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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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pulsierte durch ihre Adern. Durch die vier Cepts, die sie sich einpfiff, wurde er etwas gedämpft, aber ein Rest blieb.
    Ihr Magen fühlte sich immer noch warm und viel zu schwer an, als sie den Wagen vor der Kirche parkte und sich auf die großen Eingangstore zuschleppte. Dieses Mal beruhigte sie der Anblick nicht, ebenso wenig wie das Innere, der gewölbte Eingangsbereich mit den von Schnitzereien bedeckten Wänden und dem sanften blauen Licht, das von der Decke schimmerte.
    Das Gebäude brummte wie ein Bienenstock; Kirchenangestellte, Debunker-Kollegen, die ihr auf dem Weg zur umfangreichen Bibliothek im Obergeschoss zunickten oder sie knapp grüßten, und Verbindungspersonen, die auf dem Weg zum Fahrstuhl in die Stadt unter der Erde stumm über die Geheimnisse der Toten meditierten. Dorthin würde sie auch müssen, fiel ihr schaudernd ein. In vier Tagen würden sie alle die Fahrt zur Widmung für den Henker und den Ältesten Murray antreten.
    In vier Tagen würde sie mit den Kollegen beisammenstehen müssen, und alle würden lächeln und sagen wie friedlich doch alles sei und wie froh sie wären, dass der Älteste und der Henker ihre ewige Ruhe gefunden hätten, und sie würde ebenfalls lächeln müssen und so tun, als wäre sie der gleichen Meinung. Als ob die Stadt ihr nicht fürchterliche Angst machen würde, als käme sie ihr nicht wie die Verkörperung der Leere und der Traurigkeit vor, die sie Tag für Tag mit sich herumschleppte. Sie würde so tun müssen, als würde nicht schon der bloße Aufenthalt dort in ihr den Wunsch erwecken, zu schreien und sich mit den Fingernägeln die Haut vom Körper zu kratzen.
    Sie würde so tun müssen, als sei sie genau wie alle anderen. Wie jeden Tag. Normal. Glücklich. Sauber.
    »Hey Chessie, alles klar?« Dana Wright kam die Treppe hinunter, die schlanken Arme mit Büchern bepackt. »Du siehst irgendwie ziemlich aufgewühlt aus.«
    »Hm? Ach, mir geht’s gut... Ich hab nur ... hab nur gerade an den Ältesten Murray gedacht.«
    »Oh.« Dana biss sich auf die Lippe. »Ich weiß, das ist so traurig, oder?«
    »Ich ...«
    »Ich meine, ich weiß natürlich, dass es eigentlich überhaupt nicht traurig ist. Klar muss er jetzt wahnsinnig glücklich sein.« Dana sah sich um und spähte zu dem kleinen Grüppchen Goo-dys am anderen Ende der Halle. Die nächsten Worte sprach sie überdeutlich in diese Richtung. »Ich denke mal wieder nur an mich. Ich weiß, dass es für ihn das Beste ist.«
    Die Goodys schienen sie gar nicht weiter zu beachten, aber natürlich konnte man da nie ganz sicher sein. Die Akustik in der Halle war manchmal äußerst merkwürdig. Chess fand, dass ein abrupter Themenwechsel jetzt das Beste wäre. »Woran arbeitest du denn gerade?«
    »Ich versuche rauszufinden, wen Madame Lupita in sich getragen hat und wie der Geist in sie reingekommen ist. Normalerweise kümmert sich ja das Squad um so was, aber weil ich nun mal mit im Raum war... Hier. Das ist eine Liste der Leute, die sie vor ihrer Hinrichtung besucht haben.« Dana verschob den Bücherhaufen in ihren Armen und streckte Chess mit zwei Fingern ein dünnes Blatt Papier entgegen. »Kennst du irgendwelche von diesen Namen? Weil du es doch warst, die damals im Einsatz war, da haben wir gedacht, du erinnerst dich vielleicht an jemanden.«
    Chess pflückte das Blatt aus Danas Hand und überflog es. »Ich hab damals keine Namen mitbekommen, jedenfalls keine, die man in ein offizielles Dokument eintragen würde. Aber ...«
    »Aber was? Chessie?«
    Ihre Stimme holte Chess in die Realität zurück, weg von dem Namen, der sie in krakeliger Handschrift anstarrte. »Was? Oh, Entschuldigung. War grad in Gedanken versunken. Hey, kann ich mir davon mal eine Kopie machen? Immerhin könnte ich ja über einen der Namen noch mal stolpern, nicht?«
    »Klar. Die meinten, ich soll dir die Liste mal zeigen, also kann ich mir nicht vorstellen, warum du dir keine Kopie machen solltest.«
    Entlang der Wand zu ihrer Rechten standen niedrige, lang gestreckte Bänke aus dunklem Holz. Donnerstags waren sie immer voller Menschen, Familienmitgliedern, die gekommen waren, um mithilfe der Verbindungspersonen ihre toten Angehörigen zu kontaktieren. Familienmitglieder mit gut gefüllten Portemonnaies. Ein Gespräch mit den Toten war schließlich nicht billig.
    Überhaupt hatte alles bei der Kirche seinen Preis. Meistens zahlten die Leute nicht mehr als ihren Zehnten, aber für besondere Dienstleistungen ... Verbindungspersonen, Hochzeiten,

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