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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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das Holz.
    Er zog sich die Hosen wieder hoch und riss die Tür auf. Aus ihrer Position konnte sie nicht genau erkennen, was passierte, aber die Geräusche sprachen für sich; das erstickte Gacks , als jemand an der Kehle gepackt wurde, das dumpfe Krachen einer Faust, das Fallen und der Aufschlag eines Körpers.
    »Will hier noch jemand an die Scheißtür klopfen? Wenn ihr noch einmal anklopft, bring ich euch um, kapiert?«
    Anscheinend schon. Jedenfalls hörte sie keinen Protest. Nicht weiter überraschend.
    Er warf die Tür zu und lehnte sich dagegen, während er den Boden anstarrte, als wollte der ihn gleich angreifen.
    Sie knöpfte sich die Jeans zu und streifte sich den Schuh über, während sich eine unschöne Gewissheit in ihrem Kopf breitmachte.
    »Wenn du dich jetzt wieder bei mir entschuldigst, bring ich dich um.«
    Er zog die Schultern hoch; nicht, weil er mit den Achseln zuckte, sondern weil er in Deckung ging, als erwartete er, dass sie ihn sowieso gleich schlagen würde. Was sie ihm, wenn man bedachte, was gestern passiert war, auch nicht wirklich zum Vorwurf machen konnte. »Hm, na ja ... schätze, das kann ich echt nicht noch mal bringen. Immerhin bin ich hier ja nicht gerade zufällig reingestolpert.«
    Sie durchwühlte ihre Handtasche nach dem Pillendöschen und zog es hervor. Die schwere silberne Einlegearbeit fühlte sich rau in ihrer Hand an. Die Berührung gab ihr ein wenig Sicherheit zurück. Gerade genug, damit sie weitersprechen konnte. »Warum bist du denn dann hier reingekommen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Terrible ... komm schon! Sags einfach ...«
    »Ach Mist! Ich kann das nicht, Chess. Große Reden schwingen und so. Was auch immer du willst, ich ... ich kann dir das nicht geben. Jedenfalls nicht jetzt. Nicht nachdem ...« Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Nach allem, was du gesehen hast«, beendete sie den Satz. »Nachdem du das mit Lex ... rausgefunden hast.«
    »Du hast noch nicht mal aufgehört, dich mit ihm zu treffen.« Feuerschein erhellte den Raum, als er sich eine Zigarette ansteckte. Die hoch auflodemde Stichflamme des geschwärzten Stahlfeuerzeugs trieb ihr eine Hitzewelle über die Haut, während er sie prüfend musterte. »Er hat dir diese Tunnel gezeigt, was? Du triffst dich noch mit ihm, und da verlangst du von mir ...«
    »Aber das ist doch was ganz anderes, das gehört zu meinem Job und ...«
    »Hat er dich angerufen, um dir die Infos zu geben? Oder ist er wegen was ganz anderem bei dir vorbeigekommen und hat das bei der Gelegenheit bloß gleich mit erledigt?« Die Dunkelheit in seinen Augen und die Bitterkeit in seiner Stimme verrieten ihr, dass er die Antwort bereits kannte. Und wie sollte er auch nicht? Er kannte Lex - nicht so gut wie sie, aber er kannte ihn. Er wusste, dass Lex nicht der Typ war, der aus reiner Gutherzigkeit hilfreiche Informationen ausplauderte.
    Er wusste es unter anderem deshalb, weil er, wenn es hart auf hart kam, selbst nicht viel anders war.
    Sie sah weg und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an, während sie sich wünschte, es wäre etwas Stärkeres als gewöhnlicher Tabak.
    »Ja, er ist wegen etwas anderem gekommen. Aber er hat nicht ... ich hab Schluss gemacht. Wirklich, ich habe ein für alle Mal Schluss gemacht, und das hat er auch kapiert.«
    »Alles, was Lex kapiert, ist, was er will.«
    »Ja, ist mir klar. Und weil ich das weiß, hab ich auch nie ... Es hat mir nie etwas bedeutet. Er hat mir nie etwas bedeutet. Und ich habe ihm nie irgendetwas über dich erzählt, nie. Aber geholfen hat er mir wirklich, als Kemp die Nutten umgebracht hat, und auch als ...«
    Scheiße! Was sagte es über sie aus, dass sie immer dann wie eine Lügnerin klang, wenn sie endlich mal die Wahrheit erzählte?
    »Heute Abend hat er mich mit in die Tunnel genommen. Er ...«
    »Vorhin? Du warst mit ihm ...«
    »Nein, hör mir doch bitte einfach mal zu. Er hat mir gesagt, sie hätten was gefunden - au! Ich sollte mir in den Tunneln mal was angucken. Und dann wurden wir verfolgt. Wir haben eine Leiche gefunden, einen von den ... Er war tot, und sie haben uns mit Psychopomps verfolgt, und es war ... du weißt schon, der, den wir gestern getroffen haben. Und ich habe noch mehr über ihn rausgekriegt. Er ist nicht bloß ein - au! -, er ist mächtiger, als wir dachten. Er ist jemand ganz anderes.«
    Ihr Bier stand immer noch neben dem Waschbecken auf dem Boden, wo sie es abgestellt hatte. Er hob es auf und nahm einen tiefen Zug. »Was soll denn das verdammt noch

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