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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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immerhin einen Vorteil. Bereits eine halbe Stunde später tauchte ein Trupp Kirchenfußvolk aus der Technikabteilung auf und wechselte die aufgeschlitzten Reifen. Chess versuchte, sich die schlaffen Gummifetzen nicht allzu genau anzusehen, als die Schläuche neben dem Wagen zu jämmerlichen, formlosen Häuflein zusammenfielen. Leer und nutzlos.
    Und so fix die Mechaniker auch waren, dauerte es doch fast bis um acht, bis das Auto wieder fahrtüchtig war.
    Lauren konnte ihre Ungeduld von Minute zu Minute weniger für sich behalten; sie klimperte mit dem Schlüsselbund, sah ständig auf die Uhr, tigerte auf und ab und warf Chess zunehmend gereizte Blicke zu, während sie sich rauchend an die Wand lehnte.
    Sollte Lauren doch schmollen, so viel sie wollte, Chess wünschte nur, sie täte es irgendwo anders. Laurens Genervtheit sprang sie förmlich an, kroch ihr wie ein Schauer über den Rücken und verursachte ihr ein Kribbeln in den Händen wie bei einsetzendem Entzug.
    Ach verdammt, das konnte genauso gut schon der einsetzende Entzug sein, jetzt, wo sie darüber nachdachte. Nicht ganz f ünf Stunden ... eigentlich ein bisschen früh. Aber sie hatte in letzter Zeit drogenmäßig auch ganz schön aufgedreht, oder? Mehr Pillen, öfter ...
    Ach, Blabla. Darüber konnte sie sich später noch den Kopf zerbrechen. Im Moment war es viel wichtiger, erst mal wieder Pillen zu nehmen.
    Und vielleicht auch noch der Empfänger in ihrer Hand. Während des Wartens hatte sie schon daran herumgespielt und versucht herauszukriegen, wie sie einen der Sender anpeilen konnte, die sie Vanhelm aufgedrückt hatte, statt der Handvoll, die immer noch in Laurens Tasche steckte. Jeder Sender hatte offenbar seinen eigenen Code, aber die Knöpfe waren winzig und schwergängig, und das Menü ließ sich im Dunkeln unmöglich entziffern.
    Sie wartete nur darauf, dass Lauren ihr das Ding wieder aus der Hand riss - und es dann auch nicht zum Laufen bekam -, aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen sah sie nur zu, wie Chess wild auf den Knöpfen herumdrückte.
    Das Gerät leuchtete auf. Chess hätte beinahe ihren Glimmstängel fallen lassen.
    Ein Kartenraster erschien auf dem Bildschirm, ein Kartenraster mit einem einsamen, grün blinkenden Punkt. Vorsichtig drehte Chess den kleinen Regler neben dem Schirm. Das Gerät belohnte sie, indem es ins Bild hineinzoomte.
    War das jetzt der Sender, den sie am Auto angebracht hatte, oder waren es die, die an ihm klebten? Über die an seinem Wagen war er im Bild - oder jedenfalls ging Chess davon aus. Ob das auch für die Sender an seinem Hemd galt, wusste Chess nicht.
    Und das spielte auch gar keine Rolle, weil der Bildausschnitt sich vergrößerte, bis Chess die angezeigte Adresse lesen konnte und ihr das Herz bis zum Hals schlug. »Lauren!«
    »Hast du was?«
    Sie konnte sich das triumphierende Grinsen nicht verkneifen, als sie Lauren den Bildschirm hinhielt. »Er ist im Schlachthof.«
    Die Befriedigung darüber, dass man recht behalten hatte, und die Freude darüber waren zwei Paar Schuh. Einerseits war Chess ganz aufgekratzt und dachte so was wie »Nimm das, du eingebildete Schlampe!«. Andererseits ...
    Andererseits kribbelten ihr immer noch die Hände, und an den Rändern ihres Bewusstseins drängte sich ein leichter Schwindel, während sie sich ins Gebüsch neben dem finster daliegenden Schlachthof duckte, der im schwachen Licht der Mondsichel wie ein massiges Tier wirkte. Wenn sie nie wieder irgendwo im Gebüsch hocken musste, war das für ihren Geschmack immer noch zu früh.
    »Hier muss es doch irgendwo einen Hintereingang geben«, flüsterte sie Lauren zu. Vielleicht konnte sie ihre Kollegin dazu bringen, in die eine Richtung zu gehen, damit sie die andere nehmen konnte. Sie brauchte nur eine Minute. Nur eine einzige Minute ohne Lauren, damit sie in ihre Pillendose greifen konnte.
    Zu ihrer Überraschung nickte Lauren. »Schlagen wir uns doch da seitlich rüber. Ich glaube, ich hab da vorhin eine Tür gesehen.«
    Fuck! Was blieb ihr jetzt noch anderes übrig, als ebenfalls zu nicken und Lauren durchs Gestrüpp zur Granitecke des Gebäudes zu folgen? Die Kirchenvorschriften für Angehörige des Squad sahen vor, dass man im Team zusammenblieb. Ach verdammt, sogar die Vorschriften für Debunker schrieben für die seltenen Fälle, in denen sie nicht alleine arbeiteten, das Gleiche vor. Sobald sie einmal drinnen waren, würde es sehr schwer werden, Lauren loszuwerden.
    Aber auch höchst dringend. Das Jucken

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