Geisterstadt
zusammengezimmerten Tür. »Sie sind magisch extrem mächtig. Ich meine, sie sind sogar so stark, dass sie illegal sind. Die Kirche züchtet welche - es gibt eine Menge Sachen, bei denen sie echt nützlich sind, oder sein können, aber ja, sie werden auch viel für schwarze Magie benutzt. Und außerdem sind sie ...«
Ihre Stimme versagte. Sie durchwühlte ihre Tasche auf der Suche nach der Wasserflasche, aber Trockenheit war nicht der Grund, warum ihre Kehle so zugeschnürt war.
»Ja?«
Das Wasser schmeckte nach Plastik und der stickigen Luft um sie herum. Sie verzog das Gesicht. »Sie werden auch bei der Erschaffung von Psychopomps eingesetzt.«
25
Manche versuchen, sich vor der Kirche zu verstecken, um zwielichtige Geheimnisse zu verbergen. Das gelingt ihnen nicht. Die Kirche und die Wahrheit sehen alles.
Das Buch der Wahrheit, »Veraxis«, Artikel 728
»Und was machen wir jetzt?«
Ihren ersten Gedanken sprach sie lieber nicht laut aus. »Schätze, wir müssen da durch.«
Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und überlegte. »Haste irgend ’ne Ahnung, wo wir hier sind?«
»Wir haben uns in nordwestlicher Richtung gehalten, das ist ehrlich gesagt alles, was ich weiß. Ich hab keinen Schimmer, wie weht wir gekommen sind.«
»Ich schätze mal so zehn Blocks. Das würde bedeuten, dass wir hier in der Gegend der neunzigsten Straße sind.«
»Neunzigste Ecke Foster«, sagte sie.
»Hm, vielleicht. Kennste dich in der Gegend aus?«
»Neunzigste Ecke Foster, da wohnt Maguinness. Diese Adresse hat er angegeben, als er Madame Lupita besucht hat. Weißt du wie ich im Auto erzählt habe, dass er vor ihrer Hinrichtung noch mal bei ihr vorbeigeschaut hat?«
Ein knappes Nicken. Ob das jetzt daran lag, dass sie die Szene im Auto zur Sprache gebracht hatte, oder an irgendwas anderem, wusste sie nicht und wollte es lieber auch nicht herausfinden.
»Wie auch immer. Aber das heißt, dass es hier vielleicht zu seiner Wohnung geht. Vielleicht ist er ...«
Nein, das war Blödsinn, oder? Als Theorie mochte es so gut wie jede andere auch sein, aber es fühlte sich trotzdem nicht richtig an. Dieser Sender im Tunnel, fast, als ob sie hierher gelockt werden sollte. Wenn er mit den Lamaru im Krieg lag und wenn die wussten, dass sie ihn beschattete ... Diesen hinterhältigen Wichsern traute sie es durchaus zu, sie in eine Falle zu locken.
Er lehnte sich an die gegenüberliegende Tunnelwand, sodass er unauffällig einen weiteren Schritt von der höllischen Tür abrücken konnte. »Also, wenn er mit denen im Clinch liegt und wenn er hier wohnt, hinter diesem ganzen Krötenzeug, ja? Die Leute, die gestern Ratchet und Konsorten umgelegt haben. Vielleicht hat er denen ja diese Kröten verkauft.«
Sie zögerte und wartete darauf, dass der Schmerz ihr die Arme hinaufschoss. Als er ausblieb, nickte sie.
»Müssen sie töten, um diese Psychopomps zu bauen? Ist es das, was sie Vorhaben?«
Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Die Morde konnten natürlich selbst zur Erschaffung der speziellen Psychopomps gehören, die sie fabrizierten. Bei einem Zerstörungszauber - und um einen solchen handelte es sich ja hier - war das durchaus denkbar. »Für die Erschaffung von Psychopomps braucht man normalerweise keine Toten, aber ihre sind ja auch nicht — au! — normal. Und wenn man einen Freilebenden umbringt, ist das ein schweres Verbrechen, weißt du. Das wird hart bestraft.«
Genau dieses Verbrechen hatte sie begangen. Um seinetwillen. Sie hielt die Erinnerung einen Moment im Kopf fest und hoffte, dass er das erkennen würde, aber sie hatte keine Ahnung, ob es funktionierte. Und ganz sicher würde er nicht einfach so den Mund aufmachen und es sagen, nicht jetzt. Nicht nach dem Zwischenfall, von dem sie jetzt wusste, dass er ihn als Grenz-
Überschreitung ihrerseits aufgefasst hatte, als hätte sie sich ihm aufgedrängt.
Wieder mal.
Und falls er doch verstand, worauf sie anspielte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Genau, wie sie erwartet hatte. »Heißt also, wenn wir da reingehen, könnten wir alles aufklären.«
»Exakt.«
Hinter dieser Tür mochten tatsächlich Antworten liegen, ja. Die Lösung des Rätsels und das Ende ... das Ende ihrer Zusammenarbeit mit Terrible. Und diesmal für immer.
Verdammt, sie hatte sich selbst so satt - sie und ihre dummen Gefühlshemmungen. Wie wurden andere Menschen nur damit fertig? Wie ertrugen sie bloß die ganze Zeit diesen Scheiß, diese Sehnsucht nach anderen
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