Geisterstadt
fasste sie grob am Arm, als er ihr lialf, über einen besonders großen Geröllhaufen zu klettern. •Wie ist ’n das gelaufen? Habt ihr sie bis dahin verfolgt, du und diese Kirchenpolitesse?«
Sie zog den Kopf ein; kein Nicken, aber nahe genug dran, dass ei es kapierte.
»Und dann haben sie euch da drin erwischt und das ganze < ü-lande in die Luft gejagt?«
Sie schaffte ein kleines Kopfschütteln, eigentlich nur eine I »rehiing des Kopfes; dabei musste sie kräftig die Lippen zu- •»mmienpressen, um nicht mit der Antwort herauszuplatzen.
■•Sie habens nicht abgefackelt? Wer steckt dann dahinter?«
I »mm, als er den flehenden Ausdruck in ihren Augen erkannte:
»Ach, der Typ mit den Tränken, ja? Weißt du deshalb, dass er da
mit drinhängt?«
»Aber warum sollte er ein Interesse daran haben, sie umzubringen?« Sie sprach, ohne nachzudenken, aber zum Glück regten sich ihre Handgelenke nicht. Anscheinend war es okay, wenn sie nur hypothetische Äußerungen machte.
»Vielleicht kaufen sie ihm sein Magiezeugs ab. Oder irgendwas anderes, und dann haben sie nicht gezahlt, oder sie benutzen es gegen ihn.«
Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Allerdings wüsste ich nicht, warum sie irgendwelche nutzlosen Tränke kaufen sollten.«
»Ist vielleicht nur ’ne Tarnung, um sein wahres Business zu verstecken. Vielleicht mag er sie auch bloß einfach nicht.«
Er lächelte; verdammt, er lächelte - das war das erste Mal seit einem Monat, und bei dem Anblick blutete ihr das Herz. »Hm, also, wenn wir rausfinden, warum er hinter ihnen her ist, dann können wir vielleicht auch ... ach Mist!«
Während ihrer Unterhaltung war sein Blick nach links gehuscht; jetzt folgte sie ihm und begriff, warum sich seine Miene verdüsterte.
Ein paar Meter von ihrem Standpunkt entfernt endete der Tunnel an einer Stahltür, die sich in nichts von den anderen unterschied. Schwaches Licht sickerte durch den Türspalt - der Ausgang zur Straße, vermutete sie. Endstation.
Aber links davon war eine weitere Tür, die von zerklüftetem Beton umgeben war, sodass sie Ähnlichkeit mit einer Austrittswunde hatte. Die verwitterten Bretter, die von krummen Nägeln und halb verrotteten Lederfetzen zusammengehalten wurden, verströmten Magie. Chess erkannte sie als schwaches Pulsieren.
Terrible kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief.
»Siehst du das?« Lex hätte nichts erkannt, auf keinen Fall. Bei
Terrible war sie sich da nicht so sicher, und sie wusste auch nicht genau, ob sie sich wünschen sollte, dass er die Gabe hatte oder nicht. Viel Kraft hatte er nie besessen; gerade genug, um sich in Gegenwart von Magie unbehaglich zu fühlen oder einen Geist zu spüren, bevor er wirklich auftauchte, aber nur als schwaches Kribbeln. Nur ein Bruchteil von dem, was sie oder jede andere echte Hexe empfand.
Aber jetzt war vielleicht nichts mehr wie vorher, und das lag an ihr. Sie hatte ihm das Symbol in die Brust geritzt, und in ihrem Kopf und ihrem Herzen kämpften Schuldgefühle mit der absoluten Gewissheit, dass sie es, ohne zu zögern, genau so wieder tun würde.
»Irgendwas sehe ich. Wie ein ... sieht so aus, als würde sich die Mauer da bewegen, oder? Als würde sie atmen.«
Das war wenigstens etwas. Er konnte es nicht vollständig erkennen.
»Da ist noch eine Tür. Sie haben einen Durchbruch durch den Beton gemacht, glaube ich. Und es ist... es ist keine gute Tür.«
Sie trat einen Schritt näher und schlang die Arme um sich. Da war etwas ins Holz geritzt - ein magisches Symbol? Ein ... nein, das war kein Symbol. Es war einfach nur eine Zeichnung; dürre, k n imme Ärmchen, ein aufgedunsener Kartoffelkörper ...
Ihr stockte der Atem.
»Was? Was ist denn?«
»Da ist eine Kröte in die Tür geritzt. Und ...« Sie reckte sich, um einen Blick auf die Oberseite der groben Bretter werfen zu können. Sie schluckte. »Ein Fetisch. Oben auf der Tür. Ein k i'ötenbein.«
Ein Krötenbein, das mit schwarzem Garn an einen Knochen gebunden war. Kräuter ragten aus dem Loch an der Vorderseite des Beins, wo es einst über das Gelenk mit dem Körper verbunden gewesen war.
»Wie der, den sie gestern dabeihatten? Dieses Ding, das du auseinandergenommen hast?«
»Genau. Das hier ist allerdings keine ganze Kröte, sondern bloß ein Bein.«
»Und was heißt das? Eine Kröte, meine ich? Sind die magisch?«
»Sie sind Vertrautentiere.« Sie wich einen Schritt zurück und löste sich aus der hungrigen Dunkelheit der notdürftig
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