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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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dem Fußboden auf, aber sie konnte nicht erkennen, wo sie gelandet war.
    Sie rammte den Ellbogen rückwärts in Laurens Magengrube. Der Zug an ihrem Haar lockerte sich für eine Sekunde, lange genug, um wieder auf die Füße zu kommen. Wenn sie es bloß ins Schlafzimmer schaffte, konnte sie die Tür abschließen und schreien. Die Nachbarn würden doch sicher das Squad alarmieren ...
    Ach ja. Lauren war ja das Squad. Zuallererst würde man sie anrufen, und sie würde ihre ganze Autorität in die Waagschale werfen, um sie davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei, und natürlich würde man ihr glauben.
    Hinter ihr schrie Lauren etwas, und Schmerz, wie Chess ihn noch nie verspürt hatte, schoss von den Malen an ihren
    Handgelenken die Arme hinauf, bis das Blut aus den wulstigen Rändern spritzte und Chess zu Boden fiel. Der Schmerz war zu stark, um stehen zu bleiben.
    Füße klapperten hinter ihr. Der Boden bebte. Hände griffen ihr ins Haar und rissen sie hoch, bis sie auf allen vieren kauerte. Ein Fuß in einem schweren Stiefel erwischte sie direkt unter dem Hals. Es fühlte sich an, als hätte man ihr die Brust durchgetreten und ihr Herz zerfetzt. Sie zwangen sie aufzustehen; sie wehrte sich, kämpfte gegen die unnachgiebigen Hände und die kopflose Angst an, die sie zu überwältigen drohte. Dann hatten sie sie, fünf oder sechs von ihnen, starke Männer, deren Haut vor schwarzer Magie förmlich brodelte, als sie sie aufs Sofa warfen.
    Sie versuchte davonzukriechen, nur um von Beinen umstellt zu werden, die wie ein Käfig aus Gliedmaßen vor ihr aufragten. Ohne nachzudenken, krabbelte sie rückwärts und drückte sich in der staubigen Nische neben dem Fernselischrank gegen die Wand. Sie kam nicht raus. Sie saß in der Falle. Sie kam hier nicht raus. Einen Moment überlegte sie, ob sie den Schrank Umstürzen sollte, verwarf die Idee aber beinahe sofort wieder. Sie war nicht stark genug, um den Schrank zu kippen.
    Aber es musste doch irgendetwas geben, was sie tun konnte. Selbst gegen sechs Lamaru und Lauren ... ach, von wegen, sechs Lamaru und Lauren konnten in Sekundenschnelle Mus aus ihr machen. Aber vielleicht begingen sie einen Fehler. Sie hatten schon einmal, bei Baldarel, einen gemacht. Und jede Wette, dass sie darüber richtig sauer waren.
    Aber war ihnen überhaupt klar, dass sie einen Fehler gemacht hatten? Ob sie wussten, dass der Mann, unter dessen Kommando sie zu stehen glaubten, dem sie ihren kompletten Plan anvertraut hatten und dem sie über jede ihrer Bewegungen Bericht erstatteten, dass dieser Mann der gleiche war, der ihnen nach dem Leben trachtete? Dass sie kaum mehr als Marionetten waren, die bloß die Rolle spielten, die er ihnen in seinem Plan zugedacht hatte?
    So, wie Lauren über Maguinness gesprochen hatte, kam es ihr nicht so vor. Natürlich konnte sie sich nicht ganz sicher sein, und außerdem konnte sie im Moment auch keinen klaren Gedanken mehr fassen. Worte und Gedanken verschwammen in ihrem Kopf.
    »Cesaria.« Laurens Stimme durchstieß den Nebel aus Panik, der sich um sie gelegt hatte. Sie wollte nicht in Panik verfallen. Wenn sie schon den Löffel abgeben musste, dann wollte sie es wenigstens mit einem Rest Würde tun. Wenn das das Ende war, wollte sie alles daransetzen, so viele wie möglich von ihnen mitzunehmen. Der Gedanke beruhigte sie.
    Sie kam hier nicht raus. Was auch immer ihr jetzt bevorstand, sie musste sich stellen. Eine andere Wahl blieb ihr nicht mehr.
    »Es tut mir leid. Wirklich. Es war ... interessant, dich kennenzulernen. Mit dir zu arbeiten. Wir haben uns alle gefragt, wie du wohl bist, weißt du?«
    »Ich kann euch helfen ...«
    »Ach komm. Du wirst uns nicht helfen, und das wissen wir doch auch alle. Nein. Alles ist, wie es sein sollte, und wir haben zu lange darauf hingearbeitet - aber falls es dich tröstet: Man wird sich an dich erinnern.«
    »Was ...«, begehrte Chess auf, kam aber nicht weiter.
    »Du wirst uns jetzt sagen, wem du davon erzählt hast. Was du weißt.«
    Okay. Tief Luft holen. Den letzten Rest Selbstsicherheit zusammenkratzen. »Ich sag euch gar nichts.«
    »Ich glaube, dir bleibt gar nichts anderes übrig.«
    Sie drückte den Rücken gegen die kühle Wand und versuchte, ganz locker zu wirken. Folter. Damit konnte sie umgehen. Immerhin hatte sie damit Erfahrung, oder etwa nicht? Bei der
    Kindheit, die sie durchlebt hatte, war ihr gar nichts anderes übrig geblieben. Sie konnte sich aus ihrem Körper flüchten, wenn es sein musste, und den

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