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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Dämmerlicht zu erkennen waren.
    Sie brauchte die Taschenlampe. Aber ihn jetzt zu bitten, sie ihr zu bringen ... Hm, da war sie nicht wirklich scharf drauf. Also holte sie sie selbst. Die Beine schwankten beim Gehen.
    Dann stellte sich natürlich die Frage, wie sie das Scheißding festhalten sollte. Sie versuchte, sich den Griff in den Mund zu stecken, aber die Taschenlampe war zu groß und zu schwer. Unter den Arm geklemmt funktionierte es auch nicht. Am Ende legte sie sie auf den Boden und wollte sich gerade hinsetzen ...
    Am anderen Ende des Raumes klickte Metall; sie hob den Blick, sah seinen Rücken und hörte die Gürtelschnalle noch einmal klicken, bevor er sich umdrehte, die Augen auf irgendeinen Punkt am Boden gerichtet. »Komm, ich helf dir, ja?«
    »Nein, danke.«
    »Komm schon, Chess, ich will nicht ... lass mich einfach machen.«
    Auf seinem Gesicht lag ein schuldbewusster Ausdruck wie ein Bartschatten. Geschah ihm recht. Vielleicht war das gemein von ihr - ach quatsch, ganz sicher war es gemein -, aber es fühlte sich gut an. Höchste Zeit, dass er sich auch mal wegen irgendwas schuldig fühlte. Warum sollte der Schwarze Peter immer bei ihr landen?
    Aber sie erlaubte ihm, die Taschenlampe zu halten, während sie die Feuchttücher benutzte, um die kleinen Dreckflecken abzutupfen, bevor sie ein Desinfektionsmittel auf die Wunde schmierte. Die Verbrennung sah immer noch ganz okay aus; eigentlich bloß gerötete Haut mit ein paar harmlosen Blasen. Gott sei Dank würden da keine Narben Zurückbleiben. Sie war schnell genug auf dem Bürgersteig aufgeschlagen, bevor das Feuer echten Schaden anrichten konnte.
    Aber ihr war schmerzlich bewusst, wie sich sein Blick förmlich in ihre Hände bohrte. Ebenso deutlich registrierte sie, dass sein Atem immer noch etwas lauter ging, als sie es gewohnt war. Wenn sie sich mit den Fingern ganz besonders langsam über den Schenkel strich, das ganze Bein hob und den Zeh ausstreckte, während sie so tat, als würde sie sich bloß untersuchen, dann konnte man ihr dafür doch gewiss keinen Vorwurf machen, oder? In der Liebe und im Krieg war schließlich alles erlaubt, und im Moment hatte sie das Gefühl, dass mindestens einer dieser Begriffe hier angebracht war, vielleicht aber auch beide.
    Sie zog ein frisches Verbandstuch hervor und faltete es, bis ein Polster entstand, das groß genug war, um die Brandwunde zu bedecken. Leider kam sie nicht drauf, wie sie es fixieren sollte, während sie es festpflasterte. Oh, okay. Wenn sie sich das Pflaster mit dem Klebestreifen nach oben auf dem Schoß drapierte, konnte sie den Verbandsstoff darüberlegen.
    Wäre es denn so schlimm gewesen, wenn er ihr ein bisschen geholfen hätte? Reichte es denn nicht, dass er sie hasste, musste i-r ihr denn auch noch zusehen, wie sie sich abmühte ...
    Er nahm ihr das Pflaster aus der Hand. »Halt mal die Bandage du fest, ja?«
    Hatte sie eben noch gedacht, dass sie Hilfe von ihm wollte?
    I )a hatte sie sich geirrt; es war viel schlimmer, wenn er sich mit geschickten Fingern ihren Oberschenkel hinaufarbeitete und diesen sanften Druck ausübte. Zu schnell, das ging alles zu schnell. Später hätte sie das vielleicht verkraften können, aber |cl/t, wo sie ihn immer noch in sich spürte und noch wusste, wie i\s sich anfühlte, wenn dieselben Finger ihre Haut liebkosten und über ihre Rippen wanderten ...
    Sic biss die Zähne zusammen und sah weg. Seine Berührung war sanft, fast unbeteiligt, aber als die Augenblicke verstrichen, begriff sie, dass das Pflaster schon längst an Ort und Stelle saß und der Verband fertig war. Er nutzte das Zurechtrücken und Glätten des Pflasters einfach als Vorwand, um sie zu streicheln, und ließ die Hand so lange über ihren Oberschenkel gleiten, bis die Finger gefährlich nahe an dem Ort zu liegen kamen, wo es bei ihr schon wieder zu pochen begann.
    Sie zuckte zurück und stand auf. »Danke. Ich denke, ich bin ... ich glaube, das reicht jetzt.«
    »Gut.« Er hielt den Kopf gesenkt; das Haar stand immer noch in wirren Büscheln ab.
    Sich die Hosen anzuziehen fühlte sich an, als würde sie dem ganzen Zwischenfall endgültig Lebewohl sagen. Sie war jetzt wieder vollständig bekleidet, als wäre nichts geschehen. Nur die Verlegenheit blieb wie eine lästige Verdauungsstörung.
    Apropos ... Zeit für ihre Tabletten. Naja, eigentlich nicht - schließlich war es gerade mal vierzig Minuten oder so her - aber das kümmerte sie im Moment nicht im Geringsten. Sie nahm gleich vier.

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