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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Unterweisung der Kinder und Segenssprüche ... Alles hatte eben seinen Preis.
    Damit hatte Chess gewiss kein Problem. Immerhin kam so ihr karges Gehalt zustande. Um genau zu sein: ihre Bonuszahlungen. An den dreißig Riesen auf ihrem Konto klebte der Schweiß von Tausenden von Steuerzahlern, und dafür war sie wirklich dankbar. Wenn sie einen schönen Batzen davon zum Pfeifenraum tragen und sich süßes Vergessen in die Lungen ziehen würde, würde sie es erst so richtig zu schätzen wissen.
    Aber das musste warten. Im Augenblick kniete sie noch vor der Bank und benutzte sie als Schreibunterlage für ihren Notizblock, während sie die Liste abschrieb.
    Alle Namen, alle elf. Sie wollte ganz sichergehen und sich alle notieren. Schließlich hätte es Dana sicher auch misstrauisch gemacht, wenn sie einfach nur Arthur Maguinness auf ihren Block gekritzelt hätte und dazu die Adresse Ecke Neunzigste und Mercer. In Downside.
    Die Adresse mochte stimmen, der Name allerdings war auf keinen Fall echt. Sie hatte im Hauptrechner der Kirche jede Datenbank durchsucht, die ihr einfiel; dort, wo seit dem Ende der Geisterwoche und der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Kirche alle Geburts-und Sterbeurkunden abgespeichert wurden. Zugegeben, selbst dem langen Arm der Kirche entkam hier und da mal jemand, aber dass es über Maguinness so gar keine Daten gab, beunruhigte sie dann doch.
    Er war ganz offensichtlich alt genug, um noch in der Zeit vor der Wahrheit geboren zu sein. Dann musste es eine Geburtsurkunde geben, die in dem Staat ausgestellt worden war, in dem er das Licht der Welt erblickt hatte, und die wiederum sollte eigentlich in die Datenbank übertragen worden sein, immerhin hatte sich eine ganze Einheit rund um die Uhr damit befasst, solche Informationen zu übertragen. Und wenn sein Akzent ein Hinweis darauf war, dass er im Ausland geboren worden war? Trotzdem hätte es eigentlich eine Geburtsurkunde geben müssen, die dann auch in der Datenbank auftauchen sollte.
    Also konnte Maguinness unmöglich sein echter Name sein, denn von den 140 Menschen dieses Namens im System war mit Sicherheit keiner derjenige, hinter dem sie her war. Scheiße!
    Aber wie hatte er es dann geschafft, mit einem falschen Namen zu Lupita vorgelassen zu werden? Besucher mussten sich irgendwie ausweisen, und ihre Identität wurde überprüft. Verdammt, es wurden sogar Fingerabdrücke genommen! Selbst Blutproben und der Abgleich mit Gen-Datenbanken waren bei manchen Gefangenen nichts Ungewöhnliches. In Lupitas Fall waren die Sicherheitsvorkehrungen wahrscheinlich nicht derart hoch gewesen, aber trotzdem ...
    Sie notierte sich, dass sie beim Gefängnis nachfragen musste, um zu sehen, ob sich eine der Wachen vielleicht noch an Maguinness erinnerte. Nicht das gesamte Personal bestand aus
    Hexern, manche waren auch weniger begabt. Zwar über dem Niveau der Normalbevölkerung, aber auch zu wenig, um sich für eine höhere Stellung zu qualifizieren. Es war gut möglich, dass es Maguinness gelungen war, so jemanden zu verhexen.
    Andererseits war Lupita eines magischen Verbrechens angeklagt - waren die Wärter dann nicht automatisch Hexen?
    Sie seufzte und notierte sich diese Frage ebenfalls. Eigentlich hätte sie sich mit ganz anderen Problemen herumschlagen sollen. Maguinness war ein Nebenprojekt, etwas, was ihre Neugier geweckt hatte. Aber eigentlich sollte sie sich an die Fersen der Lamaru heften und herausfinden, wen sie getötet hatten - und warum.
    Apropos ...
    Die Akte, die man ihr in der vorigen Nacht überreicht hatte, steckte immer noch von einem Gummiband zusammengehalten in ihrer Tasche. Bei einem Zwischenstopp im Büro des Ältesten Griffin hatte sie noch ein paar zusätzliche Seiten eingesammelt. Es fiel ihr schwer, sich daran zu gewöhnen. Debunker waren für die Aktenführung nicht selbst verantwortlich, sondern gaben einfach alles an Goody Tremmell weiter, die die Dokumente dann in riesigen Aktenschränken in ihrem winzigen Büro aufbewahrte. Aber beim Squad führte jeder sein eigenes Archiv, und bei der Arbeit an diesem Fall musste Chess es genauso halten.
    Sie schob die eingetüteten Fetischteile beiseite und zog den hellbraunen Ordner und die neuen Blätter hervor, bevor sie innehielt. Die Bibliothek der Kirche war zwar nicht überfüllt, aber auch nicht gerade ausgestorben; ein Grüppehen von De-bunkern in der Ausbildung saß lernend an einem der Tische am anderen Ende des Raumes und warf ihr in unregelmäßigen Abständen

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