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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Akte steckte - woher hatte dann Vanhelm seinen Abzug?
    Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie das Bild hervorkramte. Derselbe Hintergrund. Dasselbe Lächeln, dasselbe Mädchen.
    Aber jetzt, wo sie genauer hinsah ... war das wirklich dasselbe Mädchen? Die Augenbrauen sahen ein bisschen anders aus, fand sie; das Mädchen auf Vanhelms Bild hatte ihre nicht sorgfältig genug gezupft.
    Das war doch verrückt. Sie musste verrückt sein. Aber andererseits ... noch vor zwei Wochen hätte sie Stein und Bein geschworen, dass niemand einen Tarnzauber wirken konnte, der stark genug war, um eine Hexe zu täuschen. Jetzt wusste sie es besser. Es gab mindestens eine Person, der es gelungen war - sie musste daran denken, wie sich Laurens Gesicht verändert hatte, als sie den Fetisch angefasst hatte - und wer konnte wissen, wie lange die Wirkung anhielt?
    Hatte Maguinness eine zweite Cesaria Putnam erschaffen? Oder die Lamaru? Aber warum?
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre Nerven beruhigten sich kein bisschen. Das Kribbeln wurde immer schlimmer. Sie wollte raus aus Laurens Wohnung, wollte so weit wie möglich von ihr weg. Panik breitete sich aus dem Magen bis in ihre Brust aus und brachte ihren Kopf zum Schwirren. Sie wusste nicht genau, warum, aber sie musste hier raus. Sie musste nachdenken. Statt harmlos und schlampig sah Laurens Wohnung jetzt aus, als wäre jeder Gegenstand eine getarnte Bombe; unter den Pappschachteln und dem ganzen Durcheinander konnte sich alles und jeder verbergen.
    Sie benahm sich albern. Lauren war die Tochter des Großältesten. Aber scheiß drauf! Die Sache stank, und diesem Gefühl würde sie folgen.
    Das Rauschen des Wassers verstummte. Stille breitete sich im Zimmer aus. Chess stopfte die Papiere zurück in die Akte, klappte den Ordner zu und legte ihn wieder zurück an seinen Platz.
    Sie griff in die Tasche und suchte nach Stift und Notizblock, um Lauren eine Nachricht zu hinterlassen und dann so schnell wie möglich ihren Arsch hier rauszubewegen, bevor Lauren fertig angezogen war. Dabei blieb sie mit dem Finger an etwas hängen; sie schubste es beiseite und wäre vor Schreck fast an die Decke gegangen, als ein lauter, schriller, anhaltender Piepston durch die Wohnung gellte.
    Verdammt! Laurens Peilgerät. Sie hatte es angeschaltet. Mit zitternden Fingern zog sie es hervor und suchte verzweifelt nach dem Aus-Knopf, als ihr klar wurde, dass die Sender, die sie in ihrer Tasche mit sich herumtrug, nicht blinkten.
    Das Peilgerät reagierte also gar nicht auf die Sender in ihrer Tasche; die hatten den Alarm nicht ausgelöst.
    Wo aber war dann der Sender, der das Piepen verursachte? Die Nummer vier?
    Das war einer von den beiden, die sie Vanhelm untergeschoben hatte.
    Das schrille Piepen des Peilgeräts hallte ihr im Kopf nach, ein panischer Schrei, den sie nicht über die Lippen brachte, während sie in Laurens Sofaritze herumwühlte, bis sie den Sender endlich gefunden hatte.
    Er war unter das Kissen gestopft, auf das Lauren die Aktenordner gestapelt hatte. Sie musste ihn daruntergeschoben haben, als sie begriffen hatte, dass Chess an der Tür war. Wahrscheinlich hatte sie ihn gerade untersucht, als Chess kam, und hatte dann keine Zeit mehr gehabt, ihn zu verstecken.
    Sie musste sich Erik Vanhelms Hemd angeschaut haben.
    Chess sprang auf und war im Begriff, über die Couch zur Eingangstür zu hechten und sich aus dem Staub zu machen, aber es war zu spät. Eine winzige Sekunde zu spät, es hatte sie einfach einen kleinen Moment zu viel gekostet, das blöde Ding zu finden, warum zur Hölle hatte sie sich bloß damit aufgehalten, wo sie doch längst gewusst hatte ...
    Lauren stand mit offenem dunkelgrünem Bademantel im
    Türrahmen. Wasser tropfte ihr über die nackte Haut, über die Rundung ihrer blassen Brüste und den flachen Bauch.
    Die Pistole in ihrer Hand war geradewegs auf Chess’ Kopf gerichtet. In der anderen Hand hielt sie ein Handy, das sie sich ans Ohr presste.
    »Keine Bewegung«, sagte sie überflüssigerweise und dann ins Telefon: »Ja, jetzt. Mach schnell!«
    Die Tür war mindestens zwei Schritte entfernt; Chess hatte nicht die geringste Chance, sie zu erreichen, bevor Lauren abdrückte.
    Und so winzig, wie die Wohnung war, müsste Lauren schon die mieseste Schützin der Welt sein, um nicht zu treffen.
    Okay, dann also Plan B. Wie auch immer der aussah. Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße! »Haha, Lauren«, brachte sie heraus. »Sehr witzig. Leg die Knarre weg und zieh dir was

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