Geisterstadt
restlichen Sender bereit. Erik war zwar ein aalglatter Bastard, aber wenn sie nahe genug an ihn rankam, hätte sie vielleicht eine Chance, den nächsten Sender direkt an ihm zu befestigen.
Falls ihre schießwütige Kollegin den Kerl nicht vorher einfach über den Haufen knallte. Sie konnte Laurens Hände auf ihrem nackten Bauch immer noch spüren - sie hatte sofort nach der Pistole gegriffen, sobald Terrible ihnen den Rücken zugekehrt hatte.
Erik bog überraschend nach links in eine Seitenstraße ab, sie kamen gerade noch rechtzeitig auf der Ace Street an, um mitzukriegen, wie er aus dem fahrenden Auto sprang und davonrannte.
Der Sedan knallte gegen eine Mauer und prallte ab. So achtlos ging Lauren mit ihrem Coupe nicht um. Die Reifen quietschten so laut, dass Chess sie kaum fluchen hörte.
Bevor der Wagen noch völlig zum Stillstand gekommen war, warf sie auch schon die Tür auf und schob sich hinaus. Nicht gerade der schlauste Schachzug - au, das Knie! -, aber effektiv genug. Sie sali Eriks Absatz hinter einer Ecke verschwinden und setzte ihm, so schnell sie konnte, nach.
Sie folgte ihm, ohne groß nachzudenken, und schenkte den Alarmglocken in ihrem Hinterkopf keine Beachtung. Sie kannte sich in der Gegend nicht aus, er wahrscheinlich schon. Es war dumm, sich derart in Gefahr zu begeben, selbst mit Lauren im Rücken. Oder vielleicht sogar ganz besonders mit Lauren im Rücken. Alles, was sie noch mitkriegte, war der Schweiß, der ihr übers Gesicht rann, der blöde Empfänger, der am Band auf und ab hüpfte und ihren Laufrhythmus störte, das Knie, das sie fast umbrachte, die Tasche, die ihr an den Oberschenkel klatschte und das Verschwinden des Sonnenlichts, als sie in eine weitere Seitenstraße einbogen, noch enger als die erste.
Er stolperte über einen Mülleimer und knallte aufs Pflaster. Noch während Chess sich auf ihn stürzte, gratulierte sie sich im Stillen dafür, dass sie die Sender in der Hand behalten hatte. Das Klatschen, mit dem sie einen auf Vanhelms Rücken befestigte, fühlte sich einfach zu gut an.
Die Genugtuung konnte sie allerdings nicht lange auskosten. Lauren brüllte irgendwas, vermutlich »Keine Bewegung!« oder irgendeinen anderen markigen Spruch, den sie im Fernsehen aufgeschnappt hatte, aber Vanhelm riss rasend schnell die Hacke hoch und trat Chess gegen das bereits lädierte Knie.
»Gottverdammte Scheiße!« Er sprang auf und war weg, noch bevor sie mit Fluchen fertig war. Oh, es war so dermaßen verlockend, einfach hier auf dem Pflaster liegen zu bleiben, ganz egal, ob ihr jetzt dreckiges Wasser durch die Jeans suppte. Sollte Lauren sich doch darum kümmern. Sie wollte nur noch nach Hause. Das hier war zwar nicht ihr Kiez, aber sie hatte es nicht weit, sie konnte ...
Schüsse. Scheiße, Lauren! War die Frau denn so dermaßen scharf auf ein paar Kerben in ihrer Waffe, oder war sie einfach nur unbesonnen oder blöd? In Anbetracht der Tatsache, dass sie keine Ahnung hatten, wohin Vanhelm sie noch führen würde - oder zu wem -, war es eine ganz schlechte Idee, jetzt Munition zu verschwenden.
Bevor die Schüsse verklungen waren, hatte sie sich schon wieder in Bewegung gesetzt. Holz splitterte. Lauren lief geduckt durch ein Loch in der Wand. Chess eilte ihr nach und wäre fast in sie hineingerannt.
Sackgasse. Der Raum, in dem sie sich befanden, war ungefähr fünfundzwanzig Quadratmeter groß, ein gähnend leeres Geviert, bis auf ein paar wackelige Regale. Sie verschwendeten eine Minute damit, auf der Suche nach Hohlräumen oder Geheimtüren die Wände abzuklopfen, aber ohne Erfolg.
»Bist du dir sicher, dass er hier rein ist?« Chess trat mit dem Fuß auf, um jeden Zweifel auszuräumen, aber der Boden klang völlig solide und fühlte sich auch so an.
»Es sah ganz so aus. Er ist einfach ... in der Mauer verschwunden. So ein Mist]«
»Vielleicht gibt es noch einen zweiten ...«
In diesem Moment hörten sie den Motor anspringen und stürzten gerade noch rechtzeitig auf die Straße, um das Heck von Vanhelms Sedan auf einer Spur von Gummistreifen aus der Gasse rauschen zu sehen.
Vor der Abfahrt hatte er Lauren noch die Reifen aufgeschlitzt.
16
Die Gesetze dienen unser aller Sicherheit und sollten deshalb befolgt werden. Glaub nicht, dass du einfach alles machen solltest, was dir in den Sinn kommt. Überlass die komplizierte Magie der Kirche.
Sie können das! Ein Leitfaden für Anfänger von Molly Brooks-Cahill
Die Zusammenarbeit mit der Tochter des Großältesten hatte
Weitere Kostenlose Bücher