Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
bedanken.«
»Mach das. Das wird sie freuen. Bis dann.«
Ich legte auf, machte den Fernseher an und versank noch ein wenig tiefer in der Couch, bevor ich rasch einnickte und bis zum späten Nachtmittag schlief.
Als ich wieder erwachte, fühlte ich mich schon viel besser. Die merkwürdigen Ereignisse der letzten Nacht waren jetzt weit weg. Die Zeit war reif für einen ausgedehnten Spaziergang. Am Hafen würde ich mir ein leckeres Fischbrötchen zu Gemüte ziehen.
Ich wollte schon aus dem Haus gehen, als mir plötzlich ein unheimlicher Gedanke durch den Kopf schoss: Und wenn es doch ein Einbrecher war? Wenn er in meinem Haus keinen Erfolg hatte, vielleicht hat er es dann frustriert beim nächsten Haus probiert. Bei Mrs. Trelawney?
Ich musste zu meiner Nachbarin gehen, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
Das andere Nachbargrundstück war unbebaut und von daher für Diebe uninteressant. Es war so groß, dass es sich bis zur Kreuzung Lexington Drive erstreckte. Vor ein paar Jahren wurde es von einer gemeinnützigen Stiftung gekauft, die irgendeinem superreichen alten Sack gehörte, der hier angeblich eine Art Kinderholungszentrum bauen wollte. Es war ein offenes Geheimnis, dass in Wirklichkeit ein kleiner Luxuspalast entstehen sollte, in dem später sogenannte Incentive Partys für fleißige und gestresste Unternehmer ausgerichtet werden sollten. Mit viel Musik, reichlich Alkohol und haufenweise Nutten. Aus den Plänen wurde jedoch – zur Freude der Anwohner, die um ihre Ruhe und ihren Ruf fürchteten – nichts. Der Herr ist verstorben und nun wurde schon seit Jahren um sein Erbe gestritten, zu dem auch dieses Grundstück zählte.
Von daher waren mein Haus und das von Mrs. Trelawney am Ende der Kennington Street ein wenig abseits gelegen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es zwar noch ein halbes Dutzend Villen. Diese jedoch wurden nur sehr selten bewohnt. Jetzt Mitte September standen alle leer. Ein Einbruch dort würde sich wohl eher lohnen als bei mir oder meiner Nachbarin. Aufgrund der vielen, teuren Alarmanlagen dort, würde dieses Vorhaben allerdings sehr schwierig werden.
Ich ging also zurück durchs Wohnzimmer in den Garten und steuerte die Veranda meiner Nachbarin an.
Am Haupteingang an der Straße bei ihr zu klingeln, hatte ich aufgeben. Mrs. Trelawney hörte nicht mehr so gut. Die Klingel an der Haustür war für sie nicht mehr existent.
Mit ihrem Einverständnis nahm ich deshalb immer den Weg über den rückseitigen Garten.
Ich fand die Veranda verlassen vor. Im Garten war sie auch nicht zu finden.
Ich versuchte, durch die Fenster zu spähen. Überall waren die Stores zugezogen. Außerdem war es drinnen viel zu dunkel, als dass ich etwas hätte erkennen können.
Schnell begann ich mir Sorgen zu machen.
»Mrs. Trelawney!«, rief ich. »Elizabeth! Sind sie da?«
Ich umrundete das Haus zweimal und rief ihren Namen. Als ich dann noch ein letztes Mal in das Fenster neben der Verandatür schauen wollte, starrte sie auf einmal von innen durchs Fenster. Ich erschrak und taumelte ein Stück zurück, weil ich zunächst nicht ihr Gesicht erkannt hatte.
»Grundgütiger«, murmelte es aus dem Haus.
Mrs. Trelawney beeilte sich, die Tür zu öffnen und trat nach draußen.
»Aber Jack! Ist alles in Ordnung? Habe ich sie etwa erschreckt?«
Ich atmete erleichtert auf, als ich sah, dass meine Nachbarin gesund und gepflegt wie immer ausschaute.
»Ein wenig«, sagte ich und lächelte verlegen.
»Was ist denn los? Sie sehen erschöpft aus, mein Junge.«
»Ach, es ist nichts. Ich wollte nur sehen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist.«
Mrs. Trelawney schaute mich argwöhnisch an. »Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
»Ich dachte«, begann ich zögerlich, »ich hätte gestern Nacht merkwürdige Geräusche gehört und schloss die Möglichkeit eines Einbrechers nicht aus. Deshalb wollte ich mich vergewissern, dass es Ihnen gut geht.«
»Oh! Das ist aber lieb von Ihnen. Aber sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. So lange ich hier lebe, ist hier noch nie eingebrochen worden. Was sollte man einer alten Frau wie mir schon stehlen wollen?«
Ich kratzte mich am Kopf. »Ich habe mich wohl geirrt. Ich wollte Ihnen keinen Schrecken einjagen.«
»Das haben Sie nicht. Ich bin in einem Alter, in dem man sich mehr nicht mehr vor vielen Dingen fürchtet.«
»Dann ist ja gut«, sagte ich und lächelte.
»Was genau haben Sie denn gehört?«
Eigentlich wollte ich nicht darüber
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