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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Hund, der Blut geleckt hatte. Ihre Finger verkrampften sich; sie wollte fliegen, und sie wollte, dass er mit ihr flog. Sie wusste, dass sie ihm zeigen konnte, wie es ging, wenn er sie nur lassen würde.
    Laut Standard-Gegenzauber aus dem Kirchenhandbuch musste sie aufstehen und sich gegen den Uhrzeigersinn drehen, um so Energie aufzubauen und abzugeben.
    Eine innere Stimme hielt sie davon ab; es war sowieso nicht genug Platz dafür. Stattdessen wirbelte sie den Rauch mit dem linken Zeigefinger in kleiner werdenden Kreisen umher, bis eine Art Windhose entstand. Das dauerte zwar länger, aber bei all der Energie, die durch ihren Körper raste, würde es genauso gut funktionieren. Verdammt, im Moment hätte sie wahrscheinlich halb Downside in Brand setzen können!
    Sie sah zu, wie sich die Windhose formte. Die untere Spitze berührte die Flammen, die Mündung folgte ihrem kreisenden Finger. Sie spürte, wie in ihrem Inneren ein Abbild dieser Windhose entstand, das ihre Kraft in sich einsog, sie durcheinanderwirbelte, sie mehr und mehr abzog, sie aus ihren inneren Organen schlürfte, aus ihrer Seele selbst...
    Das schwarze Pentagramm loderte vor ihr, pulsierte und griff nach ihr. Es gierte nach ihr, wollte sie verschlingen. Dort drinnen wäre sie in Sicherheit, es gab dort keine Angst, keine Trauer, keine ...
    Ihr Blick verschwamm, sie fing an zu zittern und konnte nicht mehr aufhören. Es fühlte sich an, als würde sie jede Sekunde explodieren. Ihre Hand war nur noch ein Schemen über der pinkfarbene Windhose, die sie erschaffen hatte, und dann war es so weit, das Symbol erschien im Zentrum des Pentagramms, alles war plötzlich so klar, und sie schleuderte den Luftstrudel mit aller Kraft voran.
    »Hrentata vasdam belarium!«
    Der pinkfarbene Rauch explodierte; die Energie platzte aus ihr heraus. Das Pentagramm kreischte, jammerte hoch und schrill in ihrem Kopf. Sie riss den Deckel vom Blutsalz und schleuderte etwas davon gegen die Tür. Sie spürte, wie der Durchgang zerschmettert wurde und in Flammen aufging. Der Sargnagel sprang wie von selbst in ihre Linke. Mit der Rechten schnappte sie sich das Messer und trieb che Nagelspitze mit dem Griffin das Symbol.
    Der Rückstoß schleuderte sie gegen die Wand. Ihre Räucherschale flog an die Decke, ebenso wie der schwarze Spiegel, der zersprang. Schwarzsilbernes Glas regnete auf sie herab. Sie zog den Kopf ein und riss die Arme hoch, um sich zu schützen. Pinkfarbene Flammen zuckten durch die Scherben; sie klammerte sich an den nächstbesten festen Halt, den sie finden konnte. Es war Terrible. Ihr blieb nicht mal Zeit für Scham, weil alles um sie herum starb, die Kerze, die Flammen, das Pentagramm und das Symbol. Stille senkte sich über die Szenerie. Die Holztür stand sperrangelweit offen.
    Es dauerte fast eine Minute, bis er sie losließ und stumm von ihr ab rückte. Ohne seine Arme und ohne die prickelnde Berührung der Macht fühlte sie sich kalt und zittrig; sie konnte sich gerade noch beherrschen, ihn nicht zu packen und wieder an sich zu ziehen.
    »Verdammt!«, sagte er nach einem weiteren Moment der Stille. »Das war ... verdammt!«
    »Alles klar bei dir?«
    Er nickte. Das Licht nahm wieder seine normale Färbung an, die flache Künstlichkeit des Taschenlampenstrahls. Seine Augen glommen schwarz darin und die buschigen Koteletten waren schwarze Schnitte im bleichen Gesicht. »Jo. Alles klar.«
    Bei ihr aber nicht. Kein bisschen. Aber genau wie er hätte sie das nie zugegeben; also stand sie mit schlotternden Knien auf und klopfte sich den Staub ab.
    Eine Minute nur, dann war sie wieder sauber. Der Spiegel war endgültig, hin und der Sargnagel musste an Ort und Stelle bleiben, aber den Rest steckte sie wieder in die Tasche, bis auf die Wasserflasche mit den Eisenringen. Die öffnete sie und nahm einen tiefen Zug, bevor sie sie ihm anbot. »Da.«
    Wortlos griff er danach und trank, bevor er sie mit einem Nicken zurückgab.
    Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte; sie zwang sich, stehen zu bleiben, und straffte die Schultern, bevor sie sich den Riemen der Handtasche überwarf. Scheiße, wollte dieser Tag denn gar kein Ende nehmen?
    Vermutlich doch. Nein, ganz sicher. Aber ob sie das noch miterleben würde, musste sich erst noch zeigen.
    Spielte aber sowieso keine Rolle. Sie war jetzt am Leben, und sie steckte in diesem Scheißtunnel fest, und sie hatte gerade einen echt höllischen Schutzzauber gebrochen und musste jetzt durch die Krötentür Gott weiß wohin gehen,

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