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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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reiner Glückstreffer. Das Mädchen, das jetzt neben ihm saß, war neu. Ihr Gesicht glühte, so sehr gab sie sich Mühe, durch anhaltendes Geschnatter seine Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem, dachte Chess ein bisschen fies, sah sie aus, als wären ernsthafte Gedanken für den Kopf unter ihrem rotgefärbten Haarschopf etwas völlig Neues.
    Hübsch war sie ja. Besonders, wenn man auf dicke Schminke und ausladende Brüste abfuhr. Was bei Terrible offensichtlich der Fall war - na ja, welcher Mann bildete da schon eine Ausnahme? In der Beziehung musste sie für ihn ja eine herbe Enttäuschung gewesen sein. Er musste ...
    Nein, nein und noch mal nein. Sie würde sich das nicht mehr länger antun. Er hatte also ein Date, schön. Und? Er traf sich mit irgendeinem anderen Mädchen, das sich jetzt wie eine von Dalis schmelzenden Uhren an seine Brust schmiegte und nicht mal den Anstand besaß, ein kleines bisschen wie Chess aus-
    Zusehen, sodass sie sich wenigstens damit trösten konnte, dass er insgeheim nach einem Ersatz für sie suchte.
    Nicht, dass sie das wirklich gefreut hätte, aber immerhin hätte sie sich dann ein paar beschissene kleine Lügen einreden können. Wie die Dinge jetzt lagen, fühlte sie sich bloß beschissen, und das war unendlich viel schlimmer.
    Sie schaffte es gerade noch an die Bar, wo sie sich eine neue Flasche mit billigem Selbstwertgefühl besorgte, ohne dass er sie erspähte, aber als der Barkeeper ihr das Bier reichte, spürte sie es. Ihn. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen. Wie das funktionierte, wusste sie nicht, aber es funktionierte trotzdem. Sie wusste, dass sie in dem Moment, wo sie sich umdrehte, seinen Blick auffangen würde.
    Manchmal machte es keinen Spaß, recht zu behalten.
    Sein Gesicht verriet keine Regung, während er ihr dabei zusah, wie sie an ihren Platz zurückkehrte. Nicht mal ein Blinzeln oder ein Zucken der Mundwinkel. Es war, als würde er sie gar nicht kennen und hätte sich nie mit ihr unterhalten, vom Austausch von Körperflüssigkeiten ganz zu schweigen. Na schön! Das Spiel beherrschte sie genauso gut.
    Und sie hatte sogar einen Partner. Als sie sich auf ihren Sitz gleiten ließ, schenkte sie dem Typen, der sich zu ihr gesellt hatte, ein aalglattes Lächeln.
    »Hab dir den Platz freigehalten«, sagte er.
    Terrible sah immer noch zu ihr herüber. Sie setzte ein noch breiteres Lächeln auf. »Wirklich? Ich hatte gehofft, du hättest dich freigehalten. Für mich.«
    Es ratterte kurz in seinem Kopf, aber dann hatte er kapiert. »Naja, hab ich doch auch. Hättest mal den Kerl sehen sollen, der sich da hinsetzen wollte.«
    »Nicht dein Typ?«
    Er schüttelte mit ernster Miene den Kopf. Er hatte ein nettes
    Gesicht; bei jeder anderen Gelegenheit hätte sie ihn sich genauer angesehen und sich gefragt, wie er wohl vom Hals abwärts aussah. Und wenn sie gerade nichts Besseres vorgehabt hätte, wäre sie stark in Versuchung gewesen, es herauszufinden.
    Aber hier und heute war er ein Nichts; bloß ein Gesicht, das sie anlächeln konnte, während sie so tat, als würde sie sich königlich amüsieren. Dabei war sie sich nicht mal sicher, ob sie ihn noch wiedererkennen würde, wenn sie nach dem Blinzeln die Augen wieder aufmachte. »Ist mir lieber, wenn sie ein Stück kleiner sind«, sagte er. »Dann komm ich mir so männlich vor.«
    »Fühlst du dich normalerweise nicht so?« Terrible hatte kurz woanders hingesehen; jetzt blickte er wieder zu ihr hinüber und rutschte auf seinem Platz hin und her. Sie beugte sich ein Stück vor, beobachtete ihn aber weiterhin aus den Augenwinkeln.
    »Kann ich mir das denn erlauben?« Es schien ihm gar nicht aufzufallen, dass sie sich ständig heimlich umschaute.
    »Naja, normalerweise ...« Oh! Oh nein! Die Musik änderte sich. Chess erkannte den Song sofort, den rollenden Bass und den dröhnenden Auftakt ...
    Es waren die Stooges mit »I Wanna Be Your Dog«. Dieser Song war in der Nacht gelaufen, als sie und Terrible zum ersten Mal ... in der Nacht im Trickster’s, als sie zum ersten Mal alles versaut hatte. Und zwar gleich total gründlich. Es war die Nacht gewesen, bevor sie alle Vorsicht über Bord geworfen und mit Lex geschlafen hatte. Der Anfang vom langen, grausamen Ende.
    »Normalerweise was?« Der Typ wollte das Gespräch in Gang halten, aber Chess beachtete ihn kaum mehr. Sie sah ihn nicht mal mehr an. Jetzt zählte nichts und niemand mehr außer Terrible, denn er hatte sich im selben Augenblick zu ihr herumgedreht, und daran, wie

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