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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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aufzumöbeln. Ein Totschläger und ein Dolch waren vielleicht nicht genug, wenn die Party heute abend lebhafter wurde.
    Der Fetzen Papier steckte immer noch zwischen Tür und Rahmen, wo ich ihn eingeklemmt hatte. Aber das war nur eine Ablenkung, die herunterfallen und den Blick eines möglichen Eindringlings auf sich ziehen sollte. Die echte Falle war das Haar, das ich auf die Klinke gelegt hatte. Niemand, der im Zimmer blieb, konnte dieses Haar wieder zurücklegen.
    Das Haar war weg.
    Sollte ich hineingehen? Oder einfach weitergehen? Vermutlich erwartete mich jemand. Seit der Versammlung hatte niemand genug Zeit für eine gründliche Suche gehabt.
    Ich überlegte kurz, ob ich es mir gemütlich machen und sie einfach aussitzen sollte. Aber jede Minute, die ich zögerte, trennte mich von dem, was Schleicher mir zu sagen hatte.
    Wie wär’s, wenn ich bei meinem Überraschungsgast einfach den Spieß umdrehte?
    Ich nahm einen Schild und eine Keule von der Wand, holte meinen Schlüssel heraus, schloß auf und trat die Tür so hart auf, daß sie jeden, der dahinter gestanden hätte, umgeworfen hätte. Mit erhobenem Schild sprang ich ins Zimmer, um den Schlag einer Person, die an der anderen Wand gestanden hätte, abzuwehren.
    Keiner da. Und es war stockfinster. Jemand hatte schon wieder die Öllampe ausgepustet.
    Sofort hechtete ich in den Flur zurück. Meine Silhouette gab gegen den erleuchteten Türrahmen ein gutes Ziel ab. Ein Mann mit einer Armbrust konnte mich spielend leicht erledigen.
    Irgend jemand trat auf die Tür zu, gerade so weit, daß ich ihn sehen konnte. »Ich bin’s.« Morpheus Ahrm.
    Ich sah mich im Flur um. Niemand da. Ich trat ein. »Was machst du denn hier?« Vorsichtig stellte ich den Schild auf den Boden und tastete nach der Lampe.
    »Neugier. Ich wollte mal sehen, was los ist.«
    Ich entzündete die Lampe und schloß die Tür. »Und da bist du einfach hereinspaziert?«
    »Das könnte jeder. Sie schließen nicht ab.«
    »Woher wußtest du, in welcher Suite ich wohne?«
    Er tippte sich gegen die Nase. »Ich bin einfach meinem Rüssel gefolgt. Wir Elfen haben einen außergewöhnlich guten Geruchssinn. Deine Suite stinkt derartig intensiv nach Fleischesser, daß sie leicht auszusondern war.«
    Er nahm mich auf den Arm. »Und was soll ich jetzt mit dir anfangen?«
    »Gibt’s was Neues?«
    »Ja. Einen weiteren Toten. Er wurde heute morgen umgelegt, während ich in der Stadt war. Also hat der alte Mann heute abend ein Treffen anberaumt, hat jedem erzählt, wer ich bin, und allen gesteckt, daß ich mit Vorliebe Skalpe an die Wand nagle. Zwischendurch hat er noch kurz sein Testament verbrannt. Gibt’s Neuigkeiten aus der Stadt?«
    »Eierkopf hat ein paar Runden gedreht. War wenig erfolgreich. Weißt du, wie viele von diesen Orden ausgegeben worden sind? Jeder Trödelladen hat eimerweise von dem Zeug rumstehen. Die aus Silber sind die einzigen, die was wert sind. Die Hügelianer machen sich nämlich Sorgen um ihre Silbervorräte.«
    Die Oberstadt ist das Herz von TunFaire. Die ganzen Bonzen hausen da oben auf dem Hügel, zusammen mit einem ganzen Haufen Hexen und Hexenmeister und was sonst noch für magisches Gesocks, die Silber brauchen, wenn sie im Geschäft bleiben wollen. Silber ist für die Zauberei das, was Holz für Feuer ist. Seit Glanz Großmond alle mit einem Tritt in den Hintern aus dem Cantard befördert hat, sind die Preise ins Astronomische gestiegen.
    Aber das tat im Moment nichts zur Sache. »Was ist mit den Kerzenleuchtern und dem restlichen Zeugs?«
    »Wir haben vielleicht eine Spur. Möglicherweise. Die neuen Besitzer konnten sich nicht mehr daran erinnern, wo sie es erstanden hatten. Wirklich nicht. Du kennst Eierkopf. Er kann sehr eindringlich nachfragen.«
    Das kann man wohl sagen. So eindringlich wie ein Erdrutsch. Redete man nicht, wenn er einen höflich bat, überlegte man es sich meist schnell anders, wenn er seine Höflichkeit kurz mal in die Ecke stellte. »Großartig. Also eine Sackgasse.«
    »Er versucht es morgen noch mal. Schade, daß dein Dieb nichts wirklich Markantes geklaut hat, an das man sich erinnert.«
    »Wie gedankenlos von ihm. Hör zu, ich habe eine Verabredung mit einem Kerl, der behauptet, er kennt den Mörder. Vielleicht. Ich würde ihn gern befragen, bevor er seine Meinung ändert und plötzlich die Sprache verliert.«
    »Frisch voran, edler Ritter.« Morpheus verarscht mich gern wegen meiner angeblichen romantischen und sentimentalen Ader. Dabei hat er

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