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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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bleibst einfach hier, ganz wie du willst. Ist mir doch egal.«
    Nur mit Mühe konnte Chess ein Schaudern unterdrücken. Hier bleiben? Damit ihr im Schlaf die ganzen Bakterien übers Gesicht krochen? Bäh, nein danke. »Ich glaube, die Kirche ist wirklich der beste Platz. Es gibt da ein paar Sachen, die ich noch nachschlagen will, und ich muss vor der Zeremonie für den Ältesten Murray noch mit dem Ältesten Griffin sprechen.«
    »Ach? Warum denn?«
    »Ich will einfach nur den Fall mit ihm besprechen. Um ihn auf dem Laufenden zu halten und so. Du weißt schon.«
    »Gibt’s denn irgendetwas Neues?«
    Chess rang sich ein Lächeln ab. »Ja, in der Tat. Geh dich doch erst mal duschen, dann erzähl ich dir danach alles.«
    »Okay, hab schon kapiert. Ich stinke. Gut, dann ... mach’s dir einfach bequem. Hier.« Der pink gemusterte Bezug der Couch war mit Akten und Papierstößen bedeckt. Lauren raffte sie hastig zusammen, um einen Sitzplatz freizuschaufeln. »Guck doch ein bisschen fern oder so. Ich bin gleich bei dir. Und ich hab dir auch was zu erzählen.«
    Chess wartete, bis das Wasser rauschte, bevor sie einen Blick in die Akten warf. Hmmm ... Mitarbeiterakten aus dem Schlachthof, sehr gut... vorläufige Berichte über die Brandursache ... ein dünner Ordner über Vanhelm, der auch eine Geburtsurkunde enthielt. Warum hatte ihr Lauren denn nicht gesagt, dass sie die hatte?
    Naja, vielleicht war sie einfach noch nicht dazu gekommen. Akten wurden nicht immer so schnell zusammengestellt, wie man es gern gehabt hätte. Und Lauren hatte ja gerade gesagt, dass sie ebenfalls Neuigkeiten habe.
    Okay. Da waren also die Papiere aus dem Schlachthof, Vanhelms Akte, die Berichte. Ein paar kopierte Seiten über Psychopomps aus Tobins Geisterhandbuch. Eine Mitarbeiterakte ...
    Cesaria Putnam.
    Ihre Hand verharrte in der Luft über dem schmalen blassblauen Ordner. Wahrscheinlich war es ganz normal und vernünftig, dass Lauren ihre Akte hatte. Sie hatte bereits zugegeben, sie gelesen zu haben. Eine Kopie anzufertigen war zwar, gelinde gesagt, etwas ungewöhnlich, aber das Black Squad hatte eben Narrenfreiheit.
    Allerdings änderte das nichts an der dumpfen, hilflosen Wut, die in ihr aufstieg. Schlimm genug, dass Lauren sich die Akte angesehen und darin gelesen hatte. Und jetzt hatte sie sie auch noch mit nach Hause genommen, um sie nach Feierabend zu studieren? Was zum Teufel sollte das?
    Sie schlug die Mappe auf und überflog die Zeilen. Name, Geburtsdatum, Adresse, Ausbildungsnoten und Testergebnisse ... Sie blätterte vor. Die Belobigung, die sie für den Sieg über den Traumdieb erhalten hatte, und eine weitere für einen besonders heiklen Debunking-Fall im zweiten Dienstjahr.
    Hier hätte eigentlich Schluss sein sollen, aber ... nein. Das war nicht ihre normale Akte. Das war ihre persönliche Akte, die vertrauliche Version. Chess’ Hand zitterte leicht, als sie nach dem Vermerk des Ältesten Banks über ihren Fruchtbarkeitstest griff. Die Ränder des Blattes waren abgegriffen und schmuddelig. Lauren hatte offenbar eine Menge Zeit damit verbracht, dieses Dokument zu betrachten.
    Es folgte ein zusammengehefteter Zettelstoß; er enthielt den Brief, in dem sie darum gebeten hatte, ihren Wohnsitz außerhalb des Kirchengeländes verlegen zu dürfen, und die anschließenden Kommentare ihrer Ausbilder und der Ältesten - des Ältesten Griffin. Er war auf ihrer Seite gewesen - na ja, das hatte sie eigentlich schon gewusst. Aber ein paar andere, manche von den Hinweisen auf ihr mangelndes Vertrauen in ihre Mitarbeiter, darauf, wie eigenbrötlerisch sie war ...
    Sie wollte sich das nicht länger ansehen. Ihr waren ohnehin die Hände gebunden. Lauren hatte das Recht, Einblick in ihre Akte zu nehmen. Und sosehr das abgegriffene Dokument sie auch beunruhigte, sie konnte nichts tun. Sie konnte die Erinnerung daran ja schlecht aus Laurens Kopf streichen oder die Zeit zurückdrehen und verhindern, dass sie die Akte las.
    Aber ... rasch blätterte sie wieder zur ersten Seite zurück. Da war es. Ihr Bild. Es war das gleiche, das sie in ihrer Tasche mit sich herumtrug, seitdem sie es in Vanhelms Wohnung gefunden hatte.
    Die Kirche druckte immer nur eine Kopie dieser Bilder aus; das waren nicht gerade Klebebildchen zum Sammeln, die an alle Mitarbeiter verteilt wurden. Wenigstens erinnerte sich Chess, dass die anderen Kinder in der Schule solche Bildchen getauscht hatten. Sie selbst hatte nie welche bekommen.
    Wenn das Bild aber sicher hier in ihrer

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