Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
da sie sich jetzt vor dem Licht aufhielten.
    Es waren die aus dem Hinterraum des Lokals. Die meisten erkannte ich wieder. Mir wehte ein schwerer Bierdunst entgegen, und einer aus der Reihe trat einen halben Schritt vor. So handelte nur ein Anführer, und ich blieb auf meinem Weg nach vorn.
    »McLean?« fragte ich.
    »Ja!«
    Ich bewegte mich noch einen Schritt auf ihn zu, wogegen er erstaunlicherweise nichts hatte. Wahrscheinlich dachte er auch an seine Rückendeckung, denn als einzelne Person kam ich sowieso nicht gegen ihn an. Jetzt konnte ich ihn besser sehen und hatte Mühe, mir ein Grinsen zu verkneifen, weil dieser McLean nicht eben so aussah, wie man sich einen Clanführer landläufig vorstellte.
    Er war klein, dazu noch gedrungen und erinnerte mich an den Schauspieler Mickey Rooney. Ein ebenfalls dunkles Gesicht, fast die gleiche Nase, die hohe Stirn, der Mund. Nur war McLean eben um runde zwanzig Jahre jünger.
    Er trug einen Kilt mit dem Abzeichen seines Clans. Überhaupt waren alle Kämpfer mit ihren Kilts bekleidet, auch den entsprechenden Mützen auf den Köpfen, wo als kleine Fahnen die Zeichen der einzelnen Clans angenäht waren.
    Im Hintergrund standen Männer, die die großen Clanfahnen hochhielten.
    Der Wind spielte mit den Tüchern und ließ sie leise knattern. Das Grinsen unterdrückte ich auch weiterhin und hörte mir die barsche Frage des Mannes an.
    »Woher kennen Sie mich?«
    »Das ist eine etwas längere Geschichte, Mr. McLean.«
    »Die ich nicht hören will, verdammt!«
    »Das kann ich mir denken. Sie haben sicherlich andere Dinge zu tun.«
    »Sie sagen es.«
    »Das sollten Sie lassen, Mr. McLean. Die Vergangenheit sollte wirklich tot und begraben sein!«
    Diese Worte paßten den Männern nicht; einige wurden unruhig. Ich hörte Flüche und nicht eben schmeichelhafte Worte, die mir allein galten.
    McLean sorgte durch eine barsche Handbewegung für Schweigen, und seine Leute gehorchten. »Sie kommen her und wagen es, sich schottischen Edelleuten entgegenzustellen? Sie – ein Engländer?« Er spie aus. »Sie wissen, was wir von Engländern halten. Seien Sie froh, daß wir Sie nicht…«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Keine Drohungen, McLean, so kommen wir nicht weiter. Zudem haben Sie sich geirrt. Ich bin kein Engländer, sondern schottischer Abstammung.«
    »Noch schlimmer.«
    »Wieso?«
    »Daß Sie es wagen, sich den eigenen Landsleuten entgegenzustellen. Ein Freund unserer Sache sind Sie wohl nicht.«
    »Nein.«
    »Dann weg mit dir, du Verräter!«
    »Wie heißt er denn?« rief jemand aus dem Hintergrund.
    Ich hob die Arme und spielte Theater, was ich bewußt tat, denn niemand hielt mich davon ab, noch näher an McLean heranzutreten. »Mein Name ist Sinclair, John Sinclair!«
    Da war der Hammer. Damit hatte keiner von ihnen gerechnet, und ich war froh, diese Überraschung bei ihnen hinterlassen zu haben. Sie wußten im Augenblick nicht, was sie noch sagen wollten. Einige Male holten sie tief Luft, dann brüllte jemand laut seinen Frust hinaus, und er knirschte dabei den Namen Sinclair, als wollte er ihn zwischen seinem Gebiß zermalmen. Auch McLean war außer sich. Er stand dicht vor dem Punkt, wo er sein rationales Denken verlor.
    Weiter durfte ich ihn nicht kommen lassen. Wenn er und die anderen sich wieder auf mich konzentrierten, war es vorbei.
    Und deshalb handelte ich sofort. Ich zog meine Waffe, ein Schritt reichte aus, und ich hatte McLean erreicht, der zu Stein wurde, als er die Mündung unter seinem Kinn spürte, herumgerissen wurde, seine Leute plötzlich anschaute, während er vor mir stand. Da das Licht uns noch immer bestrahlte, konnte jeder sehen, in welch eine Lage ihr Anführer geraten war.
    »Ich glaube, das ist es für euch gewesen! Steigt in die Wagen und fahrt wieder los! Die Vergangenheit ist tot, und sie wird auch tot bleiben, denke ich…«
    ***
    Sollten einige der Männer angetrunken gewesen sein, so wurden sie jetzt sehr bald nüchtern. Keiner von ihnen hatte meine laut gesprochenen Worte überhören können, und es war auch niemand dabei, der meinen Befehlen widersprochen hätte.
    Sie bewegten sich nicht. Die Worte hatten sie hart getroffen. Ihre zum Teil benebelten Hirne mußten sich zunächst einmal mit der neuen Lage abfinden. Okay, sie befanden sich in der Überzahl, aber die Mündung meiner Beretta ›klebte‹ an McLeans Kinn, und er selbst stand als Deckung oder Kugelfang vor mir.
    Ich hörte ihn atmen. Die dünne Haut an seinem Hals zuckte. Die Mündung der

Weitere Kostenlose Bücher