Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
vorgefallen?«
»Meinst du den Geist?«
»Gibt es denn noch andere Vorkommnisse, von denen du mir nichts erzählt hast?«
Ich sagte nichts und riss stattdessen einen langen Grashalm aus dem Boden und spielte daran herum.
»Es ist noch mehr geschehen, oder?«, hakte Beverly nach.
»Es spielt keine Rolle, was noch geschehen oder nicht geschehen ist, Beverly. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Je mehr ich mich darauf einlasse, desto schlimmer wird es.«
»Dann willst du nicht mehr weiter nachforschen?«
»Auf keinen Fall.«
»Glaubst du denn, dass sich das Problem damit lösen lässt?«
»Ich weiß nur, dass das Nachdenken und das Nachforschen mich noch tiefer da reinziehen. Und das will ich nicht.«
Beverlys Blick ließ mich wissen, dass sie anderer Meinung war.
Ich sah sie verstimmt an. »Du denkst wahrscheinlich, es wäre das Beste, der Sache auf den Grund zu gehen. Du denkst vermutlich, dass es das Beste wäre, eine dieser Geisterbeschwörungen abzuhalten. Oder?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich bin allerdings der Meinung, dass du es nicht ignorieren kannst. Ich bin doch nicht gegen dich, Jack«, sagte sie und nahm meine Hand. Beinahe wäre ich zurückgewichen. Soviel Zuneigung war ich gar nicht mehr gewöhnt.
»Das weiß ich. Aber ich will nicht, dass die Sache aus dem Ruder läuft.«
»Wie kommst du darauf, dass das Ignorieren der richtige Weg sei?«
»Ich habe mit Mrs. Trelawney gesprochen.«
»Mit deiner Nachbarin? Du hast ihr von dem Poltergeist erzählt?«
»Ich habe nur Andeutungen gemacht. Und Sie sprang sofort darauf an. Sie sagte, sie habe schon früher Leute erlebt, denen es so ergangen wäre wie mir. Und weil sie gesehen hat, wie andere an solchen Phänomene zugrunde gegangen sind, riet sie mir, mich da nicht weiter hineinzusteigern.«
»Mag sein, dass sie recht hat. Vielleicht irrt sie sich aber auch.«
»Toll!«, stieß ich aus. Beverly sah mich verwundert an. »Du rätst mir, mich der Sache zu stellen, und Mrs. Trelawney sagt ich soll bloß die Finger davon lassen. Sei mir jetzt bitte nicht böse, Beverly, wenn ich sage, dass ihr beide meine Situation kaum angemessen beurteilen könnt. Diese... Dinge betreffen ausschließlich mich. Manchmal bin ich guter Hoffnung, dass alles wieder ganz normal werden wird, zumal in den letzten Nächten nichts Seltsames vorgefallen ist. Und dann gibt es Momente wie heute, als ich Mr. Beaver mein Beileid ausgesprochen habe und ich das Gefühl bekam, dass ich gar nichts gegen diese Schrecken unternehmen kann. Dass ich machtlos bin gegen etwas, das man nicht messen geschweige denn beweisen kann.«
»Ich nehme dir das nicht übel, weil es stimmt. Dennoch biete ich dir immer meine Hilfe an, wenn du sie willst.«
»Und dafür bin ich dir sehr dankbar. Lass uns abwarten, was die Zukunft bringt. Dann werde ich entscheiden, was ich tun werde.«
Wir schauten eine Weile schweigend auf den kleinen Bach.
»Weißt du, warum das überhaupt passieren konnte?«, fragte ich Beverly unvermittelt. Sie sah mich fragend an. »Das konnte nur passieren, weil ich schwach war. Weil ich angreifbar war.«
»Das ist oft so bei solchen Geistererscheinungen. Die Betroffenen befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation oder sind schon seit der Geburt an empfänglich für Signale, die von außerhalb der Welt der Lebenden kommen.«
»Nun ja. Ich hatte emotional einiges durchgemacht. Das kann man wohl sagen«, gab ich zu.
»Das habe ich gleich beim ersten Mal, als ich dich in Beaver’s Books gesehen hatte, bemerkt. Dir fehlt dein Inneres Licht.«
Ich schaute Beverly misstrauisch an. »Mein...« Ich wiederholte ihre Worte im Geiste. »Mein was?«
»Dein Inneres Licht.«
»Ist das wieder so etwas aus deiner Esoterik-Schublade? Beverly, du weißt doch was ich davon halte.«
»Du brauchst gar nicht gleich wieder zu jammern! Es war so, wie ich es gesagt habe. Du hast dein Inneres Licht verloren.«
»Du meinst so etwas wie den inneren Kompass, der einem hilft, seinen Alltag zu bewältigen?«
Beverly schüttelte leicht verneinend den Kopf. »Das ist zu einfach ausgedrückt. Du hast immer versucht, eine Fassade aufrecht zu erhalten, doch ich habe erkannt, dass dir das Leben keine Freude bereitet.
Aber es ist ja auch nicht so wichtig. Du glaubst ja sowieso nicht an diesen Quatsch.«
»Ich möchte mich auf keinen Fall über dich lustig machen. Wenn hier einer Quatsch redet, dann bin ich das.«
»Ich habe jedenfalls gleich erkannt, dass es dir nicht gut
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