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Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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Im Zentrum des Friedhofes waren die Schrittgeräusche von außen kaum zu hören.
    Ich sah mir die Inschriften der Grabsteine an. Kein Name, der mir bekannt vorgekommen wäre.
    Doch bei einem blieb ich stehen, da dieser ungewöhnlich war. Zum einen sah er recht neu aus. Zum anderen war er größer als alle anderen. Mindestens zwei Meter hoch, einen Meter breit und fünfzig Zentimeter tief. Ein wahrer Koloss. Aber das eigentlich Merkwürdige war, dass der Stein keine Inschrift trug.
    Ich hörte Schritte. Dieses Mal stammten sie nur von einem Paar Füße. Jemand kam hinter dem Stein auf mich zu.
    Ich erstarrte.
    Dann hörte ich, wie der Fremde hinter dem Grabstein ein Lied pfiff. Ich hatte es noch nie gehört.
    Doch! Ich hatte es schon einmal gehört! Es war dasselbe Lied, das Peter in der Küche gepfiffen hatte, als er sturzbetrunken war.
    Ich geriet in Panik, konnte mich jedoch nicht vom Fleck bewegen.
    Und dann kam er hinter dem Grabstein hervor. Es war Peter. Er trug einen feinen, schwarzen Anzug und hatte die Hände locker in die Hosentaschen gesteckt. Sein Gesicht war aschgrau. Seine Haare waren verschmutzt. Und an seinem Hals hatte er ein ringförmiges Hämatom, welches vom Strick stammte, mit dem er sich erhängt hatte.
    Der tote Peter Fryman schlenderte pfeifend am Grabstein vorbei zu mir, den Blick auf den Boden gerichtet.
    Einen Meter vor mir kam er zum Stehen und hob seinen Kopf. Seine Augen waren milchgrau. Sie waren tot. Er musterte mich interessiert.
    »Hast du also hergefunden?«, fragte er mich. Seine Stimme klang dabei so, als käme sie aus einem Telefonhörer.
    Ich sagte nichts und starrte voller Entsetzten in die Augen des toten Peter.
    »Und? Wie gefällt es dir hier?«, fragte er.
    »Lass mich in Ruhe! Ich habe dich nicht umgebracht. Das warst ganz allein du«, sagte ich zornig und verängstigt zugleich.
    Peter sah mich schweigend an. Seine toten Augen verbargen etwas Heimtückisches.
    »Lass mich in Ruhe, Peter! Hast du verstanden?«
    »Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst, Jack. Wenn du dich nicht mit mir unterhalten willst, dann musst es mit denen da tun«, sagte er und deutete auf die Friedhofs-Einzäunug. »Und glaub mir, mit denen wirst du nicht reden wollen.«
    Ich folgte seinem Fingerzeig.
    Überall am Zaun standen graue Gestalten. Sie waren überall rund um den Friedhof herum.
    Ich konnte spüren, wie sie ihre Blicke auf mich richteten. Die Last ihrer Blicke war es, die mich wie angewurzelt dastehen ließ und an einer Flucht hinderte.
    »Wer sind die?«, fragte ich.
    »Das weißt du doch.«
    »Sind es die Geister von dem Kolonialschiff?«
    Peter nickte deutlich. »Von der Speedwell.«
    »Warum sind sie hier?«
    »Weil du hier bist.«
    »Das verstehe ich nicht. Erklär mir, was das soll!«
    »Sie sind hier, um zu sehen, was du als Nächstes tun wirst.«
    »Als Nächstes tun?«
    Peters totenbleiches Gesicht zeigte sich überrascht. »Ja. Bisher hast du ja nur im Dunkeln getappt. Du hast keine Ahnung, was vor sich geht. Es ist ein Rätsel, Jack. Und für jedes Rätsel gibt es eine Lösung. Du verstehst das Rätsel vielleicht nicht, aber du weißt, wie man es lösen kann.«
    »Ich verstehe kein Wort, von dem, was du sagst. Was willst du von mir?«
    »Ich? Ich will gar nichts von dir. Die Frage lautet: Was willst du, Jack Rafton? Ich bin nur hier, um dir, wie soll ich sagen, einen Anstoß zu geben.«
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
    Peter sah zum Grabstein und wartete solange, bis ich ihn danach fragen würde.
    »Warum ist keine Inschrift darauf?«, fragte ich ihn ungeduldig. Ich spielte sein Spiel. Er ließ mir keine andere Wahl.
    »Der Grabstein? O, doch, doch. Da ist eine Inschrift. Auf der anderen Seite. Das hier ist die Rückseite«, sagte er mir einem toten Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Schau es dir an!«
    »Nein. Ich will nicht.«
    »Vertraust du mir nicht? Du musst keine Angst haben. Wenn du es dir nicht ansiehst, dann gehe ich, und die da werden kommen«, sagte Peter und zeigte erneut zu der Geisteransammlung.
    »Dann habe ich wohl keine andere Wahl«, sagte ich verbittert.
    Meine Beine gehorchten mir wieder. Ich ging am Stein vorbei. Dahinter war ein frisch ausgehobenes Grab. Eine Schaufel steckte daneben im aufgeworfenen Erdhügel.
    Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich die Inschrift las.
    'Jack Rafton' stand da. Nichts weiter.
    »Was soll das, zur...« setzte ich an. Doch im selben Moment bekam ich einen Tritt in den Rücken.

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