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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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machte.
    Schuldbewusst schielte sie zu ihm hinüber und erwartete, in ein düsteres Gesicht zu blicken. Aber er sah sie nicht mal an. Anscheinend hatte er vergessen, dass sie überhaupt noch mit ihm im Auto saß. Seine Schultern zuckten, während er sich über das Lenkrand beugte. Das Gesicht hatte er zur Seite gedreht.
    Ihr Lachen erstarb. »Hey ...« Sie streckte die Hand aus. Sollte sie ihm jetzt auf die Schulter klopfen oder wie? Scheiße, wenn er jetzt völlig an die Decke ging ...
    Aber er lachte. Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie es, und bekam sofort wieder einen Kicheranfall. Sie krabbelte nach vorne und brach mit Tränen in den Augen auf dem Vordersitz zusammen, so sehr schüttelte es sie. Sie konnte nicht mal genau sagen, was eigentlich so unglaublich komisch daran war; was sie Sela angetan hatten, war schrecklich gemein. Sie konnte dem Mädchen keinen Vorwurf machen, dass es so außer sich gewesen war und dann all die Dinge gesagt hatte, die es gesagt hatte. Verdammt, Chess an Selas Stelle hätte wahrscheinlich noch ganz andere Dinger rausgehauen.
    Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund kam ihr das Ganze rasend komisch vor. Es war das Lustigste, was sie seit langer
    Zeit erlebt hatte, und das Lachen fühlte sich so gut an, dass sie sich nicht mehr länger den Kopf zerbrach. Sie wusste nicht mal mehr, wann sie zum letzten Mal aus vollem Ilalse gelacht hatte.
    Sie lachten, bis ihr der Bauch schmerzte, und plötzlich lachten sie nicht mehr, und sein Gesicht war nur noch Zentimeter von ihrem entfernt. In der Dunkelheit konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, sodass sie keine Ahnung hatte, was in ihm vorging oder was er jetzt von ihr hielt. Dass sich innerhalb einer kurzen Autofahrt oder nach ein paar Minuten gemeinsamer Freude alles geändert haben sollte, ergab eigentlich keinen Sinn, aber wie konnte sie sich da sicher sein? Die Summe ihrer Erfahrungen mit emotionalen Bindungen passte auf einen verdammten Stecknadelkopf.
    Er räusperte sich. »Schätze, wir sollten dann mal weiter, oder?«
    »Ja, stimmt wohl.« War das ihre Stimme? Das klang gar nicht nach ihr.
    Einen Augenblick lang glaubte sie, dass er sich doch nicht bewegen würde, und ihr ganzer Körper spannte sich. Doch dann löste er sich von ihr, legte den Gang ein und schwenkte zurück auf die Straße. Sie nannte ihm Laurens Adresse, und sie legten den Rest des Wegs schweigend zurück.
    Verdammt!
    Es musste eine vernünftige Erklärung geben. Musste es einfach.
    Die Chevelle stand im Leerlauf vor Laurens modernem Apartmentkomplex, während das Motorengeräusch von den umstehenden Autos widerhallte. Schließlich drehte er die Maschine ab.
    Als die Erinnerung an den Moment, zu dem es dann doch nicht gekommen war, verblasste, wandten sich ihre Gedanken wieder der Lauren-Frage zu. Sela sagte, sie hätte Lauren gesehen - obwohl sie den Namen nicht direkt erwähnt hatte, wusste
    Chess nicht, wer es sonst gewesen sein sollte - und zwar vor zwei Wochen auf einem leeren Baugrundstück. Aber das war unmöglich, denn vor zwei Wochen hätte Lauren eigentlich noch in - woher kam sie eigentlich? New York? in New York sein sollen.
    Sicher gab es dafür eine ganz logische Erklärung. War bestimmt keine große Sache. Aber trotzdem hatte Chess ein ungutes Gefühl bei der Sache.
    »Willste, dass ich hier auf dich warte, oder was?«
    »Hm? Oh. Nein, glaub nicht. Lauren kann mich dann fahren.«
    Er hob die Augenbrauen. »Du fährst zurück zu dir? Nach dem, was da in der Gasse passiert ist und was du mir vorhin über die - über die Tunnel erzählt hast?«
    »Ich lass mich von ihr zur Kirche bringen. Da kann ich übernachten.«
    Noch im selben Augenblick wünschte sie sich, sie könnte die Worte zurücknehmen. Diese Lüge hatte sie ihm schon früher aufgetischt. Sie hatte immer dann behauptet, sie würde die Nacht in einer Kirchenzelle verbringen, wenn sie in Wahrheit mit Lex im Bett gelegen hatte. Mehr als einmal hatte sie ihn so hinters Licht geführt. Und das wusste er auch; sie erkannte es an der Art, wie sich seine Züge verhärteten. Im Moment ging er wahrscheinlich all die Male durch, die sie ihm das erzählt hatte, und fragte sich, ob sie ihm die Wahrheit gesagt hatte.
    »Nein, ganz ehrlich. Wirklich. Außer ... ich könnte vielleicht bei dir übernachten? Auf der Couch, meine ich, ich will ja gar nicht ...« Mist! Sie hätte bei ihrem Entschluss bleiben und ihn nicht bitten sollen.
    Er zögerte. »Glaub nicht, dass das so ’ne gute Idee ist,

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