Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
Luft, saubere Luft, Luft, die nicht vor magischer Energie vibrierte und sich dick und schwer in ihre Brust legte und sie erstickte. Sie umklammerte seinen Arm, der sich hart und sehnig anfühlte.
    Sanfter Druck bedeutete ihr, zurückzutreten und eine leichte Drehung zu vollführen. Selbst ihr Orientierungssinn schien sie jetzt zu verlassen; hatte sie sich eben ganz umgedreht oder nur zur Seite? In welche Richtung blickte sie überhaupt? Die Dunkelheit um sie herum war komplett undurchdringlich wie eine Mauer.
    Lex führte sie. Chess versuchte, nicht ins Wasser zu treten und die Füße an der Biegung unten an der Tunnelwand entlangzuschieben. Lex legte ihre Hand um seine Hüfte, sodass sie die Brust an seinen Rücken drücken musste. So war das Gehen schwieriger, aber immerhin waren sie ja auch nicht auf einem Spaziergang, und sie musste zugeben, dass es sie beruhigte.
    Das wiederum ärgerte sie, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, um an der eigenen Zähigkeit zu zweifeln. Menschen, das begriff sie immer mehr, waren wie Küchenschaben: Wenn man erst mal eine reingelassen hatte, war bald alles voll von ihnen.
    Wieder ein Kichern, leise und verschlagen: Ihr Kopf fuhr herum, während sich ihre Augen abmühten, in der pechschwarzen Leere irgendetwas zu erkennen, egal was. War das näher dran gewesen? Wo waren sie?
    Lex hielt nicht an. Sie machten einen weiteren Schritt, noch einen ... und Chess stieß mit dem Fuß gegen etwas Schweres, etwas Festes und Unnachgiebiges und doch irgendwie ... Elastisches, das unter der Berührung ihrer Zehen nachgab. Vanhelms Leiche. Sie schluckte schwer und ging weiter.
    Etwas rannte an ihnen vorbei. Sie unterdrückte einen Aufschrei, als sie den Luftzug auf der Haut spürte. Schweiß kroch ihr über das Gesicht und lief ihr über die Augen; ohne die Hand zur Hilfe zu nehmen, wischte sie sie an Lex’ Shirt ab. Sie hielten nicht an. Sie mussten hier raus, raus, bloß ...
    Ein scharfer Ruck an ihrem Haar. Ein Schrei, nicht von ihr, nicht ihre Stimme. Heißer, fauliger Atem an ihrer Wange; Lex riss sie beiseite, und die Pistole krachte los, begleitet von einem weißen Lichtblitz. Heißes Blut spritzte ihr auf die Haut.
    Und dann rannten sie los.
    Mit der Heimlichtuerei war es jetzt vorbei. Sie versteckten sich nicht mehr. Trotzdem benutzten sie die Lampe nicht - tanzende rote Flecken vom Mündungsfeuer vor den Augen war alles, was sie sah -, aber ihre Füße platschten durch das Wasser und trommelten auf dem Beton, während hinter ihnen Wut-und Schmerzgeheul erscholl. Es war mehr als eine Stimme, viele Stimmen, die sich an den Wänden brachen, sie im Innersten berührten und nach ihrer Seele griffen.
    Lex rannte schneller und zog sie durch die Dunkelheit. Er war das Einzige, was in der Welt noch real war; das hier war nicht wirklich, nichts davon, es war einfach nur ein Albtraum, aus dem sie erwachen musste.
    Sie wurden verfolgt. Aus den Schreien wurde Heulen, Spottrufe. Und dann, zu ihrem unbeschreiblichen Entsetzen, Gebell.
    Hunde. Geifernde Hunde. Sie kläfften laut in den Tunneln; das tiefe, raue Bellen kratzte an ihr, verletzte sie, und erst als ihr aufgewühlter Verstand begriff, dass ihr etwas wehtat, verstand sie auch, wieso.
    Es waren kein echten Hunde, die ihnen auf den Fersen waren. Keine lebendigen Tiere. Es waren Psychopomps.
    Vielleicht ein Dutzend oder hundert. Sie hatte keine Ahnung, keinen Plan, woran sie das festmachen sollte. Sie hatte keinen
    Atem mehr, um es Lex zu sagen, aber das war auch egal. Psychopomps konnte man nicht erschießen, nicht erstechen, nicht töten. Nur Magie konnte sie stoppen, und selbst wenn sie die Zeit gefunden hätte, ihre Ausrüstung hervorzukramen, bezweifelte sie irgendwie, dass diese speziellen Hunde sich damit bezwingen ließen.
    Sie stürmten um eine Ecke, während das Gekläff und das übernatürliche Geheul der Psychopomps ständig näher rückte. Solche Laute hatte sie von Psychopomps noch nie gehört.
    Sie wandte den Kopf nach links, als sie in einen weiteren Tunnel einbogen. Beinahe wäre sie gestürzt. Diese Augen. Sie konnte ihre Augen sehen, blutrote, glühende Augen. Es waren Hunderte. Hunderte von Augen, oh Scheiße, Fuck, sie würden hier sterben, man würde ihnen bei lebendigem Leib die Seele herausreißen und verschlingen oder zermalmen. Das waren doch keine gewöhnlichen Psychopomps, verdammte Scheiße, was waren das für Kreaturen, sie würde sterben ...
    Nein! Sie rannte schneller und legte ihre ganze Kraft in den Lauf, um mit

Weitere Kostenlose Bücher