Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
geht.«
»Und deshalb hast du mich damals angesprochen?«
»Nicht nur deshalb.«
»Sondern?«
»Das erzähle ich dir ein anderes Mal, wenn du dafür bereit bist«, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln. Ich habe Hunger. Lass uns noch ein Kleinigkeit knabbern gehen.«
Ich stimmte zu und wir verbrachten zusammen noch einen angenehmen Abend.
Während wir gemeinsam aßen, war ich sogar bereit, meine Beziehung zu Beverly neu zu überdenken. Einen weiteren Schritt zu wagen. Etwas, das ich vor eine paar Wochen noch für völlig unmöglich gehalten hatte. Aber langsam begriff ich, dass es für mich und vielleicht auch für Beverly eine folgerichtige Möglichkeit war, aus dem ewig Dunkeln hervorzutreten und noch einmal neu anzufangen.
Beverly wäre dazu bereit. Ihre Signale waren unzweideutig.
Mit ihr war das Leben ein anderes, das ich bisher nicht kannte. Es fußte auf Vertrauen und es gab keine Erwartungen, die erfüllt werden mussten. Weil die Enttäuschungen schon hinter uns lagen.
Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gewann ich den Eindruck, mich wieder so zu fühlen, wie an dem Tag, an dem ich mich zum ersten Mal verliebt hatte.
Auf dem Heimweg musste ich bei diesem Gedanken schmunzeln. Sollte das möglich sein? Wäre es möglich sich in meinem Alter noch einmal zu verlieben, so als wäre es das erste Mal?
Ich kam von dieser faszinierenden Vorstellung den ganzen Abend nicht mehr los.
Mit einem Lächeln schlief ich spät nachts auf meiner Couch ein.
Es war das letzte Mal, dass ich mich so unbeschwert gefühlt hatte.
2
Der nächste Tag begann mit Sonnenschein. Der beginnende Herbst zeigte sich von seiner besten Seite. Es würde ein guter Tag für Lost Haven werden, denn die Touristen würden sich im Freien tummeln, Fotos machen, Andenken kaufen, das Museum besuchen und mit ein bisschen Glück die Illusion gewinnen, einen Geist gespürt zu haben.
Ich schaute auf den Kalender. Noch zwei Tage. Am 30. September war es so weit. Dann hatte Amy ihren siebten Geburtstag. Und an diesem Tag würde ich zum Telefon greifen müssen, um meiner Tochter wenigstens zu gratulieren und ihr gleichzeitig erklären zu müssen, warum ich nicht bei ihr war. Verflucht! Ich hatte einen Mords-Schiss vor diesem Tag. Wenn ich Glück hatte, dann würde nicht Michelle den Hörer abnehmen und ich könnte die Stimme meiner Tochter hören, und sei es auch nur für ein paar Sekunden.
Ich hatte überlegt, ein Geschenk als Paket zu schicken, so wie letztes Jahr. Damals kam es jedoch wieder ungeöffnet zurück. Die Annahme des Pakets wurde verweigert. Ob ich es dieses Jahr wieder versuchen würde, behielt ich mir noch vor.
Ich verbrachte den Tag über mit Einkäufen, Staubsaugen und ein wenig Gartenarbeit – in meinem Garten. Bei Elizabeth würde ich erst in einer Woche wohl zum letzten Mal ihren Rasen mähen.
Ich verabredete mich für den Abend mit Peter. Er hatte bei irgendeinem Football-Spiel gewettet, und wollte es sich mit mir ansehen. Er meinte, sein Glück im Spiel hätte ihn seit einiger Zeit verlassen. Daher sollte ich sein Glücksbringer sein. Ich wettete zwar nie, aber das war Peter egal. Dass ausgerechnet ich ein Glücksbringer sein sollte, bezweifelte ich allerdings.
Am Abend in Peters Haus im Lexington Drive kam es dann wie nicht anders von mir erwartet. Peter verlor bei seiner Wette. Und fluchte: »Du hast mir kein Glück gebracht.«
»Was anderes habe ich dir auch nicht versprochen.«
»Ach. Ist schon OK. Ist nur Geld.«
»Wie viel hast du denn verloren?«
Peter winkte ab. »Spielt doch keine Rolle. Wenn ich es nicht verzockt hätte, dann hätte ich es für irgendeinen anderen Scheiß ausgegeben, den ich eigentlich gar nicht brauche.«
»Ich wünschte, jeder könnte so reden wie du.«
»Hey, ich habe genug verdient. Früher. Ich kann es mir leisten. Und mal davon abgesehen, bin ich nicht der Einzige, der Geld für unnütze Dinge ausgibt. Ich glaube, das gilt für jeden. Sag mal, hast du was dagegen, wenn ich mir ein paar Bierchen reinziehe?«
»Nein, trink ruhig.«
Peter ging zur Küche und kam mit einem Sixpack-Dosenbier und einer Flasche zurück. Ich war ein wenig in Sorge, denn es war offensichtlich, dass er schon etwas getrunken hatte, bevor ich zu ihm gestoßen war.
»Das ist neu«, sagte er mit Blick auf die Flasche. In seinem Wohnzimmer war es zu dunkel, um das Etikett lesen zu können.
Er trank einen Schluck und verzog nach einer Sekunde das Gesicht, als ob er Essig
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