des Imperiums.
» Wer sind sie?«, platzte Lars heraus.
» Das sollte ich wohl eher euch fragen«, sagte er lächelnd. »Aber ich will nicht unhöflich sein. Ihr könnt mich Garjomus nennen. Ich bin der Kommandant dieses Schiffes.«
» Ich bin Lucy und ich bin die Kommandantin der ›Taube‹. Wir sind in Ihrem Hangar gelandet«, stellte Lucy sich vor.
» Ich weiß, wo euer Schiff steht«, sagte der Kommandant noch immer freundlich lächelnd.
Die Situation war heikel. Auch wenn das Schiff, auf dem sie sich befanden, seit mehr als dreihundert Jahren als verschollen galt, so war es nach wie vor ein offizielles Schiff des Imperiums. Und Lucy und ihre Mannschaft waren Rebellen. Die meist gesuchtesten Me n schen des ganzen Imperiums.
» Wir hatten einen Unfall an Bord. Unser Sprunggenerator ist au s gefallen. Wir bitten um Ihre Hilfe bei der Reparatur«, sagte Lucy vo r sichtig.
Im nächsten Moment kamen etwa zwanzig Menschen durch die Tür in den Kommandoraum, die offensichtlich zur Man n schaft des Schiffes gehörten. Sie nickten alle höfflich und gingen dann zu ihren Plätzen. Alle waren älter als die Jugendlichen, aber keiner war mehr als doppelt so alt wie sie. Lucy und ihre Freu n de hatten sich schnell von den Plätzen erhoben, auf die sie sich vorher einfach gesetzt hatten. Die Mannschaftsmitglieder na h men die Plätze wortlos ein. Das Ganze ging so schnell und lautlos vor sich, dass sich Lucy e r neut sämtliche Nackenhaare sträubten.
» Wir wollen hier den Ablauf des Schiffes nicht stören«, sagte der Kommandant. »In den Gästeräumen unten ist es ohnehin gemütl i cher, um sich zu unterhalten.«
Er machte eine einladende Geste mit den Händen, den Komma n doraum zu verlassen. Gurian machte Lucy ein Zeichen mit den A u gen. Sie folgte seinem Blick. Wie in jedem imperianischen Kamp f schiff waren auch in diesem Abwehrsysteme an wichtigen Stellen des Schiffes angebracht. Auf Lucy und jeden Anderen ihrer Man n schaft zielten mindestens zwei dieser kle i nen Strahlenwaffen, die in die Decke des Raumes integriert w a ren.
Lucy ließ noch einmal ihren Blick über die Mannschaft dieses eigenartigen Schiffes schweifen. Jeder schien vollkommen mit se i ner Aufgabe beschäftigt. Keiner sagte ein Wort. Niemand schien sich überhaupt für sie zu interessieren. Es war mehr als merkwürdig. Bis vor wenigen Minuten hatte sich keiner um die Angelegenheiten des Schiffes gekümmert und jetzt waren diese offenbar so wichtig, dass man noch nicht einmal den fremden Besuch beachtete.
» Wir kommen natürlich gerne
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