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Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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auf seine Uhr. »Mann! Es ist schon Geisterstunde! Weißt du was ich jetzt machen werde?«
    »Nein.«
    »Ich mache uns jetzt einen Mitternachtsimbiss. Wie wär’s mit ein paar Spiegeleiern?«
    Ich hatte tatsächlich ein wenig Hunger. »Warum nicht. Und dazu anständig Toastbrot.«
    »Wieso das?«
    »Dann hast du etwas, das den Alkohol aufsaugt.«
    Peter kicherte übertrieben.
    »Geh deine Eier braten«, sagte ich und Peter hielt sich den Bauch vor lachen.
    »Der war gut, Mann. Den muss ich mir merken«, sagte er und schlenderte anschließend in die Küche.
    »Ich gehe jetzt und brate. Meine. Eier!«
    Es tat mir richtig weh, Peter so zu sehen. Er hatte heute wohl keinen guten Tag. Und um Haaresbreite, hätte er mir sein Herz ausgeschüttet. Ich weiß gar nicht genau, warum mir diese Vorstellung solches Unbehagen bereitete. Vermutlich würde es mich zu sehr an meinen eigenen Schmerz erinnern. Etwas, das wir beide weder definieren noch bekämpfen konnten, hielt uns davon ab, über unseren Kummer zu sprechen und bildete eine unüberwindbare Barriere. Doch manchmal, wie an einem Abend wie diesem, hingen die Erinnerungen an bessere Tage so offensichtlich zwischen uns, dass diese Barriere beinahe durchbrochen wurde.
    Die Spiegeleier retteten uns.
    Während Peter in der Küche schepperte, ging ich zum Gäste-WC, um mich zu erleichtern. Es war jedoch abgeschlossen.
    »Peter!«, rief ich durch die Wohnung.
    »Ja?«
    »Das Klo ist abgeschlossen.«
    »Was?«
    »Das Klo ist abgeschlossen!«
    »Was?«
    »Dein verdammtes Klo ist zu! Ich muss mal schiffen!«
    »Ach so! Die Spülung ist defekt. Und der Handwerker meinte, er müsste da irgend so ein Teil nachbestellen. Du musst nach oben ins Schlafzimmer.«
    »Deswegen schließt du gleich ab?«
    »Was?«
    »Vergiss es!«
    »Was?«
    Ich schüttelte besserwisserisch den Kopf. »Mann, ist der voll.«
    Ich marschierte die Treppe hinauf und durchquerte gedankenlos Peters Schlafzimmer.
    Nachdem ich gepinkelt hatte, machte ich das Licht im Bad aus und ging zurück ins Schlafzimmer. Auf halber Strecke blieb ich stehen. Mir kam ein böser Gedanke, für den und dessen Ausführung ich mich bis heute selbst hasse.
    Was ich jetzt tat, war vermutlich der dümmste Fehler, seit ich Michelle geheiratet hatte.
    Peters Schlafzimmer war wie der Rest des Hauses mit modernen Möbeln ausgestattet. Schwarz und Weiß dominierten die Oberflächen von Schlafzimmerschrank, Esstisch, Küche und Co. Vermutlich hatte Peter das gesamte Mobiliar aus seine alten Wohnung mit hierher genommen. Sie passten nicht zu diesem Ort und sie passten nicht zu ihm. Jedenfalls nicht zu dem Peter, der er heute war. Es traf nicht gerade meinen Geschmack. Nur ein Möbelstück schien nicht zu allen anderen im Haus zu passen. Es war ein kleiner Nachttisch aus Holz, der mit einem echten Birkenfurnier überzogen war. Er hob sich trotz des schummrigen Lichts, das von außerhalb in das Schlafzimmer fiel, deutlich von allem anderen ab und bildete zwangsläufig ein Zentrum, das zwangsläufig meine Aufmerksamkeit forderte.
    Dieser Nachttisch hatte eine Geschichte zu erzählen.
    Ein Blick.
    Ein einziger Blick in die Schublade.
    Nur ganz kurz.
    Nein, das darfst du nicht!
    Ich wollte schon weitergehen und die Tür hinter mir zu ziehen, da hörte ich Peters lautes Gescheppere aus der Küche.
    Die Gelegenheit war günstig.
    Jetzt oder nie.
    Niemals. Das ist gegen die Regeln!, dachte ich, während ich mich wie ferngesteuert auf den Nachttisch zubewegte.
    In diesem Nachttisch liegt die weggesperrte Erinnerung, die Peter nicht mit mir teilen würde. Ich müsste die Schublade nur öffnen und hineinschauen.
    Lass es!, rief es in meinem Kopf, als ich mit der rechten Hand den Knauf der Schublade berührte.
    Wenn ich jemals willensschwach gewesen bin, dann in diesem Moment.
    Ich vergewisserte mich, dass Peter weiterhin unten in der Küche beschäftigt war. Die Zeit lief mir davon. Je länger ich wartete, desto mehr riskierte ich, Peters Misstrauen zu wecken. Er war allerdings so betrunken, dass sein Zeitgefühl nur noch unzureichend funktionierte. So eine Gelegenheit würde ich nie wieder bekommen.
    Mein Herz raste wie wild, als ich die Schublade die ersten Zentimeter aufzog.
    Meine Vernunft schrie mich verzweifelt an, aber meine Hand zog die Schublade immer weiter auf. Ich könnte mit einem einzigen Griff nach dem Inhalt alles kaputt machen, und dennoch tat ich es.
    Die Schublade beinhaltete nur zwei Fotos, die mit der unbedruckten Rückseite nach oben

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