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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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noch dauern? Wo steckte sie denn ... natürlich. Sie konnte längst tot sein. Sie und der Großälteste. Wahrscheinlich war das nicht gerade, aber auch nicht unmöglich.
    Chess drehte sich zu Terrible herum, der hinter ihr stand, rauchte, und immer noch mit dem Rücken die Tür versperrte. Fuck, noch ein Problem! Sie musste bald mal aus diesem Klo raus, und dem Trubel vor der Tür nach zu urteilen, konnten sie sich dann auf ein höchst neugieriges Publikum einstellen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
    »Lauren geht nicht ran. Meinst du, sie ist vielleicht...«
    Er sah sie an, als überlegte er angestrengt, was in ihr vorging oder welche Motive sie wirklich verfolgte. Entweder kam er zu dem Schluss, dass er ihr keine bösen Absichten unterstellen konnte, oder er entschied sich dafür, sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, jedenfalls bestand seine Antwort nur aus einem leichten Achselzucken, kaum mehr als einem trägen Heben der einen Schulter. »Na, ich fahr dich schnell hin, wenn du willst.«
    »Danke. Wirklich, vielen Dank.«
    »Dafür nicht. Schätze mal, Sela ist eh schon lange weg, hm?«
    Ach ja. Ups. »War das dein Date?«
    Er nickte.
    »Okay ... vielleicht solltest du dann schnell noch mal nachsehen? Nur um ganz sicherzugehen?«
    »Wartest du so lange hier?«
    »Meinst du, ich schaffe es zum Fenster raus?«
    Er dachte kurz nach und lächelte dann ein wenig. »Damit die alle denken, ich hab’s mir hier drinnen selber besorgt?«
    »Oh. Hm. Das wäre ein bisschen ...«
    »Ach, juckt mich doch nicht die Bohne, was die glauben. Hier.« Er trat ans Fenster, dessen Scheibe längst durch Sperrholz ersetzt worden war. In Windeseile hatte er die Verkleidung abgerissen. Farbe platzte ab, und der ganze Rahmen ächzte und bebte. »Raus mit dir!«
    Er hob sie hoch und half ihr, sich durch die Fensteröffnung zu zwängen. »Ich geh dann vorne raus, okay? Wir treffen uns dort.«
    Sie wollte noch irgendetwas sagen. Wollte zurück und ihn küssen, sein Gesicht berühren und ihm die Strähnen zurechtschieben, die sich aus seiner Pomade-Frisur gelöst hatten und ihm vor die Augen hingen. Aber dieser neue Waffenstillstand war noch zu zerbrechlich; sie fühlte sich immer noch, als würde sie bei stürmischer See auf einem winzigen Floß hin und her geschleudert. Zum ersten Mal seit Wochen verspürte sie leise Hoffnung, dick und süß wie vergifteter Honig auf der Zunge und im Herzen. Wenn sie die ein weiteres Mal aufgeben musste, war sie verloren.
    Also nickte sie einfach nur und sali zu, wie er die Verkleidung wieder vor das Fenster zerrte, bis sein Gesicht verschwunden war.

32
    Nicht immer kommt die Gefahr von außen. Aber meistens. Mit gutem Beispiel vorangehen!
    Ein Handbuch für Kirchenangestellte
    Die Seitengasse, in der sie stand, wurde von einem Maschendrahtzaun begrenzt und war voller Mülltonnen und tiefer Schatten. Vielleicht wäre es doch nicht so schlimm gewesen, direkt durch den Club nach draußen zu gehen. Dann hätten die Leute sie eben gesehen und Bescheid gewusst, na und? Es gab nichts, wofür sie sich schämen musste.
    Natürlich war es aber nicht auszuschließen, dass er sich schämte. Meine Güte, war sie wieder positiv gestimmt. Sie schlang die Strickjacke enger um sich und bahnte sich den Weg durch die Miillhaufen auf die Straße zu. Hier hinten stank es, nach Abfall, Kotze und Urin - der typische Gestank einer Seitengasse eben, alles fein mit schalem Bier abgeschmeckt.
    Irgendetwas raschelte in der Dunkelheit, als sie vorüberging. Ratten oder andere Nagetiere, vielleicht auch irgendwelche Käfer. War zwar noch ein bisschen früh für sie, aber die Küchenschaben in Downside waren verdammt hart im Nehmen. Wenn man hier überleben wollte, musste man das schließlich auch sein.
    Musik drang durch die Mauern, als drinnen die Band loslegte. Meistens zogen sie eine ziemlich gute Show ab; sie wünschte fast, sie könnte bleiben. Sie fragte sich, ob Terribles Verabredung noch da war. So lange waren sie ja nun auch wieder nicht auf dem Klo gewesen. Zehn Minuten? Fünfzehn? Es war gut möglich, dass Dingsbums - ach, was sollte denn der Quatsch, natürlich wusste Chess, wie sie hieß -, dass sie immer noch glaubte, Terrible müsse anstehen oder habe sich irgendwo verquatscht, während sie nach wie vor in der Sitznische hockte, schrecklich verloren aussah und sehnsüchtig darauf wartete, dass er zurückkam, damit sie sich wieder an ihm festsaugen konnte.
    Sie seufzte. Hoffnung war doch wirklich ein

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