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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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einströmten.
    Sebastian und sein Sinn für Organisation und Ordnung. Wie stolz er auf den Waffenschrank aus Mahagoni gewesen war, den er eigenhändig geschreinert hatte, als Geschenk für seinen Vater. Er hatte es als Überraschung geplant und begonnen, Victors geliebte antike Waffensammlung aus ihrem alten Schrank in den wunderschönen neuen zu räumen. Da hatte er das Geheimfach auf dem Boden entdeckt.
    Das Victors finsterste Geheimnisse enthalten hatte.
    Sebastian hatte von der Hure erfahren, die er hatte töten lassen, damit alle dachten, dass Corinne tot war. Da waren die Schneiderrechnungen für ein hastig angefertigtes Kleid nach Victors genauen Vorgaben. Die Notiz eines befreundeten Juweliers in der Innenstadt mit der Skizze einer Halskette, die er bestellt hatte und die genauso aussehen sollte wie die, die Corinne in der Nacht ihres Verschwindens getragen hatte.
    Es war dumm gewesen, diese Andenken aufzubewahren, er hätte sie längst verbrennen sollen, genau wie er jede Hoffnung begraben hatte, Corinne jemals wiederzusehen.
    Sebastian war über seine Entdeckung entsetzt gewesen, aber er hatte geschwiegen. Denn Victor hatte ihm verboten, von der Angelegenheit zu reden, hatte ihm sogar gedroht. Er hatte Sebastian gesagt, wenn er das alles öffentlich mache, riskiere er den Tod der ganzen Familie.
    Und unter der Last dieses schrecklichen Geheimnisses war Sebastian schließlich zusammengebrochen.
    »Du warst es«, sagte Regina mit hölzerner Stimme. »Du bist schuld an dem, was unserem Sohn geschehen ist. Mein Gott … du hast ihn dazu getrieben. In die Blutgier und dazu, sich in diesem Zimmer eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
    Bishop explodierte vor Wut. »Halt den Mund, habe ich gesagt!«
    Regina zuckte angesichts der Schärfe seiner Stimme zusammen, aber sie wich nicht zurück. Mit zu Fäusten geballten Händen, die Knöchel weiß vor Wut, kam sie auf ihn zu. »Du hast Sebastians Leben zerstört genau wie Corinnes, aber das genügt dir offenbar noch nicht. Du würdest sie immer noch verraten.« Sie sah zum Telefon hinüber, das jetzt wieder in seiner Basisstation ruhte. »Das hast du, nicht? Der Anruf eben … es ging dir darum, deinen eigenen Hals zu retten, selbst wenn das nur auf ihre Kosten möglich ist. So kann ich nicht leben, nicht mit dir. Du bist ein Feigling, Victor. Du widerst mich an.«
    Er streckte die Hand über den Tisch und schlug sie mit der Faust so hart ins Gesicht, dass sie zu Boden fiel. Dann kam er um den Schreibtisch herum und starrte auf sie herunter. Er kochte vor Wut, seine Fänge füllten seinen Mund aus, doch sie hatte keine Angst vor ihm. Sie hob den Kopf und starrte ihm in die Augen, zuckte nicht einmal zusammen beim Anblick seiner transformierten Iriskreise, die ihr Gesicht in einen bernsteinfarbenen Schein tauchten. Ihre Zunge tastete nach dem kleinen Riss in ihrem Mundwinkel, aus dem Blut auf ihr Kinn sickerte.
    »Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was man ihr all die Jahre angetan hat?«, fragte sie anklagend. »Sie wurde vergewaltigt, Victor. Geschlagen und gefoltert. Man hat Experimente mit ihr angestellt wie mit einem Versuchstier. Sie hat in diesem Gefängnis ein Baby bekommen. Jawohl, Corinne hat einen Sohn. Man hat ihn ihr weggenommen, und sie hat gedacht, du würdest ihr helfen, ihn zu finden, ihn zurückzubringen. Alles, was sie wollte, war, dass wir alle wieder eine Familie sind, zusammen mit ihrem Kind.«
    Bishop hörte ungerührt zu. Nicht einmal Reginas Tränen, die ihr jetzt die Wangen hinunterliefen, konnten zu ihm durchdringen. Er steckte schon zu lange und zu tief in der Sache drin; statt Zeit mit Mitleid oder Reue über Dinge zu verschwenden, die er nicht ändern konnte, überlegte er bereits, wie er diese Situation zu seinem Vorteil verwenden konnte, um die Gunst von Gerard Starkn zu gewinnen – oder Dragos, wie der mächtige Mann sich heutzutage nannte.
    Schweigend sah er Regina beim Aufstehen zu, ohne ihr zu helfen. Sie verachtete ihn; er spürte es daran, wie ihr Blut kochte.
    »Ich will, dass du gehst, Victor. Ich will, dass du diesen Dunklen Hafen heute Abend für immer verlässt.«
    Das war eine so lächerliche Forderung, dass er laut herauslachte. »Du erwartest, dass ich mein eigenes Haus verlasse?«
    »Das wirst du«, antwortete sie, so standhaft, wie er sie nie gesehen hatte. »Denn wenn du es nicht tust, werde ich deine korrupten Machenschaften dem ganzen Stamm enthüllen. Ich werde euch enttarnen – dich, Gerard Starkn, Henry Vachon …

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