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Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Herries
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verliehen die Hakennase und die scharf blickenden Augen Khalid ein habichtsartiges Aussehen, und im Moment war sein Zorn mörderisch.
    Sie warf Kasim einen Blick zu und meinte ihn unmerklich den Kopf schütteln zu sehen, beinahe so, als wolle er sie warnen. Er wirkte angespannt wie eine Bogensehne, und Harriet erkannte, dass sie in ernsten Schwierigkeiten steckte.
    „Lasst Ihr mich in den Harem bringen?“
    „Schweig, Weib. Du wirst dahin gehen, wo man dich hinschafft. Sobald die andere Frau gefunden ist, werde ich mich damit befassen, was mit dir geschieht.“
    „Ich wollte weder Euch noch dem Prinzen zu nahe treten, aber ich musste meine Cousine schützen … und ich würde Euch mit Freuden ersetzen, was Ihr für uns gezahlt habt, wenn …“
    „Mach die Dinge nicht noch schlimmer, Weib, und halte den Mund.“
    Die Wachmänner traten neben sie, zu jeder Seite einer. Sie ergriffen sie grob bei den Oberarmen und bohrten ihr die Fingerspitzen in die Haut. Harriet fühlte sich sterbenselend, als sie aus dem Saal geschleift wurde. Wohin brachten sie sie? Irgendwo auf dem Palastgelände befand sich ein Kerker, so viel war ihr zu Ohren gekommen. Die Frauen im Harem hatten darüber gesprochen – hinter vorgehaltener Hand und voller Angst. Keine von ihnen wollte riskieren, in einer seiner stinkenden Zellen zu landen.
    Welche Art der Bestrafung wartete auf sie? Würde man sie auspeitschen oder zum Tode verurteilen?
    Sie kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzudrängen. Es kam nicht infrage, dass sie in Selbstmitleid verfiel. Wenn Marguerite in Sicherheit war, würde sie alles erdulden, was auf sie zukam. Irgendwie. Ob die Zeit gereicht hatte, dass die beiden entkommen waren? War alles nach Plan gegangen? Sie konnte nur beten und hoffen.
    Vor einer unauffälligen Tür blieben die Wachmänner stehen, und einer der beiden nahm einen Schlüssel aus dem klirrenden Bund, das er am Gürtel trug. Er sperrte das Schloss auf, und der andere stieß Harriet über die Schwelle. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wurde es stockfinster, und Harriet hielt den Atem an. Anscheinend befand sie sich in einer Gefängniszelle. Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, dann war es still. Hier würde sie also bleiben, bis der Kalif entschied, was mit ihr geschehen sollte, und so zornig, wie er war, durfte sie keine Gnade erwarten.
    Es dauerte eine Zeit lang, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann konnte sie die Umrisse einer Art Matte auf dem Boden erkennen. Mehr befand sich nicht in dem Raum. Harriet sah zur Decke und bemerkte, dass von irgendwo ganz oben ein schwacher Lichtschimmer hereindrang. Vermutlich durch ein Gitter, durch das man sie beobachten konnte. Genau wie im Harem bespitzelte man sie auch hier.
    Sie tastete sich an den rauen Steinwänden entlang und hockte sich auf die Matte, auf der eine grob gewebte Decke lag und die ungleich härter war als alles, worauf sie sich je gebettet hatte. Mit einem Mal drohten Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit über ihr zusammenzuschlagen, und sie ließ sich auf den Rücken sinken und schloss die Augen. Wenigstens fror sie nicht bei den vielen Lagen Stoff, in die man sie gekleidet hatte, um ihren Ehemann zu erfreuen, wenn er ihr eine nach der anderen auszog. Dass sie zitterte, hatte andere Ursachen.
    Was würde mit ihr passieren? Sie hatte den Zorn des Kalifen heraufbeschworen und musste damit rechnen, dass sie mit dem Tod bestraft wurde. Er klagte sie an, den Prinzen beleidigt zu haben, was nicht ihre Absicht gewesen war, doch sie hatte den Folgen ihres Handelns nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Als Marguerite und sie hier angekommen waren, hatte Kasim sie geschützt; dass er jetzt noch etwas für sie tun konnte, war unwahrscheinlich, selbst wenn er es gewollt hätte.
    „Ich habe keine Angst“, sagte sie laut in die Dunkelheit. „Wenn ich sterben muss, werde ich versuchen, tapfer zu sein. Wenn nur Marguerite in Sicherheit ist, kann ich alles ertragen.“
    Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. Sie fühlte sich unendlich allein. Es gab niemanden, der ihr helfen konnte, niemanden, den es kümmerte, ob sie am Leben war oder starb. Doch selbst jetzt, im Moment tiefster Verzweiflung, erinnerte sie sich noch an den Ausdruck in Kasims Augen, als sie den Schleier zurückgeschlagen hatte. Er war schockiert gewesen, enttäuscht … und schmerzerfüllt. Sie fragte sich, ob sie sich das alles womöglich nur einbildete, doch

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